#Kritik an Schellenberger wegen Konzert

Der Balkon von Gunnar Schellenberger bietet nicht nur einen vorzüglichen Blick auf den Magdeburger Dom. Fotos vom 12. August belegen, dass sich das Büro des sachsen-anhaltischen Landtagspräsidenten auch als kostenlose VIP-Loge nutzen lässt. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie Schellenberger mit offenkundig ebenfalls bestens gelaunten Gästen das Open-Air-Konzert von Roland Kaiser auf dem Domplatz verfolgt.

Die Angelegenheit wäre wohl mit einem Wort des Bedauerns aus der Welt zu schaffen gewesen. Doch der CDU-Politiker behauptete zunächst, er habe an diesem Abend „einen dienstlichen Termin“ in seinem Büro wahrgenommen, der bis 21.30 Uhr gedauert habe. Die Aufnahmezeiten der Fotos erweckten einen anderen Eindruck.

Und auch Schellenbergers Aussagen zu dem angeblichen Diensttermin warfen Fragen auf: Warum wird an einem Samstagabend kurzfristig eine Sitzung anberaumt, bei der es angeblich um die 25-Jahr-Feier eines Max-Planck-Institut ging? Wieso war vom Institut niemand anwesend? Das Institut weiß bisher nicht einmal, ob es dieses Jubiläum 2024 überhaupt feiern wird.

CDU hält an Schellenberger fest

Schellenberger gestand darauf Fehler ein und spendete 600 Euro an den Kinderschutzbund. Er blieb aber dabei, dass es sich um einen Diensttermin gehandelt habe. Nun kam allerdings heraus, dass während des Schlagerkonzert auch seine Ehefrau anwesend war und noch ein weiteres Ehepaar sowie zwei Frauen, deren Funktionen ebenfalls nicht bekannt sind. Ihnen alkoholische Getränke angeboten zu haben, sei eine „Frage der Höflichkeit“ gewesen, sagt Schellenberger.

Nach den beiden Oppositionsfraktionen der Linken und Grünen forderte am Freitag jetzt auch die mitregierende SPD-Fraktion den Rücktritt des 63 Jahre alten Landtagspräsidenten, der parteiübergreifend als eigenwillig beschrieben wird. So hatte Schellenberger in seiner Zeit als Staatssekretär mit Hilfe eines ärztlichen Attests dafür gesorgt, dass er statt eines 5er BMW einen 7er BMW erhielt. Die CDU-Fraktion rückt bisher jedoch weiterhin nicht von Schellenberger ab. Zwar schütteln auch dort etliche ratlos den Kopf über Schellenbergers stümperhafte Krisenkommunikation. Doch belegte bereits seine Wahl zum Landtagspräsidenten, wie dünn die Personaldecke in der Partei ist.

Überdies ist die Mehrheit der schwarz-rot-gelben Koalition im Landtag aufgrund der Gräben in der CDU-Fraktion wackelig; eine Auswechslung des Landtagspräsidenten wäre daher mit Risiken behaftet. Sollte Schellenberger sich nicht in weitere Widersprüche verstricken, dürfte der Sommerabend mit Roland Kaiser für ihn daher folgenlos bleiben.