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#Konzert: Queen-Konzert in München: Legende mit Kunstherz

„Konzert: Queen-Konzert in München: Legende mit Kunstherz“



30 Jahre ist Freddie Mercury tot – seit zehn Jahren beleben die Queen-Reste das unsterbliche Erbe mit Adam Lambert. Aber gibt es nun nicht eine bessere Lösung?

„Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Art.“ Der erste Satz aus „Anna Karenina“ ist einer berühmtesten der Literatur – und lässt sich nahtlos übertragen auf Bands. Mag sich naturgemäß das Unglück, das sie irgendwann ereilt, noch ähneln, weil nun mal auch Legenden sterben, nicht selten viel zu früh – die Art des Umgangs damit ist je eigen.

Aktuell etwa zaudern Depeche Mode wohl, ob es ohne Andrew Fletcher weitergehen kann, während die Rolling Stones ohne Charlie Watts halt weitergemacht haben – was im Fall des Verlusts von Mick Jaggers undenkbar schiene, oder? Von den Doors ohne Jim Morrison bis zu Nirvana ohne Kurt Cobain und Linkin Park ohne Chester Bennington – auf all das reimt sich doch nur: unmöglich!

Und dann tritt an diesem Mittwochabend eben doch mal wieder eine in ihrem Kern allzu früh vom existenziellen Unglück heimgesuchte Band auf die Bühne der Münchner Olympiahalle – und die ist trotz mitunter horrender Preise völlig problemlos ausverkauft und versinkt in den Zweieinviertelstunden des Konzerts in einem stetig zunehmend Freudentaumel. Denn da spielen Queen, besser natürlich: die Reste davon mit Brian May, 75, an der Gitarre, und Roger Taylor, 72, am Schlagzeug.

Queen, zu deren Fortbestehen es nach dem Tod von Sänger Freddie Mercury vor 30 Jahren es auch nur einen Gedanken zu geben schien: unmöglich! Bei all der doppelten Tragödie, die das für die anderen Bandmitglieder auch bedeuten möge, weil sie nicht nur ihren Freund für immer verloren haben, sondern so ja auch die Möglichkeit eingebüßt hätten, den Triumph der von ihnen mitgeschrieben Musik je wieder live erleben zu können. Doch von „Who Wants To Live Forever?“ zu „The Show Must Go On“: May und Taylor haben eine Lösung dafür gefunden, die unverbrüchlich scheinende Tatsache der Unmöglichkeit mit Anstand, Professionalität und Hingabe zu umschiffen.

Zehn Jahre sind es jetzt, dass sie nach einem eher unerfreulichen Versuch mit Paul Rodgers als Sänger ein leidlich passendes, jedenfalls funktionierendes Kunstherz für die Legende von Queen gefunden haben. Er sei noch immer so glücklich über diesen „Job“ sagt der gerade mal jugendliche 40 gewordene Adam Lambert bei einer kleinen Ansprache in München – und er sagt damit in der Lässigkeit im Grunde genau das Richtige. Wie auch, als er hinzufügt, Freddie Mercury sei freilich unersetzbar, und es gehe ihm, wie die anderen 10.000 in der Halle eben ein Fan, darum, gemeinsam die Musik von Queen noch mal zu feiern. Seinen Job jedenfalls erledigt der ausgebildete US-Musicalsänger sehr gut, er versucht gar nicht erst, Freddie zu sein, bringt eher sein eigenes diverses Schillern zum Einsatz und strahlt stimmlich stimmig vor allem im Operettenhaften – wenn auch ohne den Rock-Schmutz- und Vorwärts-Schub, den Mercury dabei immer noch mitlieferte, eben unvergleichlich.

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So spielen sich Queen und Adam Lambert inzwischen also bewährt, aber noch immer beherzt wirkend durch ein Best-Of-Programm: Alle Hymnen von „Somebody To Love“ über „Under Pressure“ und „Bohemian Rhapsody“ bis zum abschließenden „We Are The Champions“ sind dabei, dazwischen auch ein paar Klassik-Rocker wie „Hammer to Fall“ und „Tie Your Mother Down“ eingestreut, bei all dem ein bisschen Feuerwerk und Konfetti inklusive. Und in einem kleinen, intimeren Extra an der Bühnenspitze singen auch mal die juvenile Silberlocke Brian May und der etwas gravitätischere Roger Taylor jeweils allein. Aber gerade zu Beginn dieses Teils ruft May in der Ballade „Love of My Life“ erstmals auch den Geist zu sich auf die Bühne, auf der Videoleinwand quasi hinzugetreten, übernimmt Freddie die letzte Strophe – und sprengt die an sich überzeugende Leistung Adam Lamberts unmittelbar ins Diesseits des netten Versuchs (ähnlich wie die Einspielung einer originalen Sinatra-Strophe in Robbie Williams’ Cover von „It Was A Very Good Year“). Und so sehr das eine Huldigung ist, ein nostalgisches Streichen über eine Narbe, so sehr wirkt es da auch, als wäre die Wunde darunter wegen all der Jahre ihrer ja auch profitablen Pflege nie ganz zur Ruhe gekommen.

Dann Bilder mit Freddie zu „These Are The Days of Our Lives“, zum Zugaben-Auftakt die Einspielung von Freddies ausufernden Echo-Spielchen mit dem Publikum im Wembley-Stadion einst … – so wächst hier im unwillkürlichen Mercury-Lambert-Kontrast doch wieder Frage der Unmöglichkeit, des Sakrilegs. Aber womöglich auch die Vision einer letzten, besseren Lösung? Denn frei nach dem Motto „It’s A Kind Of Magic“ spielen Queen 2022 ja durchaus gekonnt mit den technischen Möglichkeiten, etwa als Brian May zu einem ausgedehnten Solo in einer Kombination aus versteckter Hebebühne und Bildschirmszenario in die Unendlichkeit des Alls einzutauchen scheint.

Wie wäre es, wenn Queen von der neuen Abba-Show lernen würden, wenn die Band, wie bereits eine tourende Whitney Houston posthum digital projiziert, einen Freddie-Avatar singend mit auf die Bühne bringen würde? Ein virtuelles Herz für Queen? Wäre das pietätloser als das Kunstherz? Überwältigung, das jedenfalls. Als wäre hier noch immer eine glückliche Band, eine glückliche Fan-Familie versammelt. Für ein letztes Mal, einen nachgeholten Abschied. Denn eine solche Lösung könnte nicht von Dauer sein. Aber was wäre das schon noch im fortgeschrittenen Legendenalter – außer die Legende selbst, die der Queen-Rest vom Hollywood–Drama bis zur nächsten Welttour füttert und melkt. Unmöglich jedenfalls scheint hier längst nichts mehr.

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