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#Aufstieg und Fall des Lex Greensill

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Aufstieg und Fall des Lex Greensill

Lex Greensill war immer ein guter Geschichtenerzähler. Seine riskante Geschäftsidee, die jetzt weltweit für Schlagzeilen sorgt, hat er mit seiner persönlichen Lebensgeschichte verquickt. Sie sollte plausibel machen, was er da tat: Als Sohn australischer Farmer in Queensland habe er keinen leichten Start gehabt. Die Eltern hätten stets damit gekämpft, dass ihre Abnehmer offene Rechnungen zu spät bezahlten. Das wollte er ändern.

Christoph Hein

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Philip Plickert

„Meine Eltern konnten es sich nicht leisten, mich auf die Universität zu schicken, weil wir immer lange warten mussten, bis die großen Handelsketten uns bezahlt haben“, sagte Greensill einmal in einem Interview. Da lag seine Geschäftsidee nahe: Ein modernes Inkassounternehmen, das Unternehmern offene Rechnungen abnimmt und ihnen einen besseren Mittelzufluss (Cashflow) ermöglicht, wollte der junge Australier schmieden.

Mit Greensill Capital, gegründet 2011, ist der heute 44 Jahre alte Selfmade-Man zum Milliardär aufgestiegen. Es schien eine steile Karriere, die den Farmersohn in die Welt der Hochfinanz katapultierte, von Bundaberg bis an die Pforte des Buckingham-Palastes, mit früheren Premierministern Großbritanniens und Australiens als Freunden und Beratern. 2018 wurde Greensill wegen seiner Verdienste um die britische Wirtschaft zum Ritter geschlagen. Leute, die ihn kennen, nennen ihn „verrückt ehrgeizig“. Nun steht der Finanzjongleur unfreiwillig im Rampenlicht. Unter Druck versucht er, von seinem zuletzt auf rund 4 Milliarden Dollar geschätzten Finanzunternehmen zu retten, was zu retten ist.

Kartoffeln und Fintech

Lex und seine Brüder Peter und Andrew hätten sich mit einem Leben als Großbauern begnügen können. Auf der riesigen Familienfarm bauten schon die Eltern Süßkartoffeln, Erdnüsse, Melonen und Zuckerrohr an – wie viele hoch im Norden Queenslands. Heute, in der dritten Generation, ist Greensill Farming in Qunaba zu einem Agrarbetrieb mit 3200 Hektar Land herangewachsen, der größte Produzent von Süßkartoffeln Australiens. Vom „Greensill Spirit“ schwärmt die Familie. Der junge Lex aber wollte mehr.

In den Nächten büffelte er Jura, verdingte sich später in einer Anwaltskanzlei und bei der Bauernvereinigung. Hier reifte seine Idee, aus dem Zahlungsverzug der Lebensmittelkonzerne ein Geschäft zu machen: Nachdem er nach dem Studium kurz bei Morgan Stanley und der Citibank tätig war, gründete er mit dem Geld seiner Familie eine Finanzfirma. Er siedelte nach London um, wo er einen MBA machte, und stieg zum Fintech-Star auf. Am eigenen Leibe habe Greensill erfahren, „welche verheerenden Auswirkungen ineffiziente finanzielle Lieferketten auf ein Unternehmen haben können“, wirbt Greensill Capital bis heute für sich.

Die Idee seiner Lieferkettenfinanzierung klang und klingt gut: Greensill übernimmt offene Rechnungen, zahlt dafür sofort, wenn auch mit einem kleinen Abschlag. Um die Sofortzahlung zu finanzieren, bündelt er die Rechnungen in großen Paketen, in Verbriefungen, und verkauft diese an Fonds, darunter auch welche von Credit Suisse. Gelingt es ihm, die offenen Rechnungen einzutreiben, macht er einen Gewinn. Nicht ohne Risiko ist auch eine andere Finanzierungsmethode, genannt „Reverse-Factoring“. Dabei gibt Greensill an Unternehmen Kredit, übernimmt als Sicherheiten deren Forderungen an Dritte. Greensill meinte, es könnte mit einer Software die Bonitäten genau einschätzen. In der Corona-Krise wurde das aber zunehmend fraglich.

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