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#Alles neu macht der Supersalone

Alles neu macht der Supersalone

One-off heißt es in der Designwelt, wenn ein Entwurf für ein Möbel- oder Kleidungsstück nur einmal umgesetzt wird. Mit einem One-off lässt sich eine Idee testen, oft unter improvisierten Bedingungen. Bewährt sie sich, kann der Entwurf auch in Serie gehen. Dass sogar eine ganze Designmesse in diesem schnellen Format funktioniert, hat jetzt der Salone del Mobile in Mailand gezeigt: Er ging in dieser Woche in der Pandemieversion über die Bühne, unter dem Namen Supersalone. Und fast alles war anders als gewohnt bei einer der bedeutendsten und normalerweise auch größten Möbelmessen der Welt.

Nachdem die Messegesellschaft die Ausgaben im April vergangenen Jahres sowie in diesem Jahr hatte absagen müssen, wollte man nun mit einer Extraausgabe ein Zeichen setzen. Für Mailand als Möbelhauptstadt, für die Messe als Veranstaltung mit Zukunft. Binnen kurzer Zeit realisierten die Organisatoren um Salone-Präsidentin Maria Porro eine experimentelle Version der Designschau, mit finanzieller Unterstützung vom Staat. Viel kleiner (in vier statt 24 Hallen), viel italienischer (mit nur 16 Prozent internationalen Ausstellern) und auch nachhaltiger. Statt wie sonst riesige Stände in die Hallen zu klotzen, mussten sich die Unternehmen mit ein paar Metern Wandfläche einer vorgegebenen Präsentationsarchitektur begnügen. Diese Architektur bestand zum Teil aus gemieteten Elementen, zum Teil aus standardisierten Plattenmaterialien, die anschließend wiederverwendet werden sollen. Auf Teppichboden hat man gleich ganz verzichtet.

Besucher auf der diesjährigen Salone del Mobile.



Bilderstrecke



Möbelmesse in Mailand
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Designer und ihre Kreationen

Widerstand vieler italienischer Hersteller

Die Pandemie hat dem Salone del Mobile auch zu einem schnellen Generationswechsel verholfen: Im Frühjahr war der bisherige Präsident, der über 70 Jahre alte Claudio Luti, zurückgetreten. Die italienischen Möbelhersteller hatten sich seinem Plan nicht anschließen wollen, die Messe jetzt im September abzuhalten, statt bis April 2022 zu warten. Als Nachfolgerin trat im Juli die 38 Jahre alte Maria Porro an – eine Sensation für die in Italien immer noch sehr konservative und männlich geprägte Branche. Und so souverän Luti den Salone stets repräsentiert hatte, mit der so sympathischen wie unprätentiösen Porro war doch ein neuer Geist zu spüren. Sie holte sich nicht nur Hilfe mit einem Kuratoren- und Gestalterteam um den Mailänder Architekten Stefano Boeri, sie ging auch voll ins Risiko und stemmte in drei Monaten den Supersalone. Durchaus gegen den Widerstand vieler italienischer Hersteller, die nur widerwillig mitmachten.

„Es war in diesem Jahr nicht möglich, einen normalen Salone zu organisieren“, sagte Maria Porro in dieser Woche bei einer Pressekonferenz auf dem Messegelände. „Aber es wäre nicht richtig gewesen, eine Leere zu hinterlassen.“ Die Designcommunity brauche einen Ort, um sich zu auszutauschen. Porros Auftritt geriet so leidenschaftlich und emotional, dass im Publikum vereinzelt sogar die Augen gewischt wurden. Die Sehnsucht nach Treffen in der wirklichen Welt, nach Gesprächen und neuen Eindrücken war groß gewesen in der Branche, bei Herstellern und Designerinnen, bei Händlerinnen und Innenarchitekten. Die ganze Woche lag eine heitere, gelöste Stimmung in der Luft, auf der Messe, in den Showrooms und Ausstellungen in der Mailänder Innenstadt, bei den per Green Pass abgesicherten Empfängen und Veranstaltungen. Strahlende Gesichter hinter Masken und zögerliche Umarmungen, schließlich hatten sich viele Beteiligte zwei Jahre lang nicht gesehen.

„Eine Messe ist nicht nachhaltig“

Den neuralgischen Punkt sprach Maria Porro freimütig an: „Eine Messe ist nicht nachhaltig.“ Auch wenn der Materialaufwand für den Supersalone deutlich reduziert werden konnte und die Messe zum ersten Mal ihren CO2-Fußabdruck kompensieren lässt: Zur nächsten regulären Ausgabe im April 2022 werden die Hersteller wieder ihre gewohnt ausufernden Markenwelten inszenieren wollen – mit hausgroßen Ständen voller Einbauten, Podesten und Trennwänden.

„Wir müssen über die Auswirkungen der Messe nachdenken“, sagte Porro. „Ich sage nicht, dass die Messe im April schon nachhaltig sein kann. Aber wir müssen zusammen mit den Ausstellern daran arbeiten.“ Zumal der Status des Salone del Mobile als wichtiger Branchentreff und Fixpunkt im Eventkalender schon vor dem Ausbruch der Pandemie ins Wanken geraten war. Zu groß, zu viel Spektakel, zu wenig Substanz, lautete die Kritik. Lohnte es sich wirklich noch, aus der ganzen Welt für wenige Tage in die lombardische Hauptstadt zu reisen, um dann vor lauter Menschen kaum mehr die Sofas und Regale zu sehen? Kleinere, regionale Festivals und Messen, etwa in Skandinavien, boten sich als entspanntere und überschaubarere Alternativen an.

Doch der Supersalone hat als One-off seinen Zweck erfüllt und einen Weg in die Zukunft gewiesen. Wer sich als Hersteller auf die Einschränkungen eingelassen hatte, konnte sie zum eigenen Vorteil wenden: mit pointierten, unterhaltsamen, überschaubaren Präsentationen statt Monsterständen. Das Publikum wirkte nicht so überfordert wie früher, und mancher Hersteller war froh, dass weniger Andrang herrschte. Statt Möbelmessen-Touristen sei vor allem wirklich interessiertes Fachpublikum angereist, so war zu hören. Die Pandemie hat die Logik des „Immer mehr“ ausgebremst, und die Messe hat die Chance mit dem Supersalone genutzt. Im April wird sich zeigen, ob dieser One-off in Serie geht.

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