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#Ansprüche von Arbeitnehmern: Erst kommt das Gehalt, dann die Kultur

Trotz der Debatte über Work-Life-Balance, kostenlose Obstkörbe oder Kickertische – Wohlfühlen ist für Mitarbeiter längst nicht alles. Das zeigt eine neue Studie.

Sich am Arbeitsplatz wohlzufühlen, ist wichtig für die Leistung, die Kollegen zu mögen ebenso. Diese Erkenntnis hat in den vergangenen Jahren zu allerlei Obstkörben, Tischtennisplatten und bunten Teamevents in den Unternehmen geführt. Doch so richtig sie im Kern auch sein mag – was für die Deutschen wirklich zählt, ist das Geld, mit dem sie jeden Monat nach Hause gehen.

Gefragt danach, was sie an ihren Arbeitgeber bindet, stellen 58 Prozent der Beschäftigten ihre Vergütung und Zusatzleistungen ganz nach vorne. Das hat eine Umfrage der Unternehmensberatung McKinsey ergeben, die der F.A.S. vorab vorliegt. Erst auf Platz zwei folgt die Unternehmenskultur mit 48 Prozent. „Das Gehalt hat aufgrund der Inflation zuletzt sogar noch an Relevanz gewonnen“, sagt Isabel Eichwald-Niemann, Ko-Autorin der Studie.

Obwohl dies nicht die erste Studie ist, die die Bedeutung des Gehalts unterstreicht, wird dieser Faktor von den Unternehmen selbst häufig unterschätzt. Fragt man die Personaler danach, welche Faktoren sie für besonders wichtig halten, zeigt sich nämlich ein genau umgekehrtes Bild: Sie halten die Unternehmenskultur mit 53 Prozent für das wichtigste Instrument zur Mitarbeiterbindung. Vergütung und Zusatzleistungen landen mit 36 Prozent auf Platz zwei.

Den Jungen ist Gehalt sogar noch wichtiger

„Das liegt auch daran, dass in der medialen Debatte Themen wie Work-Life-Balance eine große Rolle spielen“, sagt Eichwald-Niemann. Das könne die Wahrnehmung bei den Unternehmen verzerren. Und wer vor dem Hintergrund der vielen Debatten um die zartbesaitete Generation Z nun glaubt, dass junge Leute hier eine Ausnahme bilden, wird abermals eines Besseren belehrt. „Wir konnten zeigen, dass der jungen Generation das Gehalt sogar noch wichtiger ist als den Arbeitnehmern zwischen dreißig und sechzig.“

Unterschiede gibt es zudem zwischen Beschäftigten, die überwiegend in Büros arbeiten und solchen, die vor allem körperlich fordernden Tätigkeiten nachgehen. Und die Ergebnisse überraschen: So sind den Arbeitern flexible Arbeitszeiten wichtiger als den Büroangestellten. „In den Bürojobs sind flexible Arbeitszeiten bereits sehr verbreitet. Im Schichtdienst ist das schwieriger umzusetzen, aber auch hier gibt es Beispiele, die zeigen, wie es gehen kann“, sagt Julian Kirchherr, der ebenfalls an der Studie beteiligt war.

Schichtplan per App

Er berichtet von einem großen amerikanischen Einzelhändler, der seinen Mitarbeitern ermöglicht, per App auch kurzfristige Änderungen an ihrem Schichtplan vorzunehmen und Schichten zu tauschen. „Solche Lösungen werden wir in Zukunft häufiger sehen, denn der Fachkräftemangel in den praktischen Berufen treibt die Unternehmen dazu, diese attraktiver zu machen.“

Zumal die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben von den Unternehmen tendenziell noch unterschätzt wird: Während 40 Prozent der befragten Personaler diese unter den Top 3 Aspekten der Mitarbeiterbindung verorten, tun dies nur 30 Prozent der Beschäftigten.

Falsch liegen die Personaler auch mit ihrer Einschätzung der Bedeutung von Arbeitsplatzsicherheit. Niemand muss heute lange arbeitslos sein, schon gar nicht die gut Qualifizierten. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen. „An dieser grundsätzlichen Einschätzung der Arbeitnehmer ändert auch die Rezession nichts“, resümiert Eichwald-Niemann.

Die Bereitschaft, den Arbeitgeber zu wechseln, ist folglich auch weiterhin hoch, gerade unter jungen Menschen. Sie betreiben teilweise „strategisches Job-Hopping“, um ihre Ziele zu erreichen, heißt es in der Studie. Insgesamt kann sich mehr als jeder Dritte vorstellen, in den nächsten Monaten den Arbeitgeber zu wechseln.

Für Unternehmen sind das teure Nachrichten. Die durchschnittlichen Kosten für die Nachbesetzung einer Stelle belaufen sich laut Studie auf 5500 Euro. Immer häufiger nehmen Kandidaten das Angebot in letzter Minute doch nicht an. Da lohnt es sich für die Betriebe doch mitunter, sowohl für die nächste Abteilungsparty als auch für die nächste Gehaltsrunde tiefer in die Taschen zu greifen.

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