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#Beruf oder Diskriminierung?

Beruf oder Diskriminierung?

Die Truppe gibt sich kämpferisch. Am Sonntagabend werden die Clowns die Corrida in der andalusischen Kleinstadt Baza eröffnen. „Spaß in der Arena mit den Stierkampfzwergen“ heißt das Programm der Gruppe kleinwüchsiger Komiker, deren erste Tournee nach der Pandemie in Spanien eine Kontroverse hervorgerufen hat. Die Ministerin für soziale Rechte hatte sie in der vergangenen Woche aufgefordert, ihre Auftritte abzusagen: Solche Spektakel „verunglimpfen Menschen aufgrund ihrer Behinderung und setzen sie dem Spott der Öffentlichkeit aus“. Kleinwüchsigkeit sei „kein Beruf“, hieß es aus dem Ministerium, das die linksalternative Podemos-Partei führt, die einen Verstoß gegen die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung sieht. Für problematisch hält man, dass Stadtverwaltungen die Veranstaltungen mit Steuergeldern unterstützen.

„Wir bitten um Respekt und Freiheit, wir sind Torero-Künstler“ steht auf den Plakaten, die die Clowns bei ihrem ersten Auftritt vor wenigen Tagen in die Höhe hielten. Sie sehen ihren Broterwerb in Gefahr und berufen sich auf eine Tradition, die weit zurückreicht – auch wenn sie selbst nur noch die letzte Nachhut sind: Vor fast einem Jahrhundert begannen die kleinen „Torero-Feuerwehrleute“, durch die spanischen Arenen zu ziehen. Anfangs oft als Feuerwehrmänner verkleidet, belustigten sie das Publikum, bevor die ersten Stiere starben. Bis heute kämpfen sie neben ihren Showeinlagen und akrobatischen Darbietungen oft mit Jungstieren, ohne sie zu töten. Auch in Frankreich, Portugal und Südamerika treten diese „Toreritos“ auf.

Im Jahr 2013 spielten einige von ihnen sogar eine Hauptrolle in dem mehrfach ausgezeichneten spanischen Stummfilm „Schneewittchen“. Eine Gruppe kleiner Toreros rettet „Blancanieves“, wie die Figur aus Grimms Märchen auf Spanisch heißt. Im Madrider Prado-Museum begegnen den Besuchern gleich mehrere Hofzwerge. Sie waren an den Königshöfen im 16. und 17. Jahrhundert in Spanien populär. Sie galten als Glücksbringer, waren Unterhalter und Gefährten der Kinder. Gleich zwei von ihnen hat der Maler Diego Velázquez auf seinem Gemälde „Las Meninas“ (Die Hoffräulein) verewigt. Auch andere Künstler zeichneten sie.

Die Gruppe aus Madrid wurde erst 2015 gegründet und ist die letzte größere Truppe dieser Art, die es in Spanien noch gibt.


Die Gruppe aus Madrid wurde erst 2015 gegründet und ist die letzte größere Truppe dieser Art, die es in Spanien noch gibt.
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Bild: Reuters

Die Gruppe aus Madrid ist relativ neu. Sie wurde erst 2015 gegründet und ist die letzte größere Truppe dieser Art, die es in Spanien noch gibt. Die „Feuerwehrleute“, „Popeye Torero“ und „Chino Torero“ hatten schon vor einiger Zeit aufgegeben. Zu ihren besten Zeiten hatten sie jeweils mehrere Dutzend Mitglieder und waren auf allen großen Fiestas des Landes dabei. Vor wenigen Jahren verzeichnete das offizielle Berufsregister noch gut 170 „Torero-Komiker“. Sie gehören zu den Kindheitserinnerungen vieler älterer Spanier. Mit der neuen Kindergeneration, die amerikanische Fernsehserien prägen, taten sie sich dann schon schwerer. Zugleich änderte sich die politische Atmosphäre; immer weniger Spanier gehen zum Stierkampf. Nach der Jahrtausendwende verboten ihnen Städte wie Zaragoza, Oviedo und Gijon den Zutritt in ihre Arenen.

„Wir bitten um Respekt und Freiheit, wir sind Torero-Künstler“: Miguel Angel Canche (mitte) und Jorge Vega


„Wir bitten um Respekt und Freiheit, wir sind Torero-Künstler“: Miguel Angel Canche (mitte) und Jorge Vega
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Bild: Reuters

„Eure Arbeit raubt uns unsere Würde“, schrieb Lucas Ayala im Onlineportal „Eldiario.es“. Er ist 20 Jahre alt und 130 Zentimeter groß und leidet an Achondroplasie, wie Mediziner Kleinwüchsigkeit nennen. Er unterstützt den Vorstoß der Ministerin und fragt, ob denn die Bürgermeister bei solchen Fiestas zur Unterhaltung des Publikums Jungstiere auf Menschen mit Downsyndrom losließen. „Ich bin sicher, sie würden das nicht tun“, lautet seine Antwort. Es sei höchste Zeit, das demütigende „Clown-Stigma“ von Kleinwüchsigen zu beenden. Er hält es deshalb für richtig, dass die Ministerin an einem Verbot arbeite. Auch die spanische Tierschutzorganisation Pacma fordert diesen Schritt. Ihre Auftritte seien nicht lustig, sondern Tierquälerei, der ein Ende bereitet werden solle. Auf der spanischen Rechten regt man sich dagegen über die „cancel culture“ der linken Regierung auf, die keine Rücksicht auf die Traditionen nehme.

„Eure Arbeit raubt uns unsere Würde“, sagen andere Kleinwüchsige.


„Eure Arbeit raubt uns unsere Würde“, sagen andere Kleinwüchsige.
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Bild: Reuters

Die jetzt so heftig kritisierte Truppe hatte auf einen Neustart nach der Pandemie gehofft. Seit dem Frühjahr 2020 waren sie nicht mehr aufgetreten. Jetzt wollen sie nur ihre Arbeit machen und die Menschen zum Lachen bringen, schreiben die zwölf Mitglieder in einer kurzen Erklärung: „Wir möchten keine Subventionen und Leute, die uns aus falschen Gründen verteidigen. Wir wollen selbst aussuchen, was wir tun. Wir sind Komödianten, aber unsere Arbeit ist ernst.“

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