Nachrichten

#Anwohner fühlen sich allein gelassen

Anwohner fühlen sich allein gelassen

Als ein Anwohner ruft, es nutze doch nichts, wenn man das Tal so wie es war wieder aufbaue, gibt es bei der Einwohnerversammlung in Altenahr das erste Mal Applaus. „Es hat jetzt drei Monate gedauert, und wir sind keinen Schritt weiter“, ruft der Mann. „Ich kann jetzt nicht mein Haus aufbauen und das in drei Jahren nochmal machen“, sagt ein anderer. Seit rund anderthalb Wochen informieren die Behörden die Bürger des Ahrtals allabendlich über den Wiederaufbau.

Vom oberen Teil der Ahr arbeiteten sie sich dafür langsam hinunter bis zum Rhein. Bei den Versammlungen wird anfangs kurz der Toten gedacht, dann geht es um Anträge, Bauvorgaben und Überschwemmungsgebiete. Vor allem aber geht es um die Frage, wie ein sicheres Leben im Ahrtal möglich sein kann. Für die Behördenvertreter von Land, Landkreis und Gemeinde sind es keine einfachen Abende. Offenkundig wird, dass sich das Land Rheinland-Pfalz schwer tut, diese Krise enormen Ausmaßes, die Antworten auf so vielen Ebenen erfordert, zu managen. „Die sind total überfordert“, sagt dazu eine Frau auf der Einwohnerversammlung in der vollbesetzten Kirche von Altenahr am Montagabend.

Bis zu 80 Prozent der Kosten

Seit Ende September können die Bewohner des Ahrtals Anträge für den Wiederaufbau ihrer Häuser und einen Ersatz des zerstörten Hausrats stellen. Rund 15 Milliarden Euro stellen Bund und Länder für das Tal bereit. Versprochen wird ein rasches, möglichst unbürokratisches Verfahren. Privatleute sollen bis zu 80 Prozent der Kosten für einen Wiederaufbau nach heutigen Standards erhalten, in Ausnahmefällen bis zu 100 Prozent. Gleiches gilt für Unternehmen.

Doch ob das reicht, um die Menschen im Tal zu halten, wird sich zeigen. Denn auf zentrale Fragen der Bürger können die Behördenvertreter keine Antwort geben. So ist etwa unklar, wie das Hochwasserschutzkonzept für die Ahr nun aussehen soll. Anders gesagt: Es ist unklar, ob die wiederaufgebauten Häuser einmal in einer sicheren Umgebung stehen werden.

 In der Pfarrkirche Mariä Verkündigung findet am am 11. Oktober 2021 eine Einwohnerversammlung zum Wiederaufbau in Altenahr statt.


In der Pfarrkirche Mariä Verkündigung findet am am 11. Oktober 2021 eine Einwohnerversammlung zum Wiederaufbau in Altenahr statt.
:


Bild: Lucas Bäuml

Bei der Katastrophe Mitte Juli waren 134 Personen ums Leben gekommen, mehr als 760 wurden verletzt. Den Behörden lagen zwar detaillierte Prognosen der horrenden Pegelstände vor, doch wurde so gut wie nicht gewarnt. Viele Menschen wurden im Schlaf von den Wassermassen überrascht. Die Wissenschaft fordert seitdem ein radikales Umdenken in allen Bereichen, vom Haus- über den Straßenbau bis hin zur Landwirtschaft – und vor allem fordert sie große Rückhaltebecken an den Zuflüssen der Ahr.

Darum geht es bei der Einwohnerversammlung in Altenahr immer wieder, doch wird dazu von den Behördenvertretern nur vage eine Studie in Aussicht gestellt. Vertretern des Landesumweltministeriums zufolge soll es ein Hochwasserschutzkonzept geben, das zusammen mit Landkreis und Kommunen erstellt werden soll. Ende Oktober soll es dafür eine Zusammenkunft der „Hochwasserpartnerschaft“ geben.

Bauen ohne Schutzkonzept

Andreas Christ, im Landesumweltministerium zuständig für den Hochwasserschutz, verspricht, dass es bei dem Prozess „keinerlei Denkverbote“ gebe. Ein Anwohner verweist darauf, dass es seit Anfang des vorigen Jahrhunderts Pläne zu Rückhaltebecken gibt. „Wann hören wir auf mit Planen?“, fragt er. „Gibt es denn eine Deadline und wie geht es für uns weiter?“, fragt eine Bürgerin? Das Konzept werde ein „Marathonlauf“, antwortet ein Behördenvertreter.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!