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#Begehrt wie Marilyn

„Begehrt wie Marilyn“

Weniger als vier Minuten dauerte das Bietergefecht am Montagabend bei Christie’s in New York, dann fiel der Hammer: Für 170 Millionen Dollar, mit Gebühren 195 Millionen, ging Andy Warhols Siebdruck mit Malerei „Shot Sage Blue Marilyn“ an den Kunsthändler Larry Gagosian. Ob der für sich selbst oder einen Kunden zuschlug, blieb sein Geheimnis. Damit ist das 1964 von Warhol gefertigte Porträt Marilyn Monroes das teuerste je bei einer Auktion verkaufte Kunstwerk des zwanzigsten Jahrhunderts – und nach dem Leonardo zugeschriebenen „Salvator Mundi“, der 2017 für 450,3 Millionen Dollar mit Aufgeld versteigert wurde, das zweitteuerste überhaupt. Pablo Picassos Bordellszene „Les Femmes d’Algers“, 2015 für 179,4 Millionen Dollar brutto vermittelt, rutschte einen Rang nach hinten.

Ist das der neueste Beweis dafür, dass der Kunstmarkt im obersten Segment außer Rand und Band geraten ist, allen globalen Krisen zum Trotz – oder gerade ihretwegen? Ja und nein. Tatsächlich stößt der Zuschlag der nicht mit einer Garantie abgesicherten „Shot Sage Blue Marilyn“ Jean-Michel Basquiat vom Thron des teuersten amerikanischen Künstlers (110,5 Millionen Dollar mit Aufgeld für eine Leinwand mit Schädel, 2018) und pulverisiert den bisherigen Auktionsrekord Warhols. 105,4 Millionen Dollar kostete 2013 dessen „Silver Car Crash (Double Disaster)“. Die Bestmarke war in die Jahre gekommen, das Verkaufsvolumen für Werke des Pop-Art-Künstlers seit 2015 gar rückläufig.

Ein Schuss mit Folgen

Die Serie der fünf rund hundert Zentimeter im Quadrat messenden „Marilyns“ in unterschiedlichen Farbkombinationen aber, von der nun das Bild mit „salbeiblauem“ Grund zur Top-Trophäe wurde, weckt besondere Begehrlichkeiten: Vier der Bilder hat, als sie in Warhols Factory an einer Wand lehnten, die Aktionskünstlerin Dorothy Podber mit einer Pistole „erschossen“. Das machte sie einmalig – obwohl die hellblaue „Marilyn“ ebenso wie diejenige vor Orange unbeschädigt blieb. Für letztere soll der amerikanische Hedgefonds-Manager Kenneth C. Griffin schon 1998 mehr als zweihundert Millionen Dollar in einem Privatkauf gezahlt haben.

Das relativiert die Schätzsumme, mit der das zartblaue Pendant an den Start ging: „um 200 Millionen Dollar“. Es stammte aus der mit Spitzenwerken bestückten Privatsammlung der verstorbenen Schweizer Kunsthändler-Geschwister Thomas und Doris Ammann. In diese gelangte es – ein Kreis schließt sich – 1986 aus der Galerie Gagosian. Nun kam die Kollektion zugunsten bedürftiger Kinder unter den Hammer.

Warum erzielte „Shot Sage Blue Marilyn“ dann weniger als erwartet, während die 36 Lose zählende Offerte insgesamt, die mit einem Umsatz von 273 Millionen Dollar (mit Aufgeld 317,8 Millionen) zwar die zweitstärkste Benefizauktion seit der Rockefeller-Sammlung wurde, aber gerade so in den Bereich der Gesamterwartung kam? Die Versteigerung zeigt zu Beginn der New Yorker Auktionswochen, bei denen Christie’s 1,5 Milliarden Dollar und Sotheby’s 1,18 Milliarden umsetzen will, dass der noch nicht ganz postpandemische Auktionsmarkt in Zeiten fallender Aktien, steigender Rohstoffpreise und des Ukrainekriegs außerordentlich stark ist, aber nach dem Rekordjahr 2021 auch noch nicht komplett die irdischen Umlaufbahnen zu verlassen scheint. Der Rubel rollte nicht mehr bei der Auktion, Asiaten hielten sich zurück. Am Ende steht Warhols „Marilyn“ für einen „realistischen“ Preis, der manche sogar enttäuschte, so irrsinnig hoch er ist. Irrsinnig niedrig sind im Vergleich Werke von Künstlerinnen. Deren Auktionsrekord hält Georgia O’Keeffe mit einem Blütenbild. Es kostete 2014 bei Sotheby’s schlappe 44,4 Millionen Dollar. Ein Schnäppchen.

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