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#Bolsonaros gelehriger Schüler

Bolsonaros gelehriger Schüler

José Antonio Kast ist der Mann der Stunde in Chile. In den vergangenen Wochen hat der Rechtspopulist in den Umfragen stetig zugelegt. Nun liegt er vor allen anderen sechs Kandidaten und steigt als Favorit in die Präsidentenwahl am Sonntag. Sein Einzug in die Stichwahl steht so gut wie fest. Noch vor einiger Zeit hatten wenige den 55 Jahre alten Anwalt und früheren Abgeordneten auf der Rechnung.

Bei der letzten Wahl vor vier Jahren war der Sohn deutscher Auswanderer als Außenseiter angetreten und erhielt nur knapp acht Prozent der Stimmen. Zu extrem waren die Ansichten Kasts, der offen mit der Militärdiktatur von Augusto Pinochet sympathisiert. Zu radikal waren seine Versprechen, zu denen etwa der Bau eines Grenzzauns in Nordchile gegen die Einwanderung zählt.

Doch die Zeiten haben sich geändert. Extreme politische Positionen sind kein Tabu mehr, sondern erfreuen sich gerade in den sozialen Netzwerken einer großen Anziehungskraft. Chile macht da keine Ausnahme. Dem Beispiel des rechtspopulistischen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro folgend, mit dem er oft verglichen wird und befreundet ist, investiert Kast schon seit längerem in seinen digitalen Auftritt.

Wachsende Polarisierung

Auf diversen Kanälen gibt er sich volksnah und bescheiden und als einer, der die Dinge beim Wort nennt. Er präsentiert sich als Anwalt konservativer Werte und als Hüter von Recht und Ordnung. Zudem verteidigt er das wirtschaftsliberale Modell Chiles. Mit der von ihm gegründeten „Republikanischen Partei“ positioniert Kast sich explizit rechts vom konservativen Regierungsbündnis von Präsident Sebastián Piñera.

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Eine gemeinsame Koalition schloss Kast aus. Sein voraussichtlicher Einzug in die Stichwahl dürfte ihn zur einzig verbleibenden Option der Rechten machen – und zur Versuchung für viele konservative und liberale Wähler.

Kast profitiert von der wachsenden Polarisierung in Chile. Eine vor zwei Jahren ausgelöste Protestwelle, die vom Ruf nach Veränderung getragen und von viel Gewalt und Gegengewalt überschattet wurde, hat das lange als unerschütterlich geltende Chile auf den Kopf gestellt. Der Protestbewegung gelang es, die konservative Regierung von Präsident Piñera und den Kongress derart unter Druck zu setzen, dass sie der Ausarbeitung einer neuen Verfassung den Weg ebneten, welche die bestehende aus der Zeit der Diktatur von Augusto Pinochet ersetzen soll.

Doch nicht nur das. Die Proteste haben das politische System Chiles in seinen Grundfesten erschüttert und dem auf einen kleinen Kreis beschränkten politischen Establishment den Teppich unter den Füßen weggezogen.

Auflösung der gemäßigten Kräfte

Auch links der Mitte haben die gemäßigten Kräfte die Gunst der Wähler verloren. Eine neue Linke ist herangewachsen, die zum politischen Sprachrohr vieler vor allem junger Chilenen geworden ist und die Forderungen der Sozialproteste für sich vereinnahmt hat. Schon nach der Wahl vor vier Jahren war vom Ende des als „Concertación“ bezeichneten Paktes zwischen den Sozialisten, Christdemokraten und weiterer Mitte-Links-Parteien die Rede, die Chile nach dem Ende der Diktatur über zwanzig Jahre regiert hatten.

Spätestens mit der Wahl am Sonntag, bei der auch das Abgeordnetenhaus und ein Teil der Senatoren neu gewählt werden, dürfte sich das gemäßigte politische Gefüge in Chile vollends auflösen. Einen Vorgeschmack darauf gab die Wahl der Verfassunggebenden Versammlung in diesem Jahr, bei der die traditionellen Parteien sehr schwach abschnitten.

So wird neben Kast aller Voraussicht nach der 35 Jahre alte frühere Studentenführer, Jurist und Abgeordnete Gabriel Boric in die Stichwahl einziehen. Boric verkörpert das Chile der Protestbewegung. Obwohl er als kompromissbereit und gemäßigt gilt, steht er vielen Chilenen zu weit links.

Für seine Kandidatur sind Boric und seine „Breite Front“ ein Bündnis mit den Kommunisten eingegangen. Das macht ihn für Kast, der wie Bolsonaro vor einer „Venezolanisierung“ warnt, zum idealen Gegner. Zumindest in den Prognosen für eine Stichwahl liegt Boric vor Kast, doch nicht uneinholbar.

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