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#Amerikas „dunkle Seiten“

Amerikas „dunkle Seiten“

„Sie sind die drei letzten verbleibenden Überlebenden einer Geschichte, die wir lange nur verschwommen im Spiegel gesehen haben. Doch nicht länger – jetzt wird Ihre Geschichte sichtbar und bekannt sein.“ Mit diesen Worten wandte sich Joe Biden in Tulsa in Oklahoma direkt an die letzten drei Menschen, die das Massaker an den Afroamerikanern der Stadt vor hundert Jahren miterlebten. Viola Fletcher und Lessie Benningfield Randle waren im Grundschulalter, Fletchers Bruder Hughes Van Ellis war ein Baby, als am 31. Mai und 1. Juni 1921 Weiße ihr Viertel in Greenwood plünderten und brandschatzten. Die florierende Nachbarschaft war als „Black Wall Street“ bekannt. Vorwand für das Verbrechen war ein nicht erhaltener Zeitungsbericht über eine angebliche Vergewaltigung einer Weißen – Ursache waren der Rassismus und Neid der ansässigen weißen Bevölkerung auf die schwarze Mittelschicht Greenwoods.

Biden ist der erste Präsident, der nach Tulsa reiste, um dort an das Massaker zu erinnern. Obwohl damals bis zu 300 Afroamerikaner von weißen Mobs ermordet wurden, wurde die Geschichte des Verbrechens an Schulen nicht gelehrt, Akten wurden vernichtet. Die Ereignisse rückten erst in den vergangenen Jahren durch die Bürgerrechtsbewegung und seit 2019 auch durch die HBO-Serie „Watchmen“ ins öffentliche Bewusstsein. Donald Trump posierte am 99. Jahrestag des Verbrechens mit einer Bibel vor einer historischen Kirche in Washington, nachdem Polizisten Demonstranten mit Tränengas angegriffen hatten. Der Kontrast zu ihm hätte kaum größer sein können, als sein Amtsnachfolger Biden nun über die Taten von Greenwood sagte: „Meine amerikanischen Mitbürger, das waren keine Ausschreitungen, es war ein Massaker.“ Es habe klare Versuche gegeben, das Verbrechen aus dem Gedächtnis der Nation zu löschen.

Wie Schwarzen das Wählen erschwert wird

Der Präsident nahm das Gedenken zum Anlass, die Amerikaner zu einer gründlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte und Gegenwart des systemischen Rassismus aufzufordern. Nur die Wahrheit könne Gerechtigkeit und Heilung bringen, sagte er. Große Nationen stellten sich ihren „dunklen Seiten“, so Biden. Er erinnerte daran, dass noch im 20. Jahrhundert zahlreiche weiße Lynchmobs Schwarze töteten. Biden zog auch eine Linie von der tödlichen Gewalt vor hundert Jahren zu den rassistischen Ausschreitungen in Charlottesville 2017 und zu dem Angriff von Rechten auf das Kapitol im Januar.

Die Überlebenden des Massakers: Lessie Benningfield Randle, Viola Fletchter, und Hughes Van Ellis (vorne, von links)


Die Überlebenden des Massakers: Lessie Benningfield Randle, Viola Fletchter, und Hughes Van Ellis (vorne, von links)
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Bild: AFP

Biden hatte den Kampf gegen systemischen Rassismus mehrmals zu einem der wichtigsten Ziele seiner Präsidentschaft erklärt. Er hatte sich im Wahlkampf offen für die Diskussion über finanzielle Reparationen an Afroamerikanern gezeigt, sich aber nicht explizit dafür ausgesprochen. Eine Kommission im Kongress könnte untersuchen, wie Reparationen für Nachfahren von versklavten Schwarzen und Opfer von institutionalisiertem Rassismus aussehen sollen. Doch ihre Einsetzung scheiterte bislang an den Mehrheitsverhältnissen. Mehrmals hatte Biden versprochen, konkret gegen die Folgen systemischen Rassismus vorzugehen. In seinem Wahlprogramm hatte er zum Beispiel angekündigt, die Diskriminierungen zu bekämpfen, die von Schwarzen betriebene Kleinunternehmen bei der Kreditvergabe treffen. Biden nahm auch Maßnahmen seines Amtsvorgängers Trump zurück. Der hatte etwa die Behörde für Verbraucherschutz im Finanzwesen beschnitten, die auch Fälle rassistischer Kreditvergabe untersuchen kann. Die meisten der versprochenen Neuerungen würden allen Menschen mit geringem Einkommen helfen, unter denen sich aber überproportional viele Afroamerikaner befinden. Hinzu sollen etwa gezielte Investitionen in historische schwarze Universitäten (HBCU’s) kommen. Kritiker merkten an, dass in den neuesten Plänen der Regierung der umfassende Erlass von Studienschulden nicht mehr enthalten ist. Diese Schulden betreffen überproportional Amerikaner, die nicht weiß sind.

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