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#Archäologen finden älteste alphabetische Schriftzeichen

Bei Ausgrabungen in Syrien haben Archäologen in einem Bronzezeit-Grab mehrere Tonzylinder mit rätselhaften, abstrakten Zeichen darauf entdeckt. Datierungen zufolge entstanden diese Täfelchen vor rund 4400 Jahren. Aufgrund ihrer Form und des Kontextes vermuten die Forscher, dass es sich um eine Frühform alphabetischer Zeichen handeln könnte. Sollte sich dies bestätigen, wären diese Tonzylinder das bisher älteste bekannte Zeugnis alphabetischer Schrift.

Das Alphabet und die Schrift sind heute alltäglich, doch wie sich diese Kommunikation über abstrakte Buchstabenzeichen entwickelte, ist erst in Teilen geklärt. Bekannt ist, dass Menschen vor rund 5000 Jahren in verschiedenen Kulturen fast zeitgleich erste Schriften entwickelten – am Indus die noch unentschlüsselte Schrift der Harappa-Kultur, in Mesopotamien die Keilschrift, in Ägypten die Hieroglyphen und auf Kreta gleich zwei Schriftsysteme – sowohl Hieroglyphen als auch abstraktere Zeichen. Doch bei all diesen Schriften handelte es sich noch um bildliche oder symbolische Repräsentationen von bestimmten Objekten oder Silbenlauten.

Wann entstand die erste alphabetische Schrift?

Anders ist dies beim Alphabet: Seine Buchstabenzeichen sind keine bloße Vereinfachung ursprünglich bildhafter Symbole und semantischer Einheiten. Stattdessen repräsentiert jeder Buchstabe einen bestimmten Laut der gesprochenen Sprache. Erst durch ihre Abfolge ergibt sich ein Wort und eine Bedeutung. Seinen Ursprung hat unser Alphabet in der Levante. Dort entwickelten Menschen früher semitischer Kulturen unter dem Einfluss Ägyptens und westasiatischer Schriften erstmals ein echtes Alphabet. Dieses bestand aus Zeichen, die noch heute in der hebräischen Schrift vorkommen und die als abstrakte Buchstaben dienten. Auf die ersten Buchstaben „Aleph“ und „Bet“ dieser Schrift geht der Name „Alphabet“ zurück.

Die bisher ältesten Zeugnisse von alphabetischen und proto-alphabetischen Schriftzeichen stammen aus Tel Lachisch im Süden Israels. Dort haben Archäologen eine 3450 Jahre alte Keramikscherbe mit früh-alphabetischen Schriftzeichen und einen rund 3700 Jahre alten Elfenbeinkamm mit einem ganzen Satz in alphabetischer Schrift gefunden. Doch nun haben Archäologen um Glenn Schwartz noch ältere Zeugnisse alphabetischer Schrift gefunden – in Syrien. Es handelt sich um vier Tonzylinder mit eingeritzten Schriftzeichen aus der Bronzezeitstadt Tell Umm-el-Marra. Diese an einer wichtigen Handelsroute zwischen dem Mittelmeer und der nahen Stadt Aleppo und Mesopotamien gelegene Stadt war ab der frühen Bronzezeit ein wichtiges kulturelles und wirtschaftliches Zentrum dieser Region.

Schriftzeichen aus dem Bronzezeit-Grab

In den Überresten von Umm-el-Marra stießen die Archäologen auf mehrere reich mit Grabbeigaben ausgestattete Gräber aus der frühen Bronzezeit um 2400 vor Christus. Neben den Gebeinen der Toten lagen darin Gold- und Silberschmuck, Kochutensilien, eine Speerspitze und intakte Tongefäße. „Dies spricht dafür, dass dieser Grabkomplex hochrangigen Angehörigen der Gesellschaft vorbehalten war, vielleicht diente er sogar als königlicher Friedhof“, erklären Schwartz und seine Kollegen. In einem der Gräber stießen sie auf vier jeweils rund vier Zentimeter lange Plättchen aus gebranntem Ton. Auf ihnen sind Schriftzeichen eingeritzt, die die Archäologen als mögliche Frühformen der alphabetischen Schrift interpretieren.

Sollte sich dies bestätigen, wären diese Tonzylinder das bisher älteste Zeugnis alphabetischer Schrift. „Diese Entdeckung zeigt, dass die Menschen schon weit früher mit neuen Formen der Kommunikation experimentierten, als wir es uns bisher vorstellen konnten“, sagt Schwartz. Die Tontäfelchen sind mehr als 500 Jahre älter als alle bisherigen Funde. Was diese Zeichen bedeuten, wissen jedoch auch die Archäologen noch nicht. „Die Tonzylinder hatten ein Loch, daher vermute ich, dass man sie mit einer Schnur an andere Gegenstände binden konnte – als eine Art Etikett“, erklärt Schwartz. „Vielleicht beschreiben die Schriftzeichen den Inhalt eines Gefäßes, woher es stammte oder wem es gehörte. Ohne eine Entzifferung und Übersetzung der Schrift können wir darüber nur spekulieren.“

Quelle: American Society of Overseas Research’s Annual Meeting, 2024, Johns Hopkins University

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