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#Und am Ende taumelte der Friedenskaiser in den Großen Krieg

„Und am Ende taumelte der Friedenskaiser in den Großen Krieg“

Seit dem späten zehnten Jahrhundert hatte das am Oberrhein und in der heutigen Nordschweiz begüterte Rittergeschlecht der Habsburger eine beträchtliche Machtstellung erlangt. Rudolf von Habsburg wurde schließlich sogar von 1273 bis 1291 rö­misch-deutscher König. Unter ihm gelangten die Habsburger zudem in den Besitz des Herzogtums Österreich und weiterer Gebiete am südöstlichen Rand des Reiches. Während im Laufe des vierzehnten und frühen fünfzehnten Jahrhunderts die meisten schwäbischen Besitzungen verloren gingen, wurden die österreichischen Ge­­biete zu ihren neuen Stammlanden. Sie verlegten in der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts ihren Hof in die Alte Burg nach Wien. Danach präsentierte sich die Familie als „Haus Österreich“. Aus Schwaben wurden Österreicher.

Wien und die österreichischen Länder sollten jedoch bald wieder eine unter­geordnete Rolle für die Dynastie spielen, der Martyn Rady eine Darstellung gewidmet hat. Über Heirats- und Erbverträge ge­langten die Habsburger im Übergang zum sechzehnten Jahrhundert in den Besitz großer Teile der burgundischen Niederlande und dann auch ganz Spaniens. Durch die spanischen Konquistadorenunternehmungen kamen so auch die spanischen „Erwerbungen“ in Amerika in den habsburgischen Herrschaftsverbund. Karl von Gent, der in den Niederlanden aufge­wachsene Enkel Maximilians, der als Karl V. von 1520 bis 1558 auch als Kaiser des Hl. Römischen Reiches regierte, empfand sich nicht ganz zu Unrecht als „Weltenherrscher“. Habsburgische Geschichte voll­­­zog sich, und der Bezug zu Karl V. macht dies anschaulich, in größeren europäischen und nicht selten globalen Bezügen. Eine große Stärke des Buchs von Martyn Rady ist sein besonderes Interesse ge­nau dafür.

Ein ostmitteleuropäisches Imperium

Indem Rady Generation um Generation von habsburgischen Herrscherpersönlichkeiten und ausgewählten Familienmitgliedern, Ehefrauen, Weggefährten, Mit­streitern sowie auch Feinden zum Thema seiner anekdotenreichen Erzählungen macht, nimmt der Leser an einem Parforceritt durch fast ein Jahrtausend europäischer Geschichte teil. In den ersten sechs Kapiteln geht es um die Habsburger in der mittelalterlichen Regional- und Reichsgeschichte. Die folgenden zehn Ka­pitel behandeln die Zeit des aufkommenden Religionsstreits. Die beiden habsburgischen dynastischen Linien – die spanische und die mitteleuropäische – brachten zwischen 1500 und 1700 Persönlichkeiten hervor, die zu zentralen Fürstreitern der katholischen Sache wurden.

Martyn Rady: „Die Habsburger“. Aufstieg einer Weltmacht.


Martyn Rady: „Die Habsburger“. Aufstieg einer Weltmacht.
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Bild: Rowohlt Berlin Verlag

Das betraf an­fangs stärker die spanischen Herrscher, die wie Philipp II. der Inquisition in Spanien (und in Übersee) enorme Macht zur Verfolgung Andersdenkender zugestanden. Verschiedene Habsburger der mitteleuropäischen Linie, die es ab dem frühen sechzehnten Jahrhundert mit der Abwehr einer drohenden osmanischen Expansion bis in ihr eigenes Stammgebiet zu tun bekamen, waren hier anfangs pragmatischer. Spätestens mit dem Dreißigjährigen Krieg war dies vorbei. „Der dreißigjährige Weltkrieg“, wie ihn Rady be­schreibt, verwüs­tete nicht nur viele Regionen in Europa, sondern wurde auch weit in die außereuropäische Welt getragen – in den Kongo, auf die Philippinen oder nach Süd- und Mittelamerika.

Im Jahr 1700 endeten mit dem erbenlosen Tod des spanischen Königs Karl II. die spanische Linie der Habsburger und somit auch der spanisch-habsburgische Schwerpunkt der Erzählung in Radys Buch. Nun rückt wieder das „Haus Österreich“ in Mitteleuropa ins Zentrum der Betrachtungen. In den fünfzehn Kapiteln, die die zweite Hälfte des Buches ausmachen, verortet Rady die Habsburger in der sich wandelnden Welt des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts. Durch den „Sieg über die Türken“ expandierte ihr Reich nun allerdings zu einem ostmitteleuropäischen Imperium. Die Gewinne aus den „Türkenkriegen“ ermöglichen den „barocken Tri­umph“, in dem nun wieder unangefochten ins Zentrum ihres dynastischen Denkens gerückten Wien.

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