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#Befreiungsschlag beim DFB

Befreiungsschlag beim DFB

Die Krise des Deutschen Fußball-Bunds (DFB), die den Verband in den vergangenen Monaten viel Reputation gekostet hat und lähmte, hat am Dienstagabend zu weitreichenden Konsequenzen geführt. Nahezu die gesamte Führungsspitze des DFB wird ihre Posten in den kommenden Wochen und Monaten aufgeben. Der Verband hofft mit diesem Befreiungsschlag auf einen Neuanfang nach einer großen Schlammschlacht – wieder einmal.

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Im Rahmen einer außerordentlichen Sitzung des Präsidiums zog der DFB die Konsequenzen aus seiner langwährenden Führungskrise. Präsident Fritz Keller hat demnach aus „eigener freien Entscheidung“, wie es in Erklärung des DFB heißt, seine grundsätzliche Bereitschaft erklärt, sein Amt nach dem Abschluss seines Falls vor dem DFB-Sportgericht zur Verfügung zu stellen. Die Verhandlung ist für den 17. Mai terminiert.

Generalsekretär Friedrich Curtius wiederum, mit dem sich Keller seit dem vergangenen Oktober einen öffentlichen Machtkampf geliefert hatte, wird laut Erklärung des DFB seinen Posten als Personalverantwortlicher für die Angestellten des Verbandes ebenfalls aufgeben. „Nach einer Verständigung über eine Aufhebung seines Arbeitsvertrags und der Übergabe seiner Amtsgeschäfte“ werde Curtius „unmittelbar“ nach Kellers Rückzug sein Amt niederlegen.

Schritte für eine Neuausrichtung

Die beiden ersten Vizepräsidenten, Rainer Koch und Peter Peters, bleiben zwar bis zu den kommenden Neuwahlen in ihren Ämtern, allerdings wird Koch beim kommenden ordentlichen DFB-Bundestag nicht mehr für das Amt des ersten Vizepräsidenten Amateure kandidieren. Schatzmeister Stephan Osnabrügge wird ebenfalls nicht mehr kandidieren. Das hatte der Schatzmeister vor zehn Tagen auf einer Versammlung der Regional- und Landespräsidenten verkündet. Der DFB-Bundestag, der ursprünglich für Herbst 2022 terminiert war, soll nun auf den Beginn des kommenden Jahres vorgezogen werden.

Der DFB hat nach den quälenden Auseinandersetzungen erste personelle Schritte für eine Neuausrichtung eingeschlagen. Die stellvertretende Generalsekretärin Heike Ullrich wird nach dem Rückzug von Curtius dessen Geschäftsbereiche kommissarisch übernehmen. Sie ist damit die erste Frau in der Geschichte des Verbandes, die eine Spitzenposition übernehmen wird, zumindest vorläufig.

Den Verband werden nach dem Rückzug von Keller, wie es laut DFB-Satzung vorgesehen ist, zunächst jedoch Koch und Peters als gleichberechtigte Interimspräsidenten führen. Sie sollen, wie es in der DFB-Erklärung heißt, „den Verband gemeinsam mit dem Präsidium schnellstmöglich in ruhige Fahrwasser“ bringen. „Ich übernehme jetzt noch ein drittes Mal für eine sehr schwierige Zeit die Aufgabe der Interimspräsidentschaft“, sagte Koch der ARD: „Danach ist die Mitwirkung als haftender Vorstand des DFB für mich definitiv beendet.“

Klar ist mit diesem Schnitt an der Spitze des DFB vor allem, dass der erste Versuch einer Neuausrichtung, die der Verband nach dem Rücktritt von Kellers Vorgänger Reinhard Grindel im Frühjahr 2019 vornehmen wollte, vollständig missglückt ist. Keller ist als Präsident rund zwanzig Monate nach seinem Amtsantritt im September 2019 an seiner Aufgabe gescheitert, den DFB wieder auf eine seriöse Basis zu stellen. Der Winzer und Gastronom hatte sich in dieser Rolle immer wieder überfordert gezeigt. Zuletzt hatte er Koch bei einer DFB-Präsidiumssitzung Ende April gleichgesetzt mit Roland Freisler, dem Präsidenten des Volksgerichtshofes.

Kurze Amtszeit für Keller

Curtius hatte daraufhin die unabhängige Ethikkommission eingeschaltet, die den Fall in der Vorwoche an das Sportgericht weiterleitete. Die Amateurvertreter hatten Keller daraufhin das Vertrauen entzogen und zum Rücktritt aufgefordert. Keller wird nun als Präsident mit der kürzesten Amtszeit im DFB in den vergangenen hundert Jahren in die Geschichte eingehen. Nur Friedrich-Wilhelm Nohe, der zwischen 1904 und 1905 für ein Jahr amtierte, musste den Posten schneller aufgeben. Keller war als integerer und integrierender Fußballfunktionär, der viele Jahre erfolgreich den SC Freiburg führte, ins Amt des DFB-Präsidenten befördert worden.

Doch schon bald kam es zu Auseinandersetzungen mit Curtius, Koch und Osnabrügge. Sportpolitisch hat der angekündigte Rückzug von Koch weit größere Bedeutung. Der Vizepräsident hat den Verband in den vergangenen Jahren mit seinem Wirken aus dem Hintergrund entscheidend geprägt. In der Amtszeit des ersten Amateurvertreters seit Oktober 2013 waren schon zwei Präsidenten verschlissen worden: Wolfgang Niersbach 2015 und Reinhard Grindel 2019. Koch hatte in dieser Zeit seine Macht immer weiter gestärkt. Doch der Verband taumelte seit der Affäre um die angeblich gekaufte Weltmeisterschaft 2006 von einer Krise in die nächste.

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Koch galt über viele Jahre als zentraler Machtfaktor im DFB. In den vergangenen Wochen war der Richter zunehmend unter Druck geraten. Am vergangenen Wochenende hatte er versucht, mit einer Medienoffensive seine Position zu stärken. Nach Informationen der F.A.Z. verstärkte nicht zuletzt sein Auftritt im ZDF-Sportstudio am Samstag bei wichtigen Funktionären den Eindruck, dass Koch kein Teil der Lösung beim DFB mehr sein könne, sondern dass bei seinem weiteren Verbleib keine Lösung des Problems möglich sei. Die Diskussion im Verband gewann dadurch erheblich an Dynamik.

Mit dem Scheitern der gesamten DFB-Spitze wird auch deutlich, dass sich die Reform des Präsidentenamtes, dem mit Amtsantritt von Keller die Richtlinienkompetenz entzogen wurde, als Fehlschlag erwiesen hat. Die Satzungsänderung hatte vor allem Koch, Osnabrügge und Curtius gestärkt, die mit dem neuen Präsidenten aber nie einen gemeinsamen Weg für eine konstruktive Zusammenarbeit gefunden haben – und Keller nicht mit ihnen.

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