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#Augsburg: Osterpredigten: Das Lachen in schweren Zeiten nicht verlernen

„Augsburg: Osterpredigten: Das Lachen in schweren Zeiten nicht verlernen“



Bischof Bertram Meier und Regionalbischof Axel Piper erinnern an einen alten Brauch- und erzählen in ihren Predigten Witze.

Vielen ist in diesen vergangenen Monaten das Lachen vergangen – erst die Pandemie, nun der Krieg in der Ukraine. Fröhlich zu sein, sich über kleine Dinge zu freuen oder einfach mal laut loslachen, fühlt sich in einer solchen Zeit seltsam an. Bischof Bertram Meier, Regionalbischof Axel Piper und Jens Colditz von der Evangelischen Diakonissenanstalt gingen in ihren Osterpredigten am Sonntag auf dieses Gefühl ein und erinnerten an einen Brauch, der im Mittelalter an Ostern gepflegt wurde: das Osterlachen. Und so gab es an diesem Ostersonntag auch in den katholischen und evangelischen Kirchen in Augsburg Witze zu hören.

Priester, so Bischof Bertram Meier, sollen im Spätmittelalter zu Ostern in Anspielung auf die Ostereier „wie Hühner gegackert haben“, sie krochen auf allen Vieren durch die Reihen, machten Handstände auf der Kanzel und erzählten sich skurrile Anekdoten – bis den Kirchenobern alles zu bunt wurde und sie alle theatralischen Darbietungen verboten. Wäre eine solche Fröhlichkeit selbst in schwächerer Ausprägung heute noch denkbar? Der Bischof stellt diese und andere Fragen an die Gläubigen: „Darf man in der Kirche überhaupt lachen? Darf man über das Sterben lachen? Hebt das Lachen nicht vom Boden ab – schafft es nicht Abstand zu den harten Fakten, zum Ernst des Lebens? Und können wir es uns überhaupt leisten, in der Kirche heute zu lachen, wo wir eigentlich weinen müssten über Missbrauch, Untreue und Skandale, über den Gegenwind, der uns bedrängt?“ Um die Antwort vorweg zu nehmen: Ja – und Gott hilft uns, das Lachen zu lernen.

Pandemie, Missbrauch, Krieg: Wir haben das Lachen verlernt

Denn irgendwie scheinen wir es verlernt zu haben in diesen Monaten der Pandemie und anderer schlimmer Nachrichten. „Ich merke es selbst: Gelassenheit und Entspannung sieht anders aus“, so der Bischof. Die Vorsicht bis hin zum Misstrauen seien uns seit Monaten ins Gesicht geschrieben. „Wir bringen unsere Lebenserfahrung mit, gerade der letzten beiden Jahre, und alle Unwägbarkeiten, wie wohl alles weitergeht privat, politisch und kirchlich. Auch in diesem Gottesdienst sind wir mit den Steinen, die uns am Herzen liegen wie Grabsteine, die nicht ins Rollen kommen wollen; mit den vielen Nachrichten von Krankheit und Krise, von Gewalt und Zerstörung, die unsere Köpfe belasten; mit unserer Trauer um Menschen, die eine Lücke gerissen haben und uns nun fehlen; mit unserer Angst vor der eigenen Vergänglichkeit und Sterblichkeit – mit alledem sind wir in den Dom gekommen.“

Bischof Bertram Meier erinnerte in seiner Predigt zum Ostersonntag an einen mittelalterlichen Brauch: das Osterlachen.

Foto: Annette Zoepf

Der Bischof erinnerte an Menschen, die auch in schier ausweglosen Situationen das Lachen nicht verlernt haben. Zum Beispiel ein junger holländischer Pfarrer, der von der Gestapo verhaftet und nach Dachau verschleppt worden war und dort am Ostermontag 1944 eine Ansprache zum Thema „Und Gott lacht.“ hielt. Da hieß es unter anderem: „Es ist alles zum Weinen, nur zum Weinen. Aber Gott schenkt uns am dritten Tage ein Lachen, so reich, dass wir es immer wieder hören müssen und wieder hören: wie Gott lacht über uns, selig rettend, herrlich … Dieser Trost soll durch die ganze Welt gehen und überall, wo geweint wird oder wo die Zähne zusammengebissen werden, um nicht zu weinen, oder wo gelacht wird, wo man sonst weinen müsste, dort überall soll das Lachen Gottes hörbar werden.“ Auch heute fühlten sich Menschen oft ohnmächtig und wehrlos, so der Bischof. „Wenn uns doch dann der mächtige lachende Gott einfiele – und unser Herz ein wenig leichter würde.“

