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#„Als könnte man übers Wasser nach Europa laufen“

Die wenigen Bäume vor den sandfarbenen Stadtmauern von Sfax bieten kaum Schatten. Trotz der sengenden Hitze herrscht vor dem Bab Dschebli, dem Tor, das zum Gemüsemarkt in der Medina führt, dichtes Gedränge.

Händler bugsieren ihre schwer bepackten Karren durch die eilenden Einkäufer, junge Männer schlendern durch die Menge, bilden kleine Gruppen, plaudern und schauen einfach nur zu: Der Platz vor der Altstadt ist ein großer Wartesaal auf dem Weg nach Europa – und eine Informationsbörse. Sie tauschen Telefonnummern und Tipps aus, plaudern, warten oder schließen Freundschaften.

Die beiden Männer, die an einem Stand gebrauchte Handys begutachten, haben sich auch erst in der tunesischen Hafenstadt am Mittelmeer kennengelernt. Nadir kommt aus Khartum, Peter aus Juba in Südsudan. „Ich musste aus Khartum raus. Seit dem Putsch vor zwei Jahren kehrt keine Ruhe mehr ein. Im April brachen dann noch einmal schwere Kämpfe aus“, sagt der 22 Jahre alte Nadir. Zwei Monate brauchte er für den Weg über Tschad und dann durch die libysche Wüste, „zum Teil bin ich zu Fuß gelaufen“.

Hauptsache weg aus Afrika

Beide hatten noch keine Zeit, um sich groß Gedanken zu machen, wohin es geht, wenn sie das Mittelmeer hinter sich haben – Hauptsache weg aus Afrika. „Wir brauchen erst einmal einen Platz zum Schlafen und endlich Arbeit“, sagt Peter. Er ist 17 Jahre alt und glaubt nicht mehr daran, dass aus Südsudan, das sich vom Norden getrennt hat, noch ein richtiger Staat wird. Sfax ist ein Konfliktbarometer Afrikas. Es schlägt schnell und präzise aus. Nach der jüngsten Explosion der Gewalt in Khartum, die inzwischen Darfur erfasst hat, treffen die beiden jungen Männer auf immer mehr Sudanesen.

Treffen mit Saïed: Meloni, von der Leyen und Rutte Mitte Juni in Tunis


Treffen mit Saïed: Meloni, von der Leyen und Rutte Mitte Juni in Tunis
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Bild: AP

Zwischen Busbahnhof und Stadttor versammeln sich jeden Tag die vereinten gescheiterten Nationen von Afrika. Seit Jahresbeginn strömen immer mehr Mi­granten und Flüchtlinge aus Mali, Guinea, Burkina Faso und der Elfenbeinküste nach Sfax. Die zweitgrößte Stadt Tu­nesiens ist zum wichtigsten Brückenkopf nach Europa geworden. Italien ist nur 150 Kilometer entfernt: Hunderte brechen von den Stränden östlich und westlich der Stadt jede Nacht auf.

Mehr als 56.000 schafften es nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in diesem Jahr nach Lampe­dusa, Pantelleria, Sizilien und aufs italienische Festland – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sich die Zahl ver­doppelt. Knapp 28.000 stachen in diesem Jahr bereits von Tunesien aus in See, der Rest aus dem benachbarten Libyen. Im vergangenen Jahr waren die meisten Menschen auf den Booten Tunesier, heute stammen mehr als neunzig Prozent aus Staaten südlich der Sahara, wo Krisen, Kriege und die Folgen des Klimawandels dafür sorgen, dass ihre Zahl auch in Zukunft zunehmen wird.

„Ich probiere es wieder und immer wieder“

Die EU setzt auf das kleine Tunesien. Am Donnerstag wollen die Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfeltreffen dem kleinen nordafrikanischen Land ein großzügiges Angebot machen, das deutlich macht, wie akut die Lage ist: Ein „umfassender Partnerschaftspakt“ im Ge­samtwert von 1,6 Milliarden Euro soll dem Staat am Rand des wirtschaftlichen Bankrotts dazu bewegen, mehr gegen irreguläre Migration zu tun.

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