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#Altes Schmerzmittel wiederentdeckt

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Altes Schmerzmittel wiederentdeckt

Schmerzempfinden ist lebenswichtig, kann das Leben aber auch zur Qual machen. Welches Kraut dagegen hilft, scheinen Europäer bereits im frühen Neolithikum herausgefunden zu haben. So lassen sich Samen von Schlafmohn (Papaver somniferum) identifizieren, die aus der Jungsteinzeit stammen. Die Datierung ist jedoch schwierig. Denn Mohnsamen sind so winzig, dass sie von höher gelegenen, jüngeren Gesteinsschichten leicht in tiefer gelegene, ältere rutschen können.

Dass sie weniger als einen Millimeter messen und oft nicht einmal zwanzig Mikrogramm wiegen, hat bisher eine direkte Datierung mit der Radiokarbonmethode verhindert. Dank technischer Fortschritte in der Beschleuniger-Massenspektrometrie sind solche Messungen nun möglich geworden. Wissenschaftler um Aurélie Salavert vom Muséum national d’Histoire naturelle in Paris und Lucie Martin von der Universität Genf haben erstmals das Alter einzelner Mohnsamen aus prähistorischen Fundstellen bestimmt.

Schlafmohnkapseln


Schlafmohnkapseln
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Bild: dpa

Wie die Forscher in den „Scientific Reports“ berichten, stammen die ältesten, auf Mitte des sechsten Jahrtausends vor Christus datierten Funde aus Mittelitalien. Prähistorische Mohnsamen aus Südfrankreich und dem nordöstlichen Spanien lassen sich ebenfalls der Kultur mit Abdruckkeramik zuordnen, also den Pionieren von Ackerbau und Viehzucht im nordwestlichen Mittelmeerraum. Auf 5200 bis 5000 vor Christus datiert, kommen diese Funde etwas jünger daher als die italienischen. Ob sie aus dem Anbau von Schlafmohn stammen oder von wild wachsendem Borsten-Schlafmohn (Papaver somniferum subsp. setigerum), ist nicht zu klären.

Ein nahrhafter Import aus dem Süden

Ähnlich alt wie die jungsteinzeitlichen Mohnsamen aus Südfrankreich und Spanien sind auch Funde aus Belgien und den Niederlanden sowie deutsche aus Vaihingen an der Enz und Nieder-Mörlen. Weil in diesem Siedlungsgebiet der Linearbandkeramiker kein Borsten-Schlafmohn gesammelt werden konnte, muss dort Schlafmohn aus dem Süden importiert worden sein. Wie Keramikfunde und Werkzeuge aus Stein bezeugen, gab es tatsächlich seit ungefähr 5300 vor Christus rege Kontakte zwischen den mediterranen und den mitteleuropäischen Kulturen.

Schlafmohn erwies sich als derart anpassungsfähig, dass er sich in Mitteleuropa rasch ausbreiten konnte. Dort gedieh er in Lössgebieten offenbar ebenso gut wie im mediterranen Ambiente. In den Alpenraum könnte der Mohnanbau deshalb nicht nur von Süden vorgedrungen sein, sondern auch von Norden über das Rheintal. Die ältesten Funde aus den Westalpen werden zwischen 5000 und 4850 vor Christus verortet.

Eine aufgebrochene Kapsel einer Schlafmohnblüte. Deutlich zu erkennen sind sie Samen.


Eine aufgebrochene Kapsel einer Schlafmohnblüte. Deutlich zu erkennen sind sie Samen.
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Bild: dpa

In der zweiten Hälfte des fünften Jahrtausends vor Christus war Schlafmohn bereits bis in mittleren Höhenlagen der Alpen anzutreffen. Etwas jüngere Pfahlbauten in der Schweiz lieferten die größten Mengen Mohnsamen, die jemals in prähistorischem Kontext entdeckt wurden.

Bleibt die Frage, wozu Europas Bevölkerung während der Jungsteinzeit so gern Schlafmohn angebaut hat. Vermutlich waren die fettreichen, nussartig schmeckenden Mohnsamen eine willkommene Ergänzung des Speiseplans. Dass der Milchsaft des Schlafmohns schmerzstillende und berauschende Substanzen enthält, dürfte ebenfalls früh entdeckt worden sein.

Womöglich kannten schon steinzeitliche Jäger und Sammler, die im Ursprungsgebiet des Schlafmohns umherstreiften, dessen Potential samt riskanten Nebenwirkungen. Wie die paläobotanischen Erkenntnisse zeigen, ist Schlafmohn mit hoher Wahrscheinlichkeit eine der ersten Nutzpflanzen europäischer Herkunft. In den Regionen, die den Rohstoff für Opium und Heroin produzieren, ist er erst später angekommen.

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