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#Bundeswehr in der Flut: Zweifrontenkrieg im Inland

Bundeswehr in der Flut: Zweifrontenkrieg im Inland

Marcel Wahl ist gerade mit seinen Soldaten in Leverkusen angekommen. Der Himmel ist bewölkt, immerhin regnet es nicht. Aber das heißt nicht viel. Der Stabsfeldwebel blickt, während er an diesem Freitagmittag telefoniert, auf die BayArena. Dahinter liegen die Dhünn und der Rhein. Beide sind gefährlich angeschwollen, ebenso wie die Wupper, die in den Rhein mündet. Die Böden im Bergischen Land sind vollgesogen wie ein Schwamm, Talsperren im Sauerland und der Eifel laufen über, Staudämme sind instabil geworden. Wahl und seine Kameraden wissen noch nicht, wo genau sie zum Einsatz kommen. Aber die Abwehrschlacht gegen das Wasser steht unmittelbar bevor.

20.000 Sandsäcke warten darauf, an neuralgischen Punkten verteilt zu werden. Vielleicht werden es noch mehr. Die zivilen Kräfte sind damit überfordert. Darum hat die Stadt nach der Bundeswehr gerufen. Die Panzerbrigade 21 hat Soldaten ihres Versorgungsbataillons aus Unna und das Aufklärungsbataillons aus Ahlen alarmiert. Insgesamt zweihundert Soldaten wurden in Marsch gesetzt. Doch nicht alle kommen durch. Das Autobahnkreuz Leverkusen ist zu dieser Zeit bereits gesperrt. Die Ahlener, zu denen Wahl zählt, schafften es früh genug. Die Soldaten aus Unna aber, so Wahl, steckten noch fest.

Leverkusen ist an diesem Freitagmittag nur der jüngste Brennpunkt, an dem die Bundeswehr in Nordrhein-Westfalen zum Einsatz kommt. Aber es ist bei weitem nicht der einzige. Von den 17 Hilfeleistungsanträgen, die die Streitkräfte bis zu diesem Zeitpunkt angenommen haben, sind erst fünf abgeschlossen. Ständig kommen neue hinzu. 555 Soldaten, teilt ein Sprecher des zuständigen Landeskommandos in Düsseldorf mit, seien gegenwärtig im Einsatz. Doch die Zahl ist offenkundig nur ein Wasserstand. Ganz genau, heißt es aus Kommandokreisen, wisse man es nicht. Häufig riefen die Städte und Gemeinden bei der Bundeswehr an. Die Soldaten schickten ein Vorkommando und schauten, was sie leisten könnten, dann würde gehandelt. Um die „Papierlage“ kümmere man sich später.

Menschen werden aus umspülten Häusern gerettet

Der Fokus der Truppe liegt laut Angaben des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen beim Einsatz der Bundeswehr weiterhin auf Rettungsmaßnahmen, der unmittelbaren Schadensabwehr und der Wiederherstellung elementarer Handlungsmöglichkeiten für die zivilen Einsatzkräfte.

SAR-Hubschrauber holten nach wie vor Menschen aus Baumkronen und umspülten Häusern. Barrieren gegen das Wasser würden errichtet und Straßen instand gesetzt, damit Feuerwehr, Rettungswagen, das Technische Hilfswerk und nicht zuletzt die Anwohner überhaupt wieder in abgeschnittene Bereich vorstoßen könnten. So wie in Hagen. Die Stadt am Fuße des Sauerlandes war die erste, die sich am Mittwoch mit einem Hilfsgesuch an die Bundeswehr wandte, angesichts der massiven Verwüstungen in der Stadt in Folge des Starkregens und der Volme, die zu einem reißenden Strom anschwoll.

Soldaten der Bundeswehr helfen mit einem Pionierpanzer Dachs bei den Aufräumarbeiten wie hier in Hagen-Hohenlimburg


Soldaten der Bundeswehr helfen mit einem Pionierpanzer Dachs bei den Aufräumarbeiten wie hier in Hagen-Hohenlimburg
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Bild: dpa

Soldaten des Panzerpionierbataillons 130 aus Minden rückten noch Mittwochnacht mit schwerem Gerät Richtung Sünden aus; dabei erwiesen sich gerade die militärischen Fähigkeiten der Pioniere als goldrichtig für den Kampf gegen die Schäden. In einem Gefecht zählt es zu ihren Aufgaben, Schneisen zu schlagen, Sperren zu überwinden und Gewässer zu überqueren. In Hagen zogen die Pioniere noch am Freitag einen echten Seecontainer aus dem Wasser. Der 20 Fuß lange Behälter hing an einer Brücke fest. Bergepanzer vom Typ Büffel mit ihrer Krananlage und Pionierpanzern vom Typ Dachs, die über eine Baggeranlage verfügen, mussten gemeinsam eingesetzt werden, um den Container zu bergen.

Neben den Panzerpionieren kamen in Hagen auch Soldaten der Panzerbrigade 21 zum Einsatz. Einer von ihnen war Hauptmann Martin Waltemathe. Der Presseoffizier, der auf fünf Auslandseinsätze im Kosovo und in Mali zurückblickt, zeigt sich am Tag nach seiner Rückkehr aus Hagen am Telefon immer noch vom Ausmaß der Verwüstungen schockiert. Unvergessen bleibe für ihn eine Straße im Ortsteil Hohenlimburg. „Als ich über die Schutthalde ging, sah ich etwas Weißes aus dem Boden schauen. Es war ein Autodach.“ Dem Anblick könne er nicht vergessen. „Da liegen Tonnen Schutt und Geröll“, sagt er. „Viele Menschen haben alles verloren, einfach alles, und das mitten in Deutschland.“

„Priorität liegt jetzt bei der Katastrophenhilfe“

Die Soldaten der Bundeswehr müssen sich darauf einstellen, dass sie neben der Corona-Pandemie mit den Folgen des Hochwassers auf längere Zeit einen weiteren Einsatz im Innern zu bewältigen haben werden. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) ordnete am Freitag an, dass die Bundeswehr sämtliche Aufträge, die nicht unmittelbar mit Auslandseinsätzen in Verbindung stehen, hintangestellt werden. „Die Priorität der Bundeswehr liegt jetzt bei der Katastrophenhilfe“, schrieb die Ministerin auf Twitter. Von ihren Erfahrungen in der Corona-Pandemie, heißt es aus Bundeswehrkreisen, profitiere man immerhin dabei. Das Zusammenspiel zwischen den zivilen Kräften und den Streitkräften habe sich im Kampf gegen das Virus „eingespielt.“

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