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#Arbeitgeberverband in Rom: Unternehmen stoppen die Produktion

„Arbeitgeberverband in Rom: Unternehmen stoppen die Produktion“

Italien befindet sich in der Rezession. Es ist nach der Einschätzung des italienischen Arbeitgeberverbandes Confindustria zwar nur eine sogenannte technische Rezession, die zwei Quartale eines Rückgangs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) beschreibt, nicht mehr. Doch die Definition einer zumindest kurzen Rezession sei erfüllt, und das auch nur unter der recht optimistischen Annahme eines Krieges in der Ukraine, der im Juli ende.

Der italienische Arbeitgeberpräsident Carlo Bonomi sprach bei der Präsentation der jüngsten Verbandsschätzung am Samstag in Rom von „erschreckenden Zahlen“, die Anlass gäben, den schon länger vorgebrachten Warnungen noch mehr Nachdruck zu geben. 16 Prozent der italienischen Industrieunternehmen hätten seit Ausbruch des Krieges wegen gestiegener Kosten oder Mangel an Vormaterialien ihre Produktion verlangsamt, einige hätten die Arbeit auch ganz eingestellt.

Der Verband rechnet damit, dass dieser Anteil in den kommenden drei Monaten auf 46 Prozent der Industrieunternehmen steige. Die drittgrößte Volkswirtschaft nach Deutschland und Frankreich beobachtet ihr Bruttoinlandsprodukt mit Argusaugen, denn die Wirtschaft leidet seit Jahrzehnten unter Wachstumsschwäche.

Unter Draghi war der Optimismus zurückgekehrt

Seit Mario Draghi Ministerpräsident ist, war die Hoffnung auf eine nachhaltige Konjunkturstärkung gewachsen. Das Wirtschaftswachstum von 6,6 Prozent im vergangenen Jahr bestätigte die Zuversicht. Nun aber droht ein Rückgang. Im ersten Quartal gehe das BIP um 0,2 Prozent und im zweiten Quartal um 0,5 Prozent zurück, schätzt der Arbeitgeberverband. Der Punkt, an dem die Wirtschaftsleistung wieder das Niveau vor der Pandemie erreiche, verschiebe sich.

„Und vergessen wir dabei nicht, dass wir immer noch 8 Prozentpunkte unter dem Niveau von 2008 liegen“, dem Zeitpunkt vor der internationalen Finanzkrise, fügte Arbeitgeberpräsident Bonomi hinzu. Im zweiten Halbjahr 2022 wäre zwar eine Erholung möglich, sodass am Jahresende noch ein Wirtschaftswachstum von 1,9 Prozent herauskommen könnte.

Doch dafür unterstellen die Ökonomen die Erwartungen eines baldigen Kriegsendes. Zwei weitere vom Verband berechnete Szenarien kommen jeweils zu schlechteren Ergebnissen, darunter auch eine lange Rezession bis 2023. Auch die italienische Regierung wird in den nächsten Tagen ihre Wachstumsprognose für 2022 deutlich nach unten revidieren, kündigte der italienische Finanz- und Wirtschaftsminister Daniele Franco am Wochenende an.

Wirtschaftsminister Daniele korrigiert Prognose nach unten

Bisher rechnete sie mit einem Plus von mehr als 4 Prozent. Diese vor dem Krieg gemachte Vorhersage ist heute Makulatur. Nun haben fast 2000 vom Arbeitgeberverband befragte Unternehmen die gestiegenen Kosten für Energie und Rohstoffe sowie Lieferschwierigkeiten ihrer Zulieferer als Gründe für die Verlangsamung angegeben.

Die Energierechnung der italienischen Unternehmen, die 2019 insgesamt nur 8 Milliarden Euro betrug, könnte in diesem Jahr auf mehr als 60 Milliarden Euro steigen, warnte Bonomi. Besonders betroffen ist die Region Lombardei mit ihrer ausgeprägten Industriestruktur. 310 Unternehmen hätten ihre Produktion dort eingestellt, berichteten die Behörden kürzlich.

Der größte Papierhersteller Italiens, Pro-Gest, war einer der ersten davon. Nach einer Woche, in der seine Maschinen für die Herstellung von Hygienepapier und Wellpappe stillstanden, hat er den Betrieb wieder aufgenommen. Er konnte mit seinen Abnehmern höhere Preise aushandeln, hieß es. „Doch der Großteil der Unternehmen schafft es nicht, die höheren Kosten an die Kunden weiterzugeben“, klagte Bonomi.

Industrie wünscht sich einen Eingriff in die Energiepreise

Der Arbeitgeberverband fordert als Gegenmaßnahme nun einen Preisdeckel für Erdgas. Wenn sich das auf europäischer Ebene nicht durchsetzen ließe, dann solle Italien national handeln. Diese Forderung einer Preisobergrenze hat die italienische Regierung zusammen mit Ländern wie Spanien, Griechenland und Belgien auf europäischer Ebene gestellt.

Russland sei von den europäischen Abnehmern abhängig, weil das Land keine Alternative zu den großen Abnehmern aus Europa habe, sagte Draghi kürzlich. Daher könnten die Europäer einen deutlich niedrigeren Erdgaspreis durchsetzen. Sie müssten aber ihre Nachfrage bündeln, und sie dürften keine Angst vor einem russischen Lieferstopp haben. „Denn Russland kann sein Gas gar nicht an einen anderen Kunden verkaufen“, erklärte der Ministerpräsident und fügte hinzu: „Es gibt keinen Grund, warum Gas für die Europäer so teuer ist.“

Europäische Länder wie Deutschland oder die Niederlande haben sich jedoch gegen einen Preisdeckel gewandt, weil er ein starker Markteingriff mit unabsehbaren Konsequenzen wäre. Erdgas wird nicht nur aus Russland bezogen. Verträge müssten gebrochen werden, meint Giampaolo Galli, Ökonom an der Università Cattolica del Sacro Cuore. „Es ist auch ungewiss, wie das Tauziehen mit Russland ausgehen wird. Es besteht die Gefahr, dass es zu Unterbrechungen der Gasversorgung kommt, je nachdem, wie Russland reagieren wird“, sagt er.

Der italienische Arbeitgeberverband fordert darüber hinaus, dass der europäische Wiederaufbauplan, von dem Italien mehr als die anderen Länder profitiert, in seinen Schwerpunkten angepasst werde. „Überspitzt gesagt, kann ich nicht nachvollziehen, dass 52 Kilometer Radwege wichtiger sein sollen als eine Gasverflüssigungsanlage, die wir dringend brauchen“.

Der Verbandspräsident Bonomi wandte sich jedoch gegen eine Ausweitung des staatlichen italienischen Haushaltsdefizits, das manche Politiker fordern. „Bei Ausgaben von mehr als 900 Milliarden Euro im Jahr lässt sich in Italien genügend Finanzierungsspielraum finden“, sagte er.

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