Leichter machte Bischof Bertram den Gläubigen das Leben übrigens mit einem Witz: Der Papst ist auf Pastoralbesuch in Amerika und fährt an einem freien Nachmittag mit seinem Chauffeur auf der Autobahn durch die Prärie. „Mein Sohn“, sagt er zum Chauffeur, „ich bin zwar der Papst, aber man lässt mich nichts mehr selber machen. Einmal im Leben möchte ich noch selbst Auto fahren. Wechseln wir den Platz! Hier sieht uns niemand.“ Gesagt, getan. Der Papst setzt sich ans Steuer – und fährt, aber leider zu schnell. Er wird gestoppt – von einer Polizeistreife. Der Polizist sieht den ertappten Verkehrssünder, er wird blass und ruft seinen Chef an: „Was soll ich tun?“ „Strafen natürlich“, raunt eine barsche Stimme. „Aber nein, das geht nicht! Es ist eine hohe Persönlichkeit…!“ Der Chef wird stutzig: „Wer soll es denn sein, mitten in der Prärie? Es wird schon nicht der Gouverneur sein.“ Der Polizist entgegnet: „Der Gouverneur? Viel höher!“ Darauf wieder der Chef: „Lächerlich, das wäre ja der Präsident der Vereinigten Staaten.“! „Nein“, unterbricht ihn der Beamte, „viel höher!“ „Machen Sie keine dummen Witze und sagen Sie mir endlich, wer es ist.“ Darauf der Polizist: „Ich weiß es auch nicht, aber der Papst ist sein Chauffeur.“

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Auch in der Diakonissenanstalt ging es ums Osterlachen

Um die Frage, wie fröhlich man dieser Tage sein darf, ging es auch bei der Dialogpredigt von Regionalbischof Axel Piper und Jens Colditz, dem Rektor der Evangelischen Diakonissenanstalt Augsburg. Piper erinnerte in diesem Rahmen an die Frauen, die sich nach der Kreuzigung auf dem Weg zum Grab Jesu machten, um ihm die letzte Ehre zu erweisen: „Auch da war nicht mehr als ein: Es muss weiter gehen. Wir tun, was uns noch übrig bleibt: Dem Toten die letzte Ehre erweisen. Ein letzter Liebesbeweis.“ Doch dann trafen sie dort auf den Wiederauferstandenen, der ihnen noch dazu sagte, dass der Tod besiegt sei. Das Osterlachen, so Piper, sei ein „Lachen in schwerer Zeit, das den Sorgen trotzt“. Und auch die Botschaft, dass Jesus lebt, sei eine Art Trotz, so Jens Colditz: „Auch ein Trotz gegen einen Machthaber in Russland, bei aller Ohnmacht, die wir aushalten müssen. Jesus lebt, diese Botschaft ist ein Aufstand gegen alles, was tot und ungelebt erscheint.“

Regionalbischof Axel Piper

Foto: Ulrich Wagner

Der Gedanke an den Tod, so Piper und Colditz, gehöre zwangsläufig zum Leben. „Erst recht, wenn wir soviel Tod erleben müssen mit Corona, mit Krieg und Elend in der Ukraine, Afghanistan und anderswo.“ Dadurch stelle sich auch die Frage nach dem danach – und es mache einen Unterschied, ob man hier an ein Nichts oder an die Gemeinschaft mit Gott glaube.

Jens Colditz

Foto: Bernd Hohlen

Auch Piper und Colditz garnierten ihre Predigt mit einem Witz: Zwei Gartenbaubeamte sind bei der Arbeit. Der eine schaufelt ein Loch, der andere schaufelt es wieder zu. Kommt ein Passant vorbei und fragt verdattert: „Was macht ihr denn da?“ Die Antwort: „Gewöhnlich sind wir ja zu dritt, aber der, der die Bäume einsetzt, ist heute krank!“ Diese Anekdote sei ein Aufruf an alle, nicht einfach weiterzumachen mit Frust und Gram, trotz aller schlechten Nachrichten in diesen Tagen. Es gehe vielmehr darum, wieder herauszufinden aus der Todeszone und die Freundlichkeit des Herrn zu erkennen. (nip)

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