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#„Bei einer WM kann so etwas tödlich sein“

„„Bei einer WM kann so etwas tödlich sein““

Dieser Fauxpas des jungen Mannes kam beim Bundestrainer wie eine pädagogische Steilvorlage an. Nachdem der Freiburger Debütant Nico Schlotterbeck beim Sinsheimer Länderspiel gegen Israel 92 Minuten lang zahlreiche Kostproben seines Talents, seines Selbstbewusstseins und seiner dominanten Ausstrahlung auf dem Fußballplatz geliefert hatte, unterlief ihm am späten Samstagabend kurz vor Schluss ein Lapsus, der Hansi Flick fuchste.

Innenverteidiger Schlotterbeck passte im eigenen Strafraum nicht sorgsam genug auf den von ihm scheinbar unter Kontrolle gehaltenen Ball auf, so dass ihm sein Gegenspieler Yonatan Cohen das Objekt der Begierde abluchsen konnte. Der 1,92 Meter lange Dynamiker, der bis dahin einen traumhaften Einstand sowohl in seinem Kernressort als auch in seinem Vorwärtsdrang, etwa mit exzellenten Steilpässen auf Kai Havertz oder den starken David Raum gegeben hatte, traf nun nicht mehr den Ball, sondern die Beine des Israelis.

Cohen, der seiner Mannschaft damit die einzig nennenswerte Gelegenheit zum Torschuss verschafft hatte, trat danach auch zum Strafstoß an – und scheiterte am Frankfurter Torwart Trapp, der den Schuss im Flug parierte. So blieb es beim 2:0-Sieg durch die Tore der beiden Chelsea-Profis Havertz per Kopf nach Raums Eckball (36. Minute) und Timo Werner per Abstauber nach Ilkay Gündogans Freistoß (45.+1).

Das 3:0 ließ sich der zur zweiten Hälfte eingewechselte Münchner Thomas Müller entgehen, als er den Foulelfmeter für die Deutschen nach Sun Menahems Foul an Lukas Nmecha (89.) gegen den Pfosten schoss.

„Das darf mir nicht passieren“

Die möglichen Schlusspointen saßen in diesem Länderspiel zum Auftakt des WM-Jahres hüben wie drüben nicht, boten aber Flick ob Schlotterbecks Aussetzer die passende Gelegenheit, den schwäbischen Draufgänger Schlotterbeck ob seiner kurzen Konzentrationsschwäche zur Ordnung zu rufen. „Bei einer WM kann so etwas tödlich sein, auf diesem Niveau muss man neunzig Minuten voll konzentriert sein“, sagte der Bundestrainer über den Blackout des ansonsten tadellosen Neuen in seiner Mannschaft.

Schlotterbeck war nach Flicks Schelte sofort einsichtig und klagte sich mit Sätzen an, wie, „das darf mir nicht passieren“, oder, „es tut mir leid für die Mannschaft, ich muss mich bei Kevin bedanken, dass er den Elfmeter hält“.

Flick, dem akribischen Lenker seines Teams, war auch aus pädagogischen Gründen nach dem achten Sieg im achten Spiel unter seiner Regie nicht nach allzu viel Lob zumute. Ihm ging es zum deutschen Auftakt im Jahr der WM in Qatar drei Tage vor dem Klassikerduell mit der niederländischen Nationalmannschaft in Amsterdam am Dienstag (20.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-Nationalmannschaft und in der ARD) vor allem darum, die Sinne für die nächste, viel schwerere Aufgabe zu schärfen.

Also sagte der Nachfolger von Joachim Löw, „ich bin keiner, der Spieler immer hervorhebt“. Gegen den Siebundsiebzigsten der Weltrangliste gefiel dem unweit von Sinsheim in Bammental lebenden Cheftrainer zwar das hohe Pressing und der Mut seiner offensiv gepolten Mannschaft, doch bemängelte er andererseits zu Recht, „dass die Effizienz ein bisschen gefehlt hat, da haben wir noch Luft nach oben“.

Vor allem in der besseren ersten Hälfte vergaben die beiden Torschützen Havertz und Werner weitere 1a-Gelegenheiten, als sie entweder am starken israelischen Torhüter Ofir Marciano scheiterten oder es mit der Präzision beim Abschluss nicht so genau nahmen.

Dass Werner beim FC Chelsea in dieser Saison nicht nur wegen einer Corona-Infektion im Januar, die ihn „ein bisschen schlimmer“ erwischt hat, schwere Zeiten mit bisher nur einem Treffer in der Premier League durchmacht, weiß Flick, der viel von dem Angreifer hält. „Wir sind dafür da, um ihm Spielzeit zu geben“, sagte der mal strenge, mal fürsorgliche Bundestrainer.

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Er hielt nach dem sechsten Treffer, den Werner als bisher bester Torschütze unter Flicks Regie am Samstag erzielt hat, aber auch fest, dass der geschwinde Mittelstürmer „vom Rhythmus her nicht ganz im Spiel war“. Was derzeit nicht ist, soll bald wieder werden, da ein Timo Werner in Topform zu einem gewichtigen Faktor bei der WM werden kann.

Am Samstag ging es für Flick beim Blick auf seine 1b-Mannschaft ohne zahlreiche Stammkräfte vor allem um erste Erkenntnisse im WM-Jahr. Dazu gehörte das Casting von zwei Neu-Nationalspielern, dem auffälligen Schlotterbeck und dem noch unauffälligen Mainzer Mittelfeldarbeiter Anton Stach, und zwei Rückkehrern wie dem soliden defensiven Mittelfeldspieler Julian Weigl und dem noch nicht wie ein heißer WM-Kandidat anmutenden Julian Draxler.

Ob sie wiederkommen dürfen, wenn die Zeit gekommen ist, die erste Wahl für die großen Aufgaben des Jahres zusammenzustellen? Darüber musste Flick am Samstag beim Sichtungsspiel gegen einen Gegner aus der Fußball-Mittelklasse noch nicht genauer nachdenken. Flick, als Trainer beim FC Bayern München 2021 ein Allesgewinner, strebt im November und Dezember in Qatar nach dem WM-Titel.

Eben deshalb hat er seine Auserwählten in Sinsheim schon mal ziemlich penibel und kritisch unter die Lupe genommen. Wer ganz oben dabei sein will, kann sich keine falsche Großzügigkeit leisten.

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