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#Bankvorstände ohne Büro

Bankvorstände ohne Büro

Europas größte Bank HSBC wird ihre Vorstandsetage im 42. Stockwerk ihres Londoner Hauptquartiers abschaffen, hat Vorstandschef Noel Quinn angekündigt. Die Topmanager werden künftig zwei Etagen tiefer in Großraumbüros nur noch einen „Hot Desk“ beziehen. Das heißt, sie haben keine festen Büros und Schreibtische mehr, sondern jeder sucht sich einen freien Platz. Die 42. Etage des 46 Stockwerke zählenden Hochhauses im Finanzdistrikt Canary Wharf wird für Kundentreffen und Besprechungszimmer umgebaut.

Damit deutet sich eine beschleunigte Revolution der Arbeits- und Bürokultur in einer der global wichtigsten Banken an. Die festen Büros stünden „die halbe Zeit leer, weil wir um die ganze Welt reisen“, sagte Vorstandschef Quinn. Das sei eine Verschwendung von Immobilienraum, erklärte er gegenüber der „Financial Times“. Schon vor Wochen hat die HSBC angekündigt, sie werde ihre Büroflächen und Kosten für Immobilien in den nächsten Jahren um 40 Prozent reduzieren, während sie etwa 15 Prozent ihrer derzeit 235.000 Arbeitsplätze abbaut. Auch andere Banken wie Lloyds planen eine deutliche Reduzierung ihrer Büroflächen.

Auch in der Deutschen Bank und in anderen Frankfurter Instituten prüft man nach den Homeoffice-Erfahrungen der Pandemie, wie sich die Immobilienkosten senken lassen. Die Vorstände sollen aber zumindest in der Deutschen Bank und der DZ-Bank auch weiterhin ihre festen eigenen Büros behalten, wie auf Nachfrage zu hören war. Anders sieht das in der ebenfalls in Frankfurt sitzenden Zentrale der ING Deutschland aus. Die größte deutsche Direktbank hat schon Ende 2017 ihre Vorstandsetage in ein Großraumbüro umgewandelt, in dem die ganze Führungsriege an einem großen ovalen Tisch arbeitet.

„Mitarbeiter wünschen Flexibilität, die geben wir ihnen“

Für sensible Gespräche können die Vorstandsmitglieder in Besprechungsräume wechseln. „Am Anfang war das eine große Umstellung, aber inzwischen wollen wir nicht mehr darauf verzichten“, sagte Vorstandschef Nick Jue am Montag der F.A.Z. „Die Kommunikationswege sind kürzer, die Transparenz größer. Diese unkomplizierte Art der Zusammenarbeit hilft uns in der aktuellen Situation, in der wir überwiegend von zu Hause aus arbeiten, sehr – nur, dass unser runder Tisch nun virtuell ist.“

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Doch so radikal wie HSBC hat bislang noch kaum eine Bank die Arbeitswelt an der Spitze umgewandelt. Quinn meint, die Spitze müsse das nachvollziehen, was sich darunter tut. Feste Büros werden für „Hot Desks“ in Großraumbüros aufgegeben. Immer mehr Mitarbeiter arbeiten flexibel und teils von zu Hause aus. Banken wie die Bausparkasse Nationwide haben vor kurzem für ihre 13.000 Mitarbeiter ein hybrides Arbeitsmodell beschlossen. Die Internetbank Revolution ging sogar noch weiter. Nicht nur darf der Großteil ihrer 2000 Mitarbeiter künftig im Homeoffice bleiben, wenn sie es wollen. Sie können sogar bis zu 60 Tage im Jahr ins Ausland gehen und von dort arbeiten. Vizechef Jim MacDougall sagte: „Unsere Mitarbeiter wünschen Flexibilität, und die geben wir ihnen.“

Für den Londoner Finanzdistrikt Canary Wharf in den ehemaligen Docklands, wohin früher bis zu 120.000 Büroangestellte täglich pendelten, stellt die sinkende Nachfrage nach Büroflächen eine Herausforderung dar. Die Immobiliengesellschaft Canary Wharf Group erwägt nun, eine geplante Entwicklung von neuen Bürogebäuden zu streichen und stattdessen Häuser mit 700 Wohnungen zu bauen.

Homeoffice kein „neuer Normalzustand“

Auch bei den New Yorker Großbanken sind die Arbeitsplätze der Führungskräfte bescheidener geworden. David Solomon, der Vorstandschef von Goldman Sachs, hat vor etwas mehr als einem Jahr veranlasst, dass die Führungsriege der Bank ihre Büros im 41. Stock der Zentrale in Manhattan aufgibt. Die Manager sind in den zwölften Stock gezogen, direkt oberhalb der „Sky Lobby“, eines populären Treffpunkts für Mitarbeiter, in dem eine Kaffeebar steht. Solomon sagte damals, dies gebe den Führungskräften mehr Gelegenheiten, mit den anderen Beschäftigten ins Gespräch zu kommen. Mitarbeiter bekämen so auch mehr Kunden zu Gesicht, die auf den Weg zu Vorständen sind. Die Topmanager von Goldman Sachs haben nach dem Umzug keine abgeschlossenen Büros mehr so wie früher.

Auch die Citigroup ist zu einem offenen Layout gewechselt. Als sie vor geraumer Zeit mit ihrer Zentrale innerhalb Manhattans umzog, bekamen die Vorstände keine traditionellen Büros mehr. Sie haben nun Arbeitsplätze mit gläsernen Trennwänden. Viele andere Mitarbeiter in dem Gebäude haben gar keine designierten Schreibtische mehr. Das neue Layout war eine Initiative des bis Februar dieses Jahres amtierenden Vorstandschefs Michael Corbat.

Inwiefern die Corona-Krise das Arbeitsumfeld auf Dauer verändern wird, dazu haben die amerikanischen Banken unterschiedliche Vorstellungen. Goldman-Chef Solomon gibt sich als Verfechter der Bürokultur, er nannte unlängst das Homeoffice „eine Verirrung, die wir so schnell wie möglich korrigieren werden“.

Arbeiten von zu Hause aus werde kein „neuer Normalzustand sein“. Die neue Citigroup-Chefin Jane Fraser sagte kürzlich, sie plane für den größten Teil der Belegschaft ein Hybridmodell, bei dem Mitarbeiter an mindestens drei Tagen in der Woche im Büro sind und bis zu zwei Tagen im Homeoffice. Jamie Dimon, der Vorstandschef von JP Morgan, schrieb gerade in seinem Aktionärsbrief, das künftige Arbeiten hänge von der Position ab, aber die Bank werde wohl für 100 Beschäftigte nur noch 60 Arbeitsplätze brauchen, und das werde ihren Immobilienbedarf erheblich reduzieren.

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