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#Ausgeflogen

„Ausgeflogen“

Wenn in den 1960er Jahren jemand von einem Businessjet sprach, dann war klar, welchen man meinte: den legendären Learjet 23. Das amerikanische Unternehmen von William „Bill“ Lear, heute zum kanadischen Bombardier-Konzern gehörend, hatte den Sechssitzer von 1960 an entwickelt. Ein Learjet sieht immer unglaublich schnittig aus. Seine weit nach hinten gezogene Cockpitscheibe ist charakteristisch und verleiht ihm optimale „Ramp Presence“, also Bewunderung auf dem Vorfeld. Kein Wunder daher, dass Showgrößen wie Frank Sinatra 1965 sofort Learjets kauften.

Sie haben in der Aviatik das gleiche Prestige wie Ferrari bei Automobilen. Sie gelten als extrem schnell, absolut formschön und sportlich zu bewegen. Ein Learjet hat aber konstruktive Nachteile: Er bietet den Passagieren in seiner Kabine relativ wenig Platz und keine Stehhöhe, da der Aerodynamik alles untergeordnet ist.

Genützt hat es nichts mehr

Wohl auch deshalb bringen in den vergangenen Jahrzehnten Wettbewerber wie Cessna mit seiner Citation-Reihe, das brasilianische Unternehmen Embraer mit den Phenom-Modellen oder jüngst auch die schweizerische Pilatus Aircraft mit ihrer PC-24 den Learjet immer mehr ins Hintertreffen. Die Zweistrahler der Konkurrenz bieten sparsamere Turbinen, oft mehr Komfort an Bord sowie modernere Cockpitausstattung und Infotainment-Systeme. Deshalb wurden 2020 nur elf Exemplare der aktuellen Modelle Learjet 70 oder 75 gebaut, vergangenes Jahr schrumpfte die Zahl weiter. Viel zu wenig für eine wirtschaftliche Serienproduktion. Bombardier, seit 1990 Mutterkonzern von Learjet, hat nun im Frühjahr die letzte Maschine nach insgesamt mehr als 3000 Exemplaren produziert, die jetzt an einen Kunden ausgeliefert wurde. Dieses Lear 75 Liberty genannte und bis zu 860 km/h schnelle Sondermodell war schon deutlich im Preis reduziert und sollte so eigentlich den Verkauf ankurbeln. Deshalb standen statt 13 Millionen Dollar bei dem leicht in der Ausstattung abgespeckten Jet für bis zu acht Passagiere lediglich noch knapp zehn Millionen Dollar auf dem Preisschild. Genützt hat es nichts mehr.

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Für viele Flugzeugfans mutete der schnittige Learjet auch immer etwas wie ein geschrumpfter Kampfjet an. Das ist nicht einmal übertrieben, denn die Tragfläche aller frühen Lear-Modelle der Baureihen 23 bis 25 stammt tatsächlich von einem Militärjet – und zwar einem aus der Schweiz. Vor rund 70 Jahren wurde die Entwicklung eines eidgenössischen Kampfflugzeugs bei den Flug- und Fahrzeugwerken Altenrhein nahe St. Gallen am Bodensee vorangetrieben. Diese als P-16 bezeichnete Maschine war eine der ersten helvetischen Eigenentwicklungen im Militärjetbereich. 1952 wurde der Bau von zwei Prototypen bewilligt. Im Frühjahr 1955 beginnen die Rollversuche der ersten P-16 und kurz darauf ihr Erstflug. Die Schweiz will quasi eine eierlegende Wollmilchsau als Flugzeug. Das geht schief. Die P-16 erweist sich anderen Mustern unterlegen, zudem stürzen zwei Prototypen ab. Das Projekt wird gestoppt.

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