Nachrichten

#„Auf der Theaterbühne pfeife ich nicht“

„Auf der Theaterbühne pfeife ich nicht“

Bevor Edgar Selge Schauspieler wurde, hat er Klavier studiert, dann Philosophie und Germanistik. Ausgebildet wurde Selge, der 1948 in Brilon geboren wurde, auf der Otto-Falckenberg-Schule in München. Von dort führte ihn der Weg übers Theater (Münchner Kammerspiele) und das Fernsehen (unter anderen als einarmiger Kommissar Jürgen Tauber im „Polizeiruf 110“) ins Kino („Miss Sixty“). Nun hat der Dreiundsiebzigjährige, der schon mit dem Adolf-Grimme- Preis, der Goldenen Kamera, dem Bambi und dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde, sein literarisches Debüt vorgelegt: Seinen Roman „Hast du uns endlich gefunden“ (Rowohlt).

Was essen Sie zum Frühstück?

Ich stehe zeitig auf, frühstücke aber erst spät, nicht vor halb zwölf, und ich esse dann reichlich und gesund: einen Esslöffel Leinöl, frisches Gemüse, angemachten Quark, Obst, Nüsse, Kefir, Ei, Käse, Feta, Tomaten, Marmelade, manchmal geräucherten Fisch oder rohen Schinken. Dazu Brot von Pfister – ich lebe ja zum Glück in München – und Kaffee oder schwarzen Tee. Die Mahlzeit muss bis 18 Uhr halten. Dann esse ich zum zweiten Mal und danach nichts mehr. Man nennt das 16/8-Fasten, auch wenn die Speisekarte morgens nicht nach Fasten klingt.

Wo kaufen Sie Ihre Kleidung ein?

Es gibt in Köln an der Aachener Straße den Salon Schmitz, auch bekannt als Metzgerei Schmitz, dort konnte man viele Jahre lang einen stets schwarz gekleideten, kahlköpfigen Herrn bei einem Espresso treffen, der einen in seinen versteckten Kleiderladen führte, wo er ausgesuchte belgische, italienische und japanische Kleidung verkaufte. Teure Sachen. Sehr teuer. Wenn man darüber maulte oder verhandeln wollte, sagte er: „Du bist doch Künstler! Bist du etwa geizig? Ein Künstler muss sich verschwenden können.“ Eingeschüchtert und zugleich hingerissen von einigen Kleidungsstücken, habe ich dort viel Geld gelassen.

Was ist das älteste Kleidungsstück in Ihrem Schrank?

Bei besagtem Herrn habe ich in den Achtzigern drei wunderschöne Jacken gekauft. Zwei davon sind mir bei Filmpremieren gestohlen worden, als ich auf die Toilette ging und das Sakko über der Stuhllehne zurückließ. Ein dunkelblaues Cordjackett, weiß gefüttert, besitze ich noch und trage es immer, wenn ich lässig, aber auch unwiderlegbar gut angezogen erscheinen möchte.

Wann haben Sie zuletzt handschriftlich einen Brief verfasst?

Das war ein Wutbrief an den Stellvertreter meines Theaterintendanten, ebenfalls in den achtziger Jahren. In das Kuvert habe ich außerdem an Unrat hineingestopft, was gerade in der Nähe war: Zigarettenkippen, Asche, alte Orangenschalen. Er hat es mit Humor genommen.

Welches Buch hat Sie in Ihrem Leben am meisten beeindruckt?

Zuletzt Édouard Louis: „Das Ende von Eddy“. Dass ein junger Mensch so schonungslos von sich und seiner Familie erzählt und das Ganze „Roman“ nennt, hätte ich nicht für möglich gehalten. Ein Leseerlebnis, das auf mein eigenes Schreiben wie eine Vitaminspritze gewirkt hat.

F.A.Z. Newsletter Stil – Die schönen Seiten des Lebens

Donnerstags um 14.00 Uhr

ANMELDEN


Wie informieren Sie sich über das Weltgeschehen?

Nonstop von morgens bis nachts durch Printmedien, Internet, „Tagesschau“, Dokumentationen.

Was ist Ihr bestes Smalltalk-Thema?

Der letzte Film, die letzte Theateraufführung, das Buch, das ich gerade lese. Ob der Talk „small“ bleibt, hängt auch vom Gesprächspartner ab.

Bei welchem Film haben Sie zuletzt geweint?

„Nomadland“. Eine Freundin der Hauptfigur, keine Schauspielerin, sondern eine echte Nomadin, entwirft einen Plan für ihre letzte Reise zu den Klippen Alaskas. Sie beschreibt den Flug der Vögel an diesen Klippen, und man ahnt, dass sie sich dort in den Tod stürzen wird.

Sind Sie abergläubisch?

Kaum. Ich pfeife nicht auf einer Theaterbühne, aber das hat mehr mit Respekt als mit Aberglauben zu tun.

Worüber können Sie lachen?

Über unfreiwillige Komik. Auch wenn jemand ausrutscht. Kann sein, dass ich lachen muss, während ich zu Hilfe eile.

Ihre Lieblingsvornamen?

Maria und Jakob.

Machen Sie eine Mittagspause?

Manchmal schlafe ich über Mittag.

Edgar Selge auf der Buchmesse in Frankfurt


Edgar Selge auf der Buchmesse in Frankfurt
:


Bild: Imago

In welchem Land würden Sie am liebsten leben?

In Deutschland. Das liegt so schön zentral.

Was fehlt nie in Ihrem Kühlschrank?

Grüner Veltliner.

Fühlen Sie sich mit oder ohne Auto freier?

Ein Auto macht mich nicht frei.

Was ist Ihr größtes Talent?

Einen neuen Versuch machen.

Was tun Sie, obwohl es unvernünftig ist?

Ich versinke in Selbstgesprächen. Vernünftiger wäre es, das Nichts auszuhalten.

Welche historische Person würden Sie gerne treffen?

Den Mann, den sie Jesus Christus nannten.

Tragen Sie Schmuck? Und eine Uhr?

Ich trug mal einen Ehering aus Platin und Gold. Der saß etwas locker. Einmal habe ich auf der Fähre von Meersburg nach Konstanz mit den Fingern auf der Reling getrommelt, so dass der Ring ins Wasser fiel. Meine Frau behauptet seitdem, ich sei nun mit dem Bodensee verheiratet. Weiteren Schmuck trage ich nicht.

Haben Sie einen Lieblingsduft?

Abgeriebene Zitronenschale.

Was war Ihr schönstes Ferienerlebnis?

Das ist eine traumatische Frage, wegen der Schulaufsätze zu diesem Thema. Da streikt mein Hirn.

Auf welchem Konzert waren Sie zuletzt?

Bei einem Soloabend des Geigers Gidon Kremer mit Musik des 20. Jahrhunderts. Ein Erlebnis, das meinen Glauben an die Kunst gefestigt hat.

Was fehlt Ihnen zum Glück?

Zum Glück fehlt mir eigentlich nichts.

Was trinken Sie zum Abendessen?

Abends gern alkoholfreies Weizenbier.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!