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#An der Börse führt kein Weg vorbei

An der Börse führt kein Weg vorbei

Müssen Sie schon zahlen? Die Negativzinsen treffen immer mehr Bankkunden. Die „Guthabengebühren“ greifen auf geringere Kontostände über. Der Prozess beschleunigt sich, ein Ende ist nicht in Sicht. Vorbei die Zeiten, als Sparer risikolos vier Prozent Zinsen auf Tagesgeldkonten oder mit Bundesanleihen verdienten. Die Negativzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) setzen die Banken unter Druck. Deutsche Institute mussten im vergangenen Jahr 2,7 Milliarden Euro dafür an die EZB zahlen. Diese Kosten reichen sie nun an die Kunden weiter. Sparer, die Negativzinsen meiden wollen, müssen Risiken eingehen, erst recht, wenn eine anziehende Inflation die Ersparnisse entwertet.

Erfreulicherweise haben deutsche Sparer ihre Angst vor Aktien überwunden. Sie haben hierzulande noch nie so viel in Aktien investiert wie im Pandemiejahr 2020. Langfristig erzielen Aktien die höchsten Erträge, das zeigen viele Studien. Dies setzt allerdings voraus, dass der Sparer die richtigen Titel wählt. Das Wirecard-Debakel zeigt die Anlagerisiken einzelner Aktien. Sie lassen sich mit einem günstigen passiven Indexfonds (ETF) senken. Der Anleger streut seine Risiken, weil er einen breiten Aktienindex wie den Dax erwirbt.

Alte Weisheiten gelten nicht mehr

Doch auch dann bestehen Risiken. Früher wurde Sparern ab einem Alter von 50 Jahren geraten, verstärkt aus Aktien in Zinstitel umzuschichten. Dann wären sie im Ruhestand auf der sicheren Seite, weil die Erholung nach Börsenkorrekturen einige Jahre dauern könne – für Rentner, die auf ihre Rücklagen angewiesen sind, oftmals zu lange. Allerdings lauern auch bei vermeintlich sicheren Anlagen Gefahren, wie die Schieflage der Greensill Bank gerade deutlich gemacht hat.

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Zwar sind die Privatanleger durch die Einlagensicherung der privaten Banken in vollem Umfang ausgezahlt worden, aber Kommunen und andere professionelle Investoren gingen leer aus. Sie verloren bei der deutschen Tochtergesellschaft des australischen Lieferkettenfinanzierers 500 Millionen Euro. Die Negativzinsen drängen Kommunen zu riskanten Anlagen, unter den Verlusten leiden die Steuerzahler. Die vor allem von der Deutschen Bank und der Commerzbank getragene Einlagensicherung der privaten Banken will ihre Leistungsversprechen nun sogar weiter kürzen.

Im nächsten Schadensfall dürften noch weniger Investoren auf ihr Geld hoffen, zu den Geschädigten könnten dann auch Unternehmen und Stadtwerke gehören. Eine wichtige Rolle in der Vermittlung der Einlagen nehmen seit einiger Zeit spezialisierte Zinsplattformen ein, etwa Weltsparen oder Zinspilot. Auch sie haben Einlagen an Greensill vermittelt. Ihr Geschäftsmodell beruht auf der gesetzlichen Einlagengarantie von 100.000 Euro je Kunde und Bank. Ohne diese Garantie vertraut kein Sparer sein Geld für Tagesgeldzinsen von 0,2 Prozent einer unbekannten Bank an.

Gefahr einer Fehlallokation

Solche Institute weisen aber in der Regel höhere Risiken auf als die Banken, die derzeit mit Negativzinsen Einlagen abwehren. Die Greensill-Schieflage steht für die Gefahr einer Fehlallokation: Banken mit riskanten Geschäftsmodellen können sich zu historisch niedrigen Zinsen über Einlagen finanzieren, weil sich Sparer auf die gesetzliche Ausfallgarantie verlassen. Diese kostet die privaten Banken eine Milliarde Euro, hinzu kommen weitere zwei Milliarden Euro aus der freiwilligen Einlagensicherung, also für Einlagen oberhalb der gesetzlichen Garantie.

Das Geld hätten die Banken besser in die Digitalisierung investiert. Verständlich, dass sie nun den Umfang ihrer freiwilligen Einlagensicherung reduzieren wollen. In den Banken hat auch der Wille zur Solidarität mit zweifelhaften Wettbewerbern, die ihrem Sicherungssystem angehören, Schaden genommen. Volksbanken und Sparkassen versprechen hingegen weiterhin vollständigen Einlagenschutz, weil jedes Mitgliedsinstitut in ihrem Verbund bei einer Schieflage von den anderen aufgefangen wird. Doch die Verbundstrukturen sind den Bankenaufsehern der EZB ein Dorn im Auge. Das Sicherungssystem der Sparkassen muss daher neu aufgestellt werden; es erscheint der EZB zu komplex und zu wenig effizient.

Weniger Sicherheit für deutsche Sparer

Gleichzeitig dringt die Notenbank auf eine europäische Einlagensicherung. Sie böte deutschen Sparern jedoch nicht mehr Sicherheit, weil auch Banken aus Italien oder Griechenland abgesichert werden müssen. Bislang beharrt die deutsche Regierung standhaft darauf, dass zuvor die faulen Kredite in Südeuropa abgebaut werden müssten. Aber wie lange noch? Wie schon bei den gemeinsamen EU-Anleihen ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Verweigerungshaltung aufgegeben wird. Eine europäische Einlagensicherung sollten Sparer aber nicht zum Anlass nehmen, ihr Geld unters Kopfkissen zu legen. Besser sie lernen schon jetzt, mit den Risiken der Börsen umzugehen.

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