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#Analyse: Darum ist das 1&1-Netz zum Erfolg verdammt

Analyse: Darum ist das 1&1-Netz zum Erfolg verdammt

1&1 hat in der vergangenen Woche viele Details zum Netzausbau des vierten deutschen Handynetze bekannt gegeben. So hat der künftige Netzbetreiber verraten, wann er voraussichtlich starten will und wie der Netzausbau erfolgt. Kann der Plan aufgehen? Eine Analyse.

1&1 Headquarter
Bildquelle: United Internet

Die Antwort klang im ersten Moment desillusionierend: „Rechen Sie damit, dass das Anfang 2023 werden kann“ – mit diesen oder zumindest inhaltlich ähnlichen Worten reagierte United Internet- und damit 1&1-Chef – Ralph Dommermuth auf unsere Frage, wann mit einem Start des neuen Handynetzes zu rechnen sei. Zuvor hatte Dommermuth im Rahmen der Halbjahreszahlen konkrete Details zu Netzausbau und vor allem auch zum Partner bereitgelegt.

Ein Generalunternehmer aus Japan, Rakuten, soll das Netz in Deutschland für 1&1 nicht nur bauen, sondern auch planen. Die Gesamtverantwortung liegt bei den Japanern. Zum Einsatz kommt Technik, die so in Europa noch nie zum Einsatz kam, um ein komplettes Netz zu bauen. Dank OpenRAN legt man sich nicht auf einen Technikhersteller fest, sondern kann nahezu alles verbauen. Die Antennenstandorte werden nur Antennen beherbergen, die notwendige Technik will 1&1 in 550 Rechenzentren bündeln.

Das modernste Netz Deutschlands entsteht

Sollte 1&1 und Rakuten dieser Netzaufbau gelingen, so hat 1&1 sicherlich das modernste und möglicherweise auch agilste Netz in Deutschland. Alle Maßnahmen im Netz lassen sich per Knopfdruck aus der zentralen Technik durchführen. Zudem kann das Netz vom Start weg Latenzen im Millisekundenbereich bieten. Jeder (!) Sendemast soll ans Glasfasernetz angeschlossen sein. Das schafft heute nicht einmal die Telekom. Allerdings baut diese auch Masten im ländlichen Bereich. Das darf man von 1&1 zunächst vermutlich nur in Einzelfällen erwarten.

Doch 1&1 muss schnell sein. Denn jeder nicht gebaute Sendemast bedeutet Kunden, die das National Roaming von O2 nutzt, weil es kein eigenes Netz gibt. Dieses kostet Geld. Mehrmals pro Jahr kann 1&1 die Abnahmevolumina bei Telefónica festlegen und in vertraglich definierten Grenzen reduzieren oder erhöhen. Jeder gebaute Sendemast reduziert das Volumen und erhöht die eigene Marge. Die Ausbauplanung sieht aktuell vor, bis 2030 ein Netz zu bauen, das 50 Prozent der Haushalte erreicht. Das ist gerade einmal die Auflage der Bundesnetzagentur und wirkt etwas unambitioniert.

Das Abenteuer „eigenes Mobilfunknetz“ wird 1&1 noch viel Geld kosten. Allein in diesem Jahr waren es bereits etwa 15 Millionen Euro, noch einmal 15 Millionen sollen dazu kommen. Bis 2030 sprechen japanische Medien von bis zu 2,3 Milliarden Euro, die Rakuten bekommen soll. Auf dem Weg zum erfolgreichen Netzbetreiber warten auf Dommermuth und sein Team dann auch noch Ausbauauflagen und Versteigerungen von Mobilfunkfrequenzen.

Was passiert beim Netzausbau in der Fläche?

Weitere Frequenzen wird Dommermuth mindestens dann brauchen, wenn er über 2030 hinaus auch ein Netz in der Fläche betreiben will. Das National Roaming mit O2 endet derzeit 2029, kann aber nochmals um fünf Jahre durch neue Verhandlungen verlängert werden. Spätestens dann – also 2034 – sollte das 1&1 Netz auf eigenen Beinen stehen. Nur vermeintlich ein langer Zeitraum, wenn man bedenkt, wie lange Telekom, Vodafone und O2 schon an ihren Netzen bauen. Und: Schon 2026 werden die ersten Bereiche für das National Roaming schon wieder gesperrt.

Gleichzeitig hat aber niemand so gute Ausgangsvoraussetzungen, ein komplett neues Netz auf die Beine zu stellen, wie Dommermuth mit seinem Imperium. Er verfügt über die Versatel schon heute über mehr als 51.000 Kilometer Glasfaserleitung. Er hat Rechenzentren. Und: Er hat schon fast 11 Millionen Kunden im Mobilfunkbereich, die er quasi per Knopfdruck in sein eigenes Netz umschalten will, sobald es gestartet ist.

Letztlich ist Dommermuth mit dem 1&1-Netz aber auch zum Erfolg verdammt. Der Kauf der Glasfaser-Tochter Versatel im Jahr 2014, die Übernahme der Drillisch (2017) an andere strategische Beteiligungen sind schon über Jahre hinweg Anzeichen dafür, dass der Plan eines eigenen Handynetzes bei Dommermuth schon lange reifte. Er hat schon viel investiert. Vermutlich zu viel, um zu scheitern. Aber wirklich gescheitert, das ist Dommermuth mit seinen Unternehmen bisher nie.

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  • Konzernzentrale 1&1: United Internet

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