Bayer Leverkusen mit Florian Wirtz bei St. Pauli 1:1 in Fußball-Bundesliga

Die Enttäuschung war ihm bis auf die Tribüne anzusehen. Florian Wirtz fuhr sich durchs Haar und ging langsam Richtung Kabine, während die Fans des FC St. Pauli sangen: „Und ihr wollt deutscher Meister sein?“ Tatsächlich war es wenig meisterlich, was Bayer 04 Leverkusen am Ostersonntagabend am Millerntor zeigte – das 1:1 beim Aufsteiger wirkte noch schmeichelhaft, hatten die „Paulianer“ die Werkself doch eingeschnürt und verdient den späten Ausgleich erzielt.
Dabei hatte Wirtz die gesamte Spielzeit absolviert und wirkte nach seiner langen Verletzung zunächst spielfreudig und laufstark, ließ dann aber wie die ganze Mannschaft nach und hatte in der zweiten Halbzeit kaum eine auffällige Szene.
Somit sind die Chancen auf die Titelverteidigung nur noch theoretischer Natur. Keinen Träumen gab sich auch Torschütze Patrik Schick hin: „Die Chance ist weg, so ehrlich müssen wir sein“, sagte der Tscheche, „aber der zweite Platz ist auch nicht schlecht. Wir müssen am Boden bleiben, solch eine Saison wie die letzte klappt nur alle paar Jahre – wenn überhaupt. Das war unglaublich.“
Während der FC St. Pauli also einen Punkt vor ausverkauftem Haus bejubelte, der vollauf verdient und vielleicht schon der entscheidende Schritt zum Klassenverbleib war (acht Punkte vor Heidenheim), trabten die müden Leverkusener mit gesenkten Köpfen unter die Dusche.
Dabei wirkte es so, als habe Bayer-Trainer Xavi Alonso mit seinem Hinweis auf möglicherweise fehlende Energie recht behalten. Auch dem stimmte Schick zumindest zu: „Die Saison war lang mit vielen Spielen. Gerade zuletzt haben wir Punkte verloren. Da waren wir nicht gut genug. Und das lag auch daran, dass uns Energie gefehlt hat.“
Eigentlich hatte das Mitwirken von Wirtz Kraftstoff in den Bayer-Tank einfüllen sollen. Und zunächst wirkte es auch so, als könne sein Einsatz die alte Statik und Ballzirkulation wieder mitbringen. Fleißig war er, hatte in der ersten Halbzeit auch einige gute Aktionen und konnte mitjubeln, als Schick in der 33. Minute zum 1:0 nach Nathan Tellas Flanke einköpfte.

Davor hatte Bayer 04 zehn Minuten Druck gemacht und auch Wirtz mit angeschoben; er zeigte sich am Ball schon wieder in guter Form. Nach der Pause aber, als St. Paul das Spiel übernahm, war er vor allem mit Abwehrarbeit beschäftigt, kam – wie die ganze Leverkusener Mannschaft – kaum in offensive Aktionen und verdiente sich nur noch das Prädikat „bemüht“.
Doch sein Fleiß genügte nicht, um Bayer 04 mehr als diesen einen Punkt zu schenken, denn St. Pauli war die gesamte zweite Halbzeit die bessere Elf und verdiente sich diesen Punkt. Denn zunächst jubelte das Stadion, als Morgan Guilavogui den vermeintlichen Ausgleich schaffte, aber wegen Handspiels zurückgepfiffen wurde (74. Minute).
Vier Minuten später war es der enorm fleißige Carlo Boukhalfa, der den Ball aus kurzer Entfernung ins Tor stocherte, nachdem Lukas Hradecky im Leverkusener Tor den vorigen Schuss nach vorn abgewehrt hatte. „Es wäre nicht verdient gewesen, hätten wir heute gewonnen“, sagte Abwehrchef Jonathan Tah später, „der Gegner hat es aber auch gut gemacht. Wir sind gar nicht mehr hinter ihre Kette gekommen. Es war etwas ärgerlich, dass wir das Gegentor nach einem Standard bekommen. Aus dem Spiel heraus hätten wir glaube ich zu null gespielt. Aber das ist jetzt egal.“
In den verbleibenden Minuten nach dem Ausgleich versuchten sich Wirtz und Bayer am Angreifen, doch irgendwie war die Luft heraus, auch, weil der FC St. Pauli leidenschaftlich verteidigte und den Ostersonntag zu seinem Feiertag machte – während sich Bayer 04 auf das Weiterreichen der Schale einstellen kann.
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