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#Aus 6652 Essstäbchen lässt sich ein Schneidebrett fertigen

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Aus 6652 Essstäbchen lässt sich ein Schneidebrett fertigen

So stellt man sich ein Start-up vor. Ein schlichter Raum in einem der Industrievorstädte Singapurs, hinter der nächsten Tür ein Sargbauer, ein Stück weiter ein Händler für Klimaanlagen. Mittendrin die unscheinbare Tür, ein paar Holzstufen zum Obergeschoss und dort ein riesiger, uralter Billardtisch. „Den haben unsere Vormieter einfach stehen gelassen“, sagt Evelyn Hew. Aber sie wäre nicht Gründerin, hätten sie und ihr Team sich das braun-rote Monstrum nicht zunutze gemacht: Holzplatten bedecken es nun und machen es zu einem riesigen Tisch.

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Flexibel ist das Trio mit Hew in seinem Zentrum. In nur vier Monaten ziehen sie ein Unternehmen in Franchise-Art hoch, das einen der großen, ungenutzten Rohstoffe Asiens heben soll: Hölzerne Essstäbchen, dreimal am Tag von Milliarden Menschen genutzt, werden gesammelt, gereinigt, und dann unter Druck zu Holzplatten verleimt. Aus 6652 Stäbchen lässt sich ein Schneidebrett fertigen. Man kann Möbel und Regale bauen oder die Platten als Hausverkleidung an Bauunternehmen und Architekten verkaufen. Das Prinzip hat sich der deutsche Felix Böck ausgedacht, der sein eigenes Unternehmen ChopValue im kanadischen Vancouver aufgezogen hat. Er will Geld verdienen, aber damit auch die Welt verbessern. Bis Ende des kommenden Jahres sollen an knapp hundert Standorten rund um die Welt schon mehr als tausend Menschen arbeiten. Gut 1,5 Milliarden Essstäbchen würden dann zu wiederverwertetem Holz, heißt es. Bislang hat Böck knapp 34 Millionen Essstäbchen ein neues Leben verliehen.

Ein Inselstaat, der sich neu erfindet

„Felix ist total schnell“, sagt Hew. Ihr Mann Justin Lee hatte das kanadische Start-up auf Facebook entdeckt: „Wir haben am 26. Februar geschrieben, am 27. waren wir mit Felix im Gespräch.“ Die Chemie habe von Beginn an gestimmt. „Er tickt so wie wir“, sagt Hew. Die Mutter von drei Kinder sagt, sie sei mindestens so wagemutig wie ihr Mann. Der strebte nach einer Zeit als Audi-Verkäufer und dem gewinnträchtigen Verkauf einer Immobilie in die Selbständigkeit.

Evelyn Hew, rechts sitzend, und Hsu Hui En, Strategin von ChopValue Singapore.


Evelyn Hew, rechts sitzend, und Hsu Hui En, Strategin von ChopValue Singapore.
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Bild: Christoph Hein

Das Paar hat Burger-Restaurants eröffnet, Autos vermietet, ist dann aber auf die neue Welle der Zukunftsstadt eingeschwenkt: Mit ihrem Unternehmen Smart City Solutions lassen sie im Inselstaat, der sich gerade als saubere, umweltfreundliche Asien-Metropole neu erfindet, Sensoren an Mülleimern und Containern installieren, die anzeigen, wie voll diese sind. „Das spart die täglichen Runden der Müllwagen“, sagt Lee. Auch lassen sie Drohnen durch die großen Abwasserkanäle fliegen, um deren Verstopfung zu prüfen. Bislang machen sie mit ihren sechs kleinen Unternehmen einen Jahresumsatz von rund 2 Millionen Singapur-Dollar (umgerechnet etwa 1,24 Millionen Euro)

„Wir wollten noch weiter in den Sektor der Wiederverwertung vordringen“, sagt Hsu Hui En. Sie unterstützt das Gründerduo als Strategin für ChopValue in der Stadt mit ihren 5,7 Millionen Einwohnern: „Uns liegt daran, die ,nach-Iphone-Zeit‘ vorzubereiten: Das Digitale ist vorhanden, wir müssen aber mit unseren Rohstoffen haushalten und sie wiederverwerten.“ Das Potential sei riesig, sagt Hew. Gut 75 Prozent der Singapurer sind chinesischstämmig, aber auch japanisches und thailändisches Essen werden in der Regel mit Essstäbchen serviert. „Wir schätzen, dass mehr als 80 Prozent der in der Stadt servierten Essen asiatischen Ursprungs sind“, sagt Hew: „Mindestens die Hälfte der dabei verwendeten Stäbchen sind aus Holz.“ Zum Vergleich: In China verbrauchen die Menschen bei jedem Mittagessen rund 130 Millionen Essstäbchen – und das Tag für Tag. In Böcks Heimatstadt Vancouver, wo er die Idee seiner Partnerin vor vier Jahren umzusetzen begann, sammelt ChopValue inzwischen Woche für Woche 350.000 gebrauchte Stäbchen ein.

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