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#„Antisemitismus ist keine Meinung“

„Antisemitismus ist keine Meinung“

Wir begehen in diesem Jahr das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Ich danke der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau, dass sie mich aus diesem Anlass eingeladen hat, den Impulsvortrag bei der Reformationsfeier zu halten. Dieser Einladung bin ich sehr gerne nachgekommen. Sie müssen jetzt nicht befürchten, dass ich Ihnen in allen Facetten 1700 Jahre deutsch-jüdische Geschichte referieren werde – dann säßen wir morgen noch hier. Nein, ich möchte nur schlaglichtartig einen Blick auf diese reiche Geschichte werfen und dann ein paar Gedanken zur Gegenwart mit Ihnen teilen, die mir wichtig sind.

Das Festjahr zur 1700-jährigen jüdischen Geschichte in Deutschland ist kein Jubeljahr. Daher sprechen wir auch nicht von einem Jubiläum. Denn jeder, der sich mit dieser Geschichte beschäftigt hat, weiß: Sie ist von Höhen und Tiefen geprägt, nicht nur von Tiefen – von tiefsten Abgründen! Dass der in Köln gegründete Verein „321 – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ dennoch ein Festjahr ausgerufen hat, halte ich für richtig. Es geht uns – ich selbst gehöre zu den Gründungsmitgliedern des Vereins –, es geht uns darum, in Deutschland ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie lange bereits Juden in deutschen Landen leben, wie sehr sie die Kultur unseres Landes geprägt haben und wie sich das jüdische Leben heute gestaltet.

Denn leider ist das Wissen darüber in der Bevölkerung sehr gering. Mit Judentum verbinden die meisten Deutschen den Holocaust. Ohne allerdings viel über den Holocaust zu wissen. Dabei gibt es so viele Zeugnisse jüdischen Lebens. Ich will zunächst einen Blick auf Köln werfen, denn Köln ist die älteste jüdische Gemeinde nördlich der Alpen.

Einstige Judenfeindlichkeit der Kirchen ist bis heute überliefert

Im Jahr 321 n. d. Z. unterzeichnete der römische Kaiser Konstantin ein Edikt, in dem erstmals die Berufung von Juden in den Kölner Stadtrat gestattet wurde. Dies ist die erste schriftliche Überlieferung jüdischen Lebens in Deutschland. Die älteste existierende Abschrift dieses Edikts war jetzt für mehrere Wochen in Köln zu bewundern. Und in wenigen Jahren wird die Miqua, die archäologische Zone im Zentrum Kölns zugänglich sein, wo wertvolle Überreste eines jüdischen Viertels aus dem 12. und 13. Jahrhundert zu sehen sein werden.

Noch berühmter und zu Recht seit kurzem Unesco-Weltkulturerbe sind die SchUM-Stätten. Wer den Speyerer Judenhof, den Wormser Synagogenbezirk oder die alten jüdischen Friedhöfe in Worms und Mainz besucht, wird gewahr, wie stark das Judentum die Kultur in deutschen Landen beeinflusst hat. Die deutsch-jüdische Geschichte ist jedoch auch, wenn nicht sogar vorrangig, eine christlich-jüdische Geschichte. Denn über Jahrhunderte waren Juden von der Gunst christlicher Herrscher abhängig. Lange Zeit waren diese Herrscher in Personalunion kirchliche Würdenträger. Senkten sie ihren Daumen und stachelten den Hass auf Juden an, kam es zu schrecklichen Pogromen und Vertreibungen.

Auch die einstige Judenfeindlichkeit der Kirchen ist bis heute in vielen Zeugnissen überliefert und leider mit uralten antijüdischen Stereotypen noch immer in den Köpfen der Menschen präsent.

Zu diesen Zeugnissen gehören die „Judenschriften“ Martin Luthers ebenso wie steinerne Abbilder: In zahlreichen Kathedralen findet sich die Statue „Ecclesia“, die die siegreiche christliche Kirche darstellt, sowie die Figur der „Synagoga“, die auf abfällige Weise das Judentum symbolisiert. Noch abstoßender sind die sogenannten „Judensauen“ in vielen alten Kirchen. Hier wurden Juden auf übelste Weise verhöhnt.

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