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#Außenminister-Treffen: G7 ringen um gemeinsame Haltung zu Israel

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In Tokio versucht der japanische Gastgeber, die unterschiedlichen Haltungen der Staaten unter einen Hut zu bringen. Doch das wird schwierig.

Kurz bevor der ameri­kanische Außenminister in den Raum kommt, wird es laut. Die japanischen Journalisten harren schon eine ganze Weile der Dinge, still und mit dezenten Kameras in der Hand. Da kommt eine Handvoll amerikanischer Journalisten in den Raum gepoltert, allesamt einen Kopf größer, einer mit dicker Kamera auf der Schulter, ein anderer mit einem meterlangen Mikrofonstab, der die Aufpasser des japanischen Außenministeriums sehr nervös macht.

Tim Kanning

Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.

Kurz danach betritt die Gastgeberin Yoko Kamikawa fast unbemerkt den Raum, um Antony Blinken zu empfangen, den wohl wichtigsten Teilnehmer am Treffen der G-7-Außenminister in Tokio. Worum es gehen wird auf diesem Treffen der sieben reichsten demokra­tischen Industrienationen am Dienstag und am Mittwoch, machen Kamikawa und Blinken gleich zur Begrüßung klar. Die Japanerin drückt dem Amerikaner ihr Mitgefühl aus für die amerikanischen Opfer des terroristischen Angriffs der Hamas auf Israel. Blinken antwortet: „Dieses Treffen findet zu einem sehr kritischen Zeitpunkt statt, und wir sind sehr dankbar, dass Japan die G-7-Präsidentschaft in diesen wichtigen Zeiten innehat.“ Aus seinem Stab heißt es, es sei wichtig, dass der Westen hier zu ei­ner gemeinsamen Haltung finde.

Die Lage in Israel wurde gleich am Dienstagabend beim ersten Arbeits­essen der Minister diskutiert; am Mittwoch wird es dann noch unter anderem um den Krieg in der Ukraine und die Spannungen im Indopazifik gehen. Dass es nicht leicht wird, zu dem Konflikt in Nahost eine gemeinsame Erklärung abzugeben, lässt sich mit Blick auf das Abstimmungsverhalten in der UN-Hauptversammlung Ende Oktober erahnen. Wie Deutschland hatten sich auch Japan, Großbritannien, Italien und Kanada bei dem Votum über die Resolution enthalten, in der Israel zu einer humanitären Feuerpause aufgerufen wurde, ohne dass der Terrorakt der Hamas darin genannt wurde. Die Vereinigten Staaten hatten gegen die Resolution gestimmt, die Franzosen sogar dafür.

Japan ist abhängig von arabischem Öl

Der japanische Premierminister Fumio Kishida hatte sich schon am Nachmittag mit Blinken getroffen und bekräftigt, dass sein Land sich gemeinsam mit anderen Ländern für eine humanitäre Pause einsetzen wolle. „Die Einigkeit der G7 ist wichtiger denn je angesichts der Situation in Israel und Palästina und in der Ukraine sowie der Herausforderungen im Indopazifik.“

Auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte nach ihrer Ankunft in Tokio, sie wolle angesichts des Leids der Zivilbevölkerung im Palästinensergebiet „intensiv für humanitäre Feuerpausen“ werben. In den vergangenen Tagen habe sie mit unterschiedlichen Partnern erörtert, wie diese Pausen „zeitlich und geographisch“ auf den Weg gebracht werden könnten. Sie betonte aber zugleich auch die Unterstützung der G-7-Länder für das Selbstverteidigungsrecht Israels. Vor dem Abflug hatte sie gesagt: „Die Hamas darf nicht weiter das Schicksal der Menschen im Gazastreifen bestimmen.“ Daher müsse auch darüber gesprochen werden, wie es nach dem Krieg weitergehe, „etwa praktische Schritte zu erörtern hin zu einer Zweistaatenlösung“.

Japan hat es seit dem Überfall der Hamas auf Israel vermieden, allzu klar Partei für eine Seite zu ergreifen. Die erst im September angetretene Außenministerin Kamikawa war noch in der vergangenen Woche in der Region und hat sich zuerst mit ihrem israelischen, dann mit ihrem palästinensischen und schließlich ihrem jordanischen Gegenüber getroffen. Nach einer Begegnung mit Teenagern, die aus dem Gazastreifen nach Jordanien fliehen mussten, sagte sie, das Leid der Kinder tue ihr im Herzen weh. Sie wolle alles dafür tun, die Lage im Gazastreifen zu beruhigen. Den Palästinensern sagte sie bei der Gelegenheit 65 Millionen Dollar an zusätzlichen humanitären Hilfen zu.

Beobachter in Tokio sehen die ja­panischen Gastgeber in einer schwierigen Position, um eine gemeinsame Haltung der G-7-Staaten auszubalancieren. Schon wegen der hohen Abhängigkeit Japans von Energieimporten aus der arabischen Welt habe das Land eine andere Position eingenommen als die übrigen G-7-Staaten, sagte der Sicherheitsfachmann Takuya Matsuda von der University of Tokyo der Zeitung „Nikkei“. Normalerweise nutze Tokio in gemeinsamen Stellungnahmen gern die Rhe­torik, dass sich alle Staaten an „gesetzliche Regeln“ halten müssten. Doch eben das ist nach Ansicht von Matsuda bei Israels Vorgehen im Gazastreifen mit den vielen zivilen Opfern umstritten.

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