Nachrichten

#Alles, bloß nicht bei uns

„Alles, bloß nicht bei uns“

Als Robert Habeck Mitte März in einen Airbus der Flugbereitschaft stieg, um nach Qatar zu fliegen, da ahnte der Bundeswirtschaftsminister nicht, wie viel Aufregung es noch um diese Reise geben würde. Vermutlich ahnte er es auch in dem Moment noch nicht, als er dem Handelsminister des Wüstenstaats die Hand reichte. Doch kaum war das Foto von Habeck mit seiner gebeugten Körperhaltung und dem gesenkten Blick vor dem aufrecht stehenden Scheich Mohammed bin Hamad bin Kasim al-Abdullah Al Thani in Deutschland angekommen, brach ein Sturm der Entrüstung los.

Kein Gas mehr von Russlands Kriegstreiber Wladimir Putin wollen, sich dann aber vor einem anderen autoritären Regime verneigen, in der Hoffnung auf dessen Gas? Dem Grünen wurde Doppelmoral vorgeworfen. Wäre Habeck nicht Protagonist, sondern Beobachter gewesen, hätte er vielleicht selbst gesagt: Geht’s noch, Alter?

„Not in my backyard“

Das Buhlen um das Gas aus Qatar ist nicht der einzige Punkt, der an der deutschen Energie- und Klimapolitik widersprüchlich erscheint. An den Flüssiggasterminals, die jetzt im Norden Deutschlands entstehen, sollen nicht nur Tanker aus dem Persischen Golf anlegen, sondern auch solche aus den Vereinigten Staaten.

Knapp 80 Prozent ihres Gases fördern die Amerikaner allerdings mit einer Technik, die Deutschland aus Sorge vor Umweltschäden selbst nicht anwenden will: Beim Fracking wird ein Wasser-Sand-Chemikalien-Gemisch in tiefe Gesteinsschichten gepresst, um das Gas freizusetzen.

Ähnliches beim Strom: Allenfalls ein paar Monate länger sollen die drei verbliebenen Kernkraftwerke über das Jahresende hinaus laufen. Den Atomausstieg grundsätzlich in Frage zu stellen, wollen vor allem die Grünen nicht. Zugleich hat Deutschland im vergangenen Jahr knapp 10 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Frankreich importiert – einem Land, das seinen Strom zu zwei Dritteln mit Kernkraft erzeugt und das auch nicht ändern will. „Not in my backyard“, nicht in meinem Hinterhof, nennen Immobilienfachleute das Phänomen, dass Menschen Unangenehmes von sich fernhalten wollen. Auch in der Energiepolitik gibt es viele „Nimbys“.

Alles nur vorübergehend

Macht Deutschland es sich mit seiner ablehnenden Haltung zu Fracking und Atomkraft nicht zu einfach, wenn es zugleich auf diese Weise erzeugte Energie importiert? Endet das grüne Gewissen an Deutschlands Außengrenzen? Jürgen Trittin ist am Telefon, Grünen-Urgestein und von 1998 bis 2005 Bundesumweltminister. „Natürlich gibt es derzeit bittere Widersprüche. Aber ich finde, zu denen müssen wir stehen“, sagt er. „Deutschland hat ein Konzept. Kein anderes Land baut die Erneuerbaren so schnell aus wie wir. Wir sichern damit die Energieversorgung in Europa.“

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!