#Nachhaltiger Weihnachtsbaum – Darauf musst du beim Kauf in Deutschland achten

It’s beginning to look a lot like Christmas! Die Temperaturen klettern nachts unter die Null-Grad-Marke, Lebkuchen zieren die Regale der Supermärkte und die Straßen werden wieder festlich beleuchtet. Normalerweise eröffnen rund um den 1. Advent wieder all die unzähligen Weihnachtsmärkte der Nation, die die Vorweihnachtszeit in Deutschland so besonders machen und für die wir im Ausland berühmt sind. Aber 2020 ist alles anders und deshalb beginnt für mich die Weihnachtssaison dieses Jahr besonders früh. Es gibt ein paar Dinge, die in der Vorweihnachtszeit bei mir Zuhause nämlich nicht fehlen dürfen: ein Adventskalender, mein Räuchermännchen für tägliche Räucherzeremonien und ein Weihnachtsbaum. Ich finde, dass das Schmücken der Wohnung und die damit einhergehende Gemütlichkeit den Übergang in die kalte Jahreszeit einfach erträglicher machen.

Ich muss gestehen, dass ich beim Kauf des Weihnachtsbaums in den letzten Jahren nicht groß nachgedacht habe. Ich bin zum nächsten Verkaufsstand gegangen und habe nach Größe und Zustand des Baums entschieden. Dabei sollten wir nicht nur auf den Zustand des Baumes, sondern auch auf die Art und die Herkunft achten, denn die meisten Weihnachtsbäume sind extrem schädlich für die Umwelt. Das klingt erstmal paradox, aber ich erkläre dir in diesem Artikel, warum das so ist und wir auch zu Weihnachten Wert auf Nachhaltigkeit legen sollten.

Warum sind Weihnachtsbäume meistens nicht nachhaltig?

Die erste Frage, die du dir jetzt wahrscheinlich stellst, ist „Was ist denn an einem Weihnachtsbaum nicht nachhaltig?“ Immerhin ist der Baum ja eine Pflanze und bindet als solche Kohlenstoffdioxid. In Deutschland werden laut NABU jährlich 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft, wovon 90 Prozent aus Deutschland selbst stammen. Das ist für die CO2-Bilanz ja erstmal nicht schlecht, aber das Problem liegt bei der Bewirtschaftung und Aufzucht der Bäume. Denn die meisten stammen aus Weihnachtsbaumplantagen und damit die Bäume innerhalb kürzester Zeit und pünktlich zu Weihnachten in voller, grüner Pracht stehen, wird ordentlich gedüngt und gespritzt.

Zum Einsatz kommen Insektizide gegen Rüsselkäfer und Läuse, die gern mal an der Rinde der Bäume knabbern. Unkrautvernichtungsmittel helfen gegen unerwünschtes Gewächs und Fungizide gegen Pilze, die in feuchtem Klima zu Nadelschimmel und Nadelverlust führen. Mineraldünger dagegen sorgt für ein gleichmäßigen Wuchs und für eine intensive Färbung der Nadeln. In Fichten und Tannen wurden sogar schon das umstrittene Herbizid Glyphosat und das in der EU verbotene Atrazin gefunden. Die Frage stellt sich schnell, ob man sich so eine Chemiekeule in die Wohnung stellen will, ganz zu schweigen von der extremen Belastung des Bodens sowie des Grund- und Oberflächenwassers der Weihnachtsbaumplantagen.

Noch schlechter wird die Ökobilanz, wenn man bedenkt, dass 10 Prozent der in Deutschland verkauften Weihnachtsbäume aus aus Polen, Österreich und Dänemark importiert werden und dementsprechend wieder beträchtliche Mengen CO2 bei der Anlieferung ausgestoßen wird.

Was ist die ökologisch vertretbare Alternative?

Nachhaltige Weihnachtsbäume stammen aus ökologischer Waldwirtschaft oder aus anerkannt ökologischen Weihnachtsbaumkulturen, in denen auf den Einsatz von Herbiziden, Insektiziden, Pestiziden, Mineraldüngern und Wachstumsregulatoren verzichtet wird. Die Nutzflächen werden stattdessen mechanisch, nämlich durch Schafe von Unkraut und unerwünschten Grasen zwischen den Bäumen befreit. Die tierischen Exkremente sorgen für eine natürliche Düngung und fleißige Insekten dämmen den Schädlingsbefall ein