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#Alarmstimmung auf Wetterkarten

„Alarmstimmung auf Wetterkarten“

Europa erlebt gerade die schlimmste Hitzewelle aller Zeiten, Ausmaß und Intensität sind einmalig in der Geschichte des Kontinents. So fasste der amerikanische Meteorologe Colin McCarthy die spürbaren Auswüchse des Klimawandels kürzlich zusammen. Doch der Tweet stammt nicht vom Sommer, er wurde zu Jahresbeginn gepostet, als sich Millionen Europäer über Grill- und T-Shirt-Wetter zu Neujahr wunderten. Zum Tweet stellte der Meteorologe eine Temperaturgrafik, die die groteske Wärmewelle veranschaulichen sollte.

Andreas Frey

Freier Autor in der Wissenschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Seine Follower sahen einen Kontinent, der mitten im Winter erglühte. Von Nordspanien bis Westrussland dominierte Rot in unterschiedlichen Tönen die Karte, am grellsten leuchteten Norddeutschland und Polen. In diesen Gegenden fiel das Neujahrsfest außergewöhnlich warm aus, vielerorts wurden neue Rekorde aufgestellt. Die roten Farbtöne signalisierten, wie stark die Temperaturen die üblichen Januarwerte überschritten, bis zu 18 Grad war es wärmer als sonst. Damit war die Farbskala der Karte am äußersten Ende angelangt.

Fünfeinhalb Millionen Mal wurde der Tweet am Ende gesehen, und wie immer bei Klimathemen in sozialen Netzwerken entspann sich eine aufgeregte Diskussion. Doch die Kritik entzündete sich nicht etwa an der durchaus gewagten Formulierung „Hitzewelle“ mitten im Winter, sondern an den schrillen Rottönen der Temperaturkarte. Es ist immer derselbe Vorwurf: Meteorologen und Medien würden Wärmewellen absichtlich grell darstellen und deshalb die Wetterkarten manipulieren, um Angst vor dem Klimawandel zu schüren. Ist da was dran?

Verbesserungsbedarf bei Wetterkarten

Der Vorwurf geistert schon länger durchs Netz und erscheint meistens im Sommer, wenn heiße Luft ins Land strömt. Der angebliche Beleg für die Manipulation zirkuliert in Form von Collagen, die erstmals im Sommer 2019 auftauchten. Sie zeigen eine Kombination verschiedener, mitunter verfälschter Wetterkarten. Regelmäßig gepostet werden dabei zwei Karten der Tagesschau, die nachweislich nichts miteinander zu tun haben. Die eine Karte aus dem Jahr 2009 zeigt die Wetteraussichten mit eingeklinkten Temperaturwerten und Wettersymbolen auf grünem Grund, die andere ausschließlich Höchsttemperaturen, weil es sich um eine reine Temperaturkarte handelt. Sie ist rot, weil es seinerzeit sehr heiß war.

Zum Vergleich: die farblich „moderate“ Darstellung der Temperaturanomalien durch Karsten Haustein.


Zum Vergleich: die farblich „moderate“ Darstellung der Temperaturanomalien durch Karsten Haustein.
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Bild: Karsten Haustein

Mittlerweile wurde die Tagesschau-Collage um gefälschte Wetterkarten anderer Sender ergänzt, letztmals wurde die gezielte Desinformationskampagne im vergangenen Sommer in Umlauf gebracht. Die Verfasser haben sie allerdings so plump manipuliert, dass sich der Fake mühelos erkennen lässt. Von dem irrwitzigen Vorwurf bleibt also nicht viel mehr übrig als heiße Luft.

So ähnlich sieht das auch der Geoinformatiker Jochen Schiewe von der Hafencity Universität Hamburg, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kartographie ist. Den Vorwurf, dass Medien oder meteorologische Institute die Karten absichtlich manipulieren, hält er für unberechtigt, gleichzeitig gebe es bei vielen Karten aber Verbesserungsbedarf, sagt er. Denn öfter begegnen ihm Karten, die verwirrend sein können – weil unklar sei, was dargestellt ist. „Sogar bei banalen Themen kommen dann nicht alle mit“, sagt er.

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