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#Flut im Klimawandel: Katastrophe mit klarer Handschrift

Flut im Klimawandel: Katastrophe mit klarer Handschrift

Dieser Schock sitzt tief. Weit über den Westen und Südwesten des Landes hinaus gehen die Schreckensbilder vom Unwetter und den reißenden Fluten der letzten Tage unter die Haut, werden die Toten und unglücklichen Retter, die im Wasser ihr Leben gelassen haben, ins kollektive Gedächtnis übergehen.

Diese Katastrophe zwingt zum Nachdenken. Lang anhaltender Regen, Starkregen – das ist beileibe nichts Ungewöhnliches. Aber Regenmassen, die über Nacht Flutwellen und Hochwasser erzeugen, die Häuser wegreißen und über weite Landstriche hinweg die Hausbesitzer bis zur Verzweiflung um ihr Hab und Gut kämpfen lassen, solche monströsen Wetterphänomene lassen sich heute, gleich wo sie „einschlagen“, nicht mehr allein mit dem unschuldigen Begriff der Naturkatastrophe fassen.

Es ist auch eine Klimakatastrophe. Genauer: Den Katastrophenfall in der Eifel als isoliertes und zufälliges Unwetter, gleichsam als Teilmenge historischer Naturereignisse zu betrachten, blendet einen entscheidenden Wissensstand der jüngeren Forschungsgeschichte aus. Nämlich den mittlerweile unhintergehbaren Zusammenhang zwischen menschengemachtem Klimawandel und der steigenden Zahl an Wetterextremen.

Die Logik der Beschleunigung

Natürlich wäre es voreilig, die katastrophalen Folgen des Tiefs „Bernd“ ohne sorgfältige Analyse als direkte oder gar alleinige Folge der Erderwärmung zu bezeichnen. Aber das Ergebnis ändert nichts an den empirischen Evidenzen. Es sind die Gesetze der Thermodynamik, denen die Natur, das Klima und das Wetter folgen. Jedes Grad Erwärmung beschleunigt den Wasserkreislauf. Grob lässt sich sagen: Ein Grad Erwärmung bedeutet knapp sieben Prozent mehr Wasser in der Atmosphäre, und dieses Mehr an Wasser muss irgendwann und irgendwo abregnen. Zusammen mit den durch die Erderwärmung sich ändernden planetaren Strömungen, die von Eisschmelzen immer stärker angetrieben werden, lässt sich daraus eine fast zwingende Logik ableiten.

Es ist die Logik der Beschleunigung. In den Klimamodellen und meteorologischen Analysen der vergangenen Jahre schlagen sich diese Muster des Klimawandels vielfach nieder. Weltweit hinterlassen die klimabeschleunigten Unwetter ökologische und meteorologische Fingerabdrücke – dokumentiert in diversen globalen Datensätzen wie denen des Deutschen Wetterdienstes, in denen die Wetterextreme mit historischen Katastrophensequenzen abgeglichen werden. Ebenso in Studien, in denen mithilfe von Supercomputern die statistische Wahrscheinlichkeit von Extremwetterphänomenen abgeschätzt werden. Die bittere Wirklichkeit, die sich aus all diesen Analysen ableiten lässt, ist nicht mehr zu leugnen. Der Katastrophenfall enthält immer auch unsere eigene Handschrift. Naturgesetze und Physik lassen sich von uns nicht austricksen.

Das gilt für den Klimawandel genauso wie den Landschaftswandel. Die Versiegelung der Flächen verschlimmert die Folgen der Niederschlagsextreme, und sie ist auch an mikroklimatischen Prozessen beteiligt, die uns bei Hitzewellen – dem anderen Pol der Wetterextreme – zusätzlich belasten. Hitze, Trockenheit und Brände wie dieser Tage an der nordamerikanischen Pazifikküste stehen auch nicht etwa im Widerspruch zur beschleunigten Dynamik des globalen Wasserkreislaufs. Denn auch sie tauchen in den Analysen, viel eindrücklicher sogar noch als die Niederschlagsspitzen, immer öfter als Ergebnis der klimatischen Verschiebungen unseres Planeten auf.

Klimastabilität ist ein Wohlfühlfaktor

Zweierlei lässt sich daraus für unsere Zukunft ableiten: Mehr gesellschaftliche Resilienz muss aufgebaut und jede weitere Eskalation schnellstmöglich verhindert werden. Anpassungen sind schon jetzt, mit 1,2 Grad höherer Durchschnittstemperatur, dringend nötig. Damit ist jeder in seinem jeweiligen Lebensbereich als Planer gefragt. Sich wappnen heißt andererseits nicht: kapitulieren vor dem Unvermeidlichen. Klimahandeln hat heute zu Recht Priorität. Aber Klimaschutz wirkt, das ist zu bedenken, nur verzögert – selbst wenn er politisch forciert wird wie jetzt mit dem europäischen „Fit for 55“-Klimapaket. Und er funktioniert nur im globalen Kontext. Die großen Treiber der Erhitzung kommen jedenfalls nicht nur aus Europa.

Zuletzt haben sich die Treibhausgas-Emissionen in der hoffnungsstiftenden Klimaschutz-Ära vor und nach Paris alles andere als verringert. Global haben sie sich zwischen 2010 und 2018 sogar um satte elf Prozent erhöht. Lediglich im Energiesektor gibt es Lichtblicke. Für den Verkehr und im Gebäudesektor hingegen werden fast weltweit und wie selbstverständlich immer mehr klimaschädliche Treibhausgase erzeugt – weil, wie das Berliner Klimaforschungsinstitut MCC bemerkte, „die Menschen in reichen Ländern immer mehr unterwegs sind und mehr Wohnfläche beanspruchen“. Wie wichtig dabei die Stabilität des Klimas als Wohlfühlfaktor ist, dürfte allen durch die jüngsten Unwetter bewusst geworden sein.

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