#„Dieser Sieg bedeutet mir alles“
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„„Dieser Sieg bedeutet mir alles““
Die Redingtons hatten es immer wieder versucht. 51 Jahre lang, über mehrere Generationen hinweg. Alle wollten sie einmal das Iditarod-Hundeschlittenrennen in Alaska gewinnen, das der Amerikaner Joe Redington Sr. 1973 ins Leben gerufen hatte. Geklappt hat es für seine Söhne, seine Enkel und auch für ihn selbst in 71 Anläufen nie.
Bis Dienstagmittag. Bis Ryan Redington, 40 Jahre alt, wild winkend und vom Johlen der Fans begleitet, die letzten Meter auf der von dichten Zuschauerreihen gesäumten Front Street in Nome im Westen Alaskas neben seinem Hundeschlitten ins Ziel lief. Nach acht Tagen, 21 Stunden und 12 Minuten für die gut 1600 Kilometer lange Strecke durch das Innere Alaskas hatte er die Trophäe seines Großvaters erstmals in die Familie Redington zurückgebracht.
„Dieser Sieg bedeutet mir alles“, sagte Redington, nachdem er im Ziel die Hunde gefüttert und Gott und die Welt umarmt hatte. „Schon als kleines Kind war mein großes Ziel gewesen, einmal das Iditarod zu gewinnen. Ich kann es nicht glauben, dass es jetzt geklappt hat.“ Viel Arbeit, Geduld und Unterstützung seien dafür nötig gewesen, auch von seinen beiden Brüdern, die es zuvor selbst versucht hatten und bei denen er sich jetzt im Rennen immer wieder Rat geholt hatte. Am Ende war es eine 14-Stunden-Mammutetappe ohne größere Pausen von Koyuk bis White Mountain, durch die er sich am Montag den entscheidenden Vorsprung verschaffte. So brachte er einen Abstand von eineinhalb Stunden zu dem zweitplatzierten Amerikaner Peter Kaiser ins Ziel.
Vor gut einem Jahr noch hatte ihn ein schwerer Trainingsunfall zurückgeworfen, als ein Schneemobilfahrer in sein Hundeteam gerast war und die Tiere teils schwer verletzt hatte. Die Kosten für die nötigen Operationen konnte Redington nur durch Zehntausende Dollar Spenden von Fans und Unterstützern aufbringen. Nun war Wildfire, einer der verunglückten Hunde, Teil seines Iditarod-Siegerteams.
Immer wieder versucht: Ryan Redington während des Rennens im Jahr 2021
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Bild: AP
Das Iditarod, das härteste Hundeschlittenrennen der Welt, ist eine uramerikanische Mischung aus Volksfest, Pionier-Nostalgie, Trapper-Romantik und lebensgefährlichem Abenteuersport. Es geht zurück auf den „Serum Run“ im Jahr 1925, als die Diphtherie im Goldgräberort Nome an der fernen Westküste Alaskas wütete und eine Staffel von Hundeschlittenführern die rettenden Medikamente in fünfeinhalb Tagen durch Sturm, Eis und Schnee in den abgelegenen Ort brachte. Auch heute setzen eisige Kälte, Schneestürme, Erschöpfung, Übermüdung und Schlafmangel Hunden und Mushern, wie die Hundeschlittenführer heißen, schwer zu. Die Temperaturen sinken zuweilen unter minus 50 Grad. „Du musst tanzen, auch wenn die Musik schlecht ist“, heißt es dazu gern unter Mushern – und im Winter in Alaska ist die Musik oft schlecht.
In diesem Jahr freilich waren es eher ungewohnt milde Temperaturen, die manche Rennpläne durcheinanderbrachten. Trotzdem musste auch Redington kurz vor Schluss noch kritische Momente überstehen, als die Sicht in einem wegen brutaler Winde berüchtigten Abschnitt so schlecht war, dass er nur noch seinen ersten beiden Hunde erkennen konnte. „Meine Augen froren zu, ich konnte nichts mehr sehen, der Wind war unglaublich.“
Lohn für die Leiden waren die Siegprämie von gut 50.000 Dollar sowie diverse Extra-Preise unterwegs, durch die weitere 5000 Dollar, Goldnuggets im Wert von 1500 Dollar und unter anderem 25 Pfund Lachs und eine handgenähte Biberfellmütze zusammenkamen. Wichtiger war für ihn aber die Familiengeschichte. Sein Großvater Joe Redington Sr. war 1948 nach Alaska gekommen und hatte sein eigenes Hundeteam aufgebaut. Die Tradition des Hundeschlittenfahrens drohte aber bald zu verschwinden, Luftverkehr und motorisierte Schneemobile übernahmen deren Aufgaben. Um die Tradition am Leben zu halten, organisierte Redington 1973 die erste Auflage des Iditarod-Rennens. 19 Mal nahm er selbst teil, kam aber nie über Platz fünf hinaus. Zuletzt beendete er das Rennen 1997, nach 13 kräftezehrenden Tagen – im Alter von 80 Jahren. Zwei Jahre später starb er.
All die Jahre, sagte Ryan Redington, hätten sie den Traum am Leben gehalten, einmal das Rennen ihres Großvaters zu gewinnen. Es sei ein „very doggy life“ gewesen, ein von Hunden bestimmtes Leben, das sie geführt hätten, sieben Tage die Woche. Nun endlich passte alles zusammen. Kurz vor dem Rennen war Ryan Redington Chinesisch essen gewesen und hatte den Glückskeks danach schon im Mund gehabt, als ihm einfiel, dass er die Weissagung gar nicht gelesen hatte. Er schaute nach, und dort stand: Die Zahl 5 wird dir in Zukunft Glück bringen. Beim Iditarod 2023 trug Ryan Redington – die Startnummer 5.
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