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#Kritik an VW-Chef Herbert Diess reißt nicht ab

„Kritik an VW-Chef Herbert Diess reißt nicht ab“

Herbert Diess sendet auf allen Kanälen. Auf Twitter zeigt sich der Vorstandsvorsitzende von Volkswagen mit Amazon-Gründer Jeff Bezos und dem neuen E-Modell ID Buzz. Auf Linked-in sieht man ihn im autonom fahrenden Prototypen durch München kurven. Im Format „60 Minutes“ des amerikanischen Fernsehsenders CBS erscheint er zur besten Sendezeit, und am Stammsitz Wolfsburg trifft er Bürger für ein Gespräch in Wohnzimmeratmosphäre – live übertragen auf Youtube. Stets gibt er den Welterklärer, der Risiken früh erkennt und Probleme entschlossen angeht.

Die öffentlichen Auftritte stehen im Widerspruch zu wachsenden Schwierigkeiten im Konzern und zur eng umrissenen Aufgabe, auf die sich Diess eigentlich konzentrieren soll. Nach hartem Streit mit dem Betriebsrat im Herbst musste er Zuständigkeiten und damit Einfluss abgeben. Er soll sich jetzt vorrangig um die Software-Sparte Cariad kümmern, die mit Verspätungen kämpft und ganze Modellanläufe ins Wanken bringt. Einen Teil dieses Machtverlusts kompensiert er mit starker Präsenz in sozialen Netzwerken und Medien, wo er große, strategische Linien vorzugeben versucht. Damit steht VW mit einer dysfunktionalen Führung da, und das in einer Phase, die für den Konzern kritisch ist.

Lage ist fragil

Auf den ersten Blick läuft es nicht schlecht für Europas größten Autohersteller. Wie BMW und Mercedes fährt auch VW trotz Ukrainekriegs, Rohstoffkrise und Lieferkettenchaos Milliardengewinne ein. Die Lage ist aber fragil und von Sondereffekten geprägt. Die Chipkrise verknappt das Angebot an Neuwagen. Das führt dazu, dass Hersteller kaum Rabatte gewähren müssen. Auch Buchgewinne aus Sicherungsgeschäften gegen schwankende Rohstoffpreise blähen das Ergebnis künstlich auf. Sorgen bereitet das Geschäft in China. Neue Covid-Restriktionen, Angst vor politischen Spannungen und ein schwacher Anlauf neuer E-Modelle werfen die Frage auf, ob VW dort in Zukunft noch erfolgreich arbeiten kann.

Wenn sich die Aktionäre am Donnerstag zur Hauptversammlung treffen, werden solche Gefahren die Debatte dominieren, auch weil der Börsenkurs enttäuscht. Nach einigem Auf und Ab notiert er mit 144 Euro ein Fünftel unter dem Wert zu Diess’ Amtsantritt vor vier Jahren. Corona und Unsicherheit durch den Krieg belasten die ganze Branche, aber viele Wettbewerber zeigen sich an der Börse widerstandsfähiger, von Teslas Höhenflug ganz zu schweigen. Eine Rolle spielt Diess’ Führungsstil. Es gelingt ihm nicht, die Mannschaft hinter sich zu bringen. Er spaltet, provoziert und neigt zum Aktionismus, ein Eindruck, den seine mit großem Team bespielten Social-Media-Kanäle verstärken.




Im Herbst trat das offen zutage, als er mit Szenarien über einen Abbau von 30.000 Stellen in Wolfsburg fast seinen Rauswurf heraufbeschwor. Seither herrscht nach außen hin Burgfrieden, intern schwelen die Konflikte weiter. Gleichzeitig wirkt der Vorstand ineffizient, auch wegen seiner Größe. Um Diess einzuhegen, wurde er von acht auf zwölf Mitglieder erweitert und erscheint jetzt in Fraktionen gespalten. Diess macht wenig Anstalten, die Gegensätze zu überbrücken. Stattdessen facht er immer neue Debatten an, zuletzt über eine Umbenennung des Konzerns in einen Kunstnamen nach dem Vorbild des Rivalen Stellantis. Der Betriebsrat und das an VW beteiligte Land Niedersachsen kassierten den Vorstoß sofort.


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Die Familien Porsche und Piëch unterstützen ihn weiterhin

Angesichts solcher Kapriolen ist der Rückhalt des Kapitalmarkts geschrumpft. Er sah Diess als Hoffnungsträger, um VW effizienter zu machen und den Einfluss der Arbeitnehmerbank zurückzudrängen, den internationale Investoren als Bremsklotz wahrnehmen. Inzwischen sehen viele Analysten Diess aber nicht mehr als Teil der Lösung, sondern als Teil des Problems. Sie sind die Machtkämpfe leid, auch weil diese wenig geholfen haben, Schwierigkeiten im Konzern zu lösen.

Unterstützung hat Diess weiter von den Familien Porsche und Piëch. Sie waren vergangenes Jahr treibende Kraft, als sein Vertrag vorzeitig verlängert wurde. Noch immer betonen sie seine strategischen Stärken: Diese hätten geholfen, den Wandel zur E-Mobilität zu forcieren und VW nach dem Dieselskandal neue Perspektiven zu geben. Das hat einen wahren Kern. Aber Weitsicht und Durchsetzungskraft haben auch andere Manager, die sich jetzt für eine Nachfolge in Stellung bringen. Diess’ Amtszeit läuft bis Ende 2025, ob er sich bis dahin halten kann, steht in den Sternen. Was Seriosität und Verbindlichkeit angeht, haben die 670.000 Beschäftigten rund um die Welt etwas Besseres verdient.

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