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#Blinde Passagiere über dem Ruder

Blinde Passagiere über dem Ruder

Die Zahl ist relativ niedrig, aber sie zeigt, wie groß der Mut der Verzweiflung sein kann. Auf den Kanarischen Inseln kommen immer mehr junge Afrikaner an, die sich in dem Hohlraum über den Steuerrudern großer Fracht- und Tankschiffe versteckt haben. Im Vergleich zu den gut 20.000 Migranten, die in diesem Jahr meist auf Holzbooten aus Nord- und Westafrika auf den spanischen Atlantikinseln landeten, sind es nicht allzu viel. „Wir bestätigen, dass es in diesem Jahr 20 Fälle gegeben hat“, teilte die spanische Seenotrettung der F.A.Z. mit.

Hans-Christian Rößler

Die Retter von „Salvamento Marítimo“ holen die blinden Passagiere von den Steuerrudern von Schiffen, die auf dem Weg aus Westafrika nach Europa auf den Kanaren einen Zwischenstopp einlegen. Da sie meist ohne Fracht unterwegs sind, ragen sie relativ weit über die Wasseroberfläche. Wie viele dieser Passagiere auf dem Weg ertrinken, kann niemand sagen. Nicht nur der Seegang ist für sie lebensgefährlich. Er sei 14 Tage auf See gewesen, sagte ein 14 Jahre alter Nigerianer der Zeitung „El País“. Er und seine Begleiter hätten nur Meereswasser getrunken. Zu essen hätten sie nichts dabeigehabt.

Mit dem Hammer auf den Schiffsrumpf geschlagen

Schutz bot nur ein wenige Quadratmeter großes Loch, in das er sich mit seinen Reisegefährten gezwängt habe. Aber um diesen einzigen Schlafplatz, den sie abwechselnd nutzten, habe es dauernd Streit gegeben. Einmal hätten ihn die anderen ins Meer stürzen wollen, berichtete der Nigerianer der spanischen Zeitung im Aufnahmelager auf Gran Canaria. Auf anderen Schiffen bauten blinde Passagiere aus Seilen eine Hängematte und banden sich fest, damit sie bei starkem Seegang nicht herausfallen und in die Schiffsschraube geraten konnten. Nach einer Woche seien sie so verzweifelt gewesen, dass sie mit den Schlägen eines Hammers tagelang versuchten, die Besatzung auf sich aufmerksam zu machen, berichtete der junge Nigerianer weiter. Aber niemand habe reagiert.

Mittlerweile haben die Reeder laut „El País“ die Sicherheitsvorkehrungen verschärft und beginnen, den Hohlraum über dem Ruder zu verschließen, um blinden Passagieren den Zugang zu verwehren, die wie der junge Nigerianer erst kurz vor dem Auslaufen an Bord kommen. Werden sie unterwegs gerettet, sind Kapitän und Schiffseigner für sie verantwortlich. Sie müssen sie auf eigene Kosten versorgen und wieder nach Hause bringen. Es sei ein „gefährliches Abenteuer, das oft böse endet“, heißt es bei der spanischen Seerettung. Die meisten Migranten kommen weiterhin mit kleineren Booten auf den Kanaren von der weniger weit entfernten marokkanischen Küste an.

Seit 2006 waren es nicht mehr so viele wie in diesem Jahr. Inzwischen fangen die spanischen Behörden damit an, sie wieder in ihre Herkunftsländer zurückzubringen. Da die Aufnahmelager überfüllt sind, nimmt laut unbestätigten Berichten auch die Zahl der Ankünfte auf dem spanischen Festland zu. Diese Weiterreise in Richtung Europa will Spanien aber möglichst unterbinden, um nicht noch mehr Migranten anzulocken. Auf den Kanaren nehmen die Proteste gegen Migranten unterdessen zu – allein im November kamen 8000. Eine Aufnahmeeinrichtung für minderjährige Migranten in Las Palmas wurde mit Steinen beworfen.

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