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#Baseball auf dem „Feld der Träume“

Baseball auf dem „Feld der Träume“

An den Sommer 1988 kann sich Phil Alden Robinson noch gut erinnern. „Es war heiß. Es war trocken. Überall gab es Fliegen.“ Und in der Luft über den ausgedehnten Maisfeldern von Iowa hing der „süße, ätzende Geruch von Schweinegülle“. Doch so etwas gehört zum Geschäft eines Hollywood-Regisseurs, der seinen Film so glaubwürdig wie möglich aussehen lassen will. Und der ihn deshalb auf einer echten Farm dreht. Mit namhaften Schauspielern wie Kevin Costner und Burt Lancaster und mit einem respektablen Produktionsbudget.

Die Anstrengung hat sich gelohnt. Robinsons „Field of Dreams“, eine magische Zeitreise auf dem schmalen Grat zwischen Realität und Fantasie, kam 1989 in die amerikanischen Kinos. Der Film erzählt die Geschichte eines Farmers, der in dieser abgelegenen Gegend am Oberlauf des Mississippi aufgrund einer Eingebung ein Baseball-Spielfeld errichtet, um eine Touristenattraktion zu schaffen. Das Leinwandereignis war nicht nur ein Publikumserfolg und wurde nicht nur von der Kritik gefeiert und für drei Oscars nominiert.

Marketingstrategen der Liga

Selbst drei Jahrzehnte später strahlt das Werk so etwas wie Zeitlosigkeit aus. Der Grund: Robinson gelang nach bester Hollywood-Tradition, „Sentimentalität in wahre Emotionen zu verwandeln“ (New York Times). Das Resultat: Seit damals reisen jedes Jahr mehr als 50.000 Besucher nach Dyersville, um die ursprünglich nur als Kulisse errichtete kleine Arena und das benachbarte Farmhaus aus nächster Nähe zu erleben.

Die Popularität des Ortes und der Ruhm des Films brachten vor einer Weile die Marketingstrategen der Major League Baseball (MLB) auf die Idee, an diesem Ort ein reguläres Meisterschaftsspiel auszutragen. Der ursprüngliche Plan musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden. Doch an diesem Donnerstag ist es so weit. Dann treten in einem eigens gebauten Stadion gleich neben dem „Feld der Träume“ mit einem Fassungsvermögen von 8000 Zuschauern zwei populäre Traditionsmannschaften gegeneinander an: die Chicago White Sox und die New York Yankees.

Das umfangreiche Medienecho auf die Ansetzung wird ein Millionenpublikum dazu verführen, sich die Live-Übertragung eines Spiels im Fernsehen zu gönnen, das sportlich kaum von Bedeutung ist.

Baseball an pittoresker Stätte: Das Stadion nahe dem „Field of Dreams“ wurde schon 2020 aufgebaut, zunächst durchkreuzte die Pandemie die Pläne.


Baseball an pittoresker Stätte: Das Stadion nahe dem „Field of Dreams“ wurde schon 2020 aufgebaut, zunächst durchkreuzte die Pandemie die Pläne.
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Bild: ddp/ZUMA

Die Beteiligung der White Sox war übrigens ein Muss. Der Klub liefert die inhaltliche Verknüpfung mit dem Film. Denn zu den Besonderheiten des Fantasy-Stoffs gehört, dass er eine verfemte Baseball-Legende zum Leben erweckt: „Shoeless“ Joe Jackson, den Starspieler des White-Sox-Teams, das 1919 die World Series gegen die Cincinnati Reds auf betrügerische Weise bewusst verloren hatte. Die Profis wurden zwar später von einem ordentlichen Gericht freigesprochen. Aber der Chefmanager der Baseball-Liga war unerbittlich und schloss alle auf Lebenszeit aus.

Als Persona non grata durfte Shoeless später nicht in die Hall of Fame des Baseballs aufgenommen werden. Stattdessen wurde ihm in seiner Heimatstadt in South Carolina ein Museum gewidmet.

Nostalgische Verklärung von Profisport

Die nostalgische Verklärung von Profisport ist in den Vereinigten Staaten kein neuer Trend. Nur die Auslöser für Reminiszenzen und Legendenbildung wechseln. Mal kommen die Impulse aus Hollywood, mal aus der Buchbranche, mal vom Broadway, für den zum Beispiel das klassische Musical „Damn Yankees“ geschrieben wurde. Kaum eine Sportart eignet sich allerdings so gut dafür, ihre Helden und deren Geschichten als Projektionsfläche für eine Gesellschaft zu nutzen, die von einer simpleren, längst vergangenen Zeit träumt, wie Baseball.

So wie in den Siebzigerjahren, als die „goldene Ära der Baseball-Schriftstellerei“ begann, wie der ehemalige Chefhistoriker der Hall of Fame, Tim Wiles, das nennt. Es entstand eine Literaturgattung, die „sich einer Zeit in Amerika widmet, die als unschuldsvoll galt“.

In dieser Zeit entstand auch die Romanvorlage von „Field of Dreams“, geschrieben vom kanadischen Schriftsteller William Patrick Kinsella unter dem Titel „Shoeless Joe“. Kinsella, „ein echter Baseball-Junkie“ (Los Angeles Times), der damals eine Zeit im renommierten Iowa Writers’ Workshop verbrachte hatte und dort die Inspiration für sein Buch fand, beschäftigte sich sogar mehrmals mit der Sportart. Und er nutzte dabei besonders gerne die Mittel des magischen Realismus. Doch nur eine Arbeit hatte einen derart nachhaltigen Effekt.

Dass der Film relevante historische Details ignoriert, bestätigte übrigens Regisseur Phil Alden Robinson irgendwann in einem Interview. „Wir haben uns viele Freiheiten genommen. Shoeless Joe ist im Film ein Mann, der sehr eloquent redet. Ich glaube, er konnte tatsächlich gar nicht lesen und schreiben. Aber es handelte sich ja um Dichtung. Das hat mich deshalb auch gar nicht gestört.“

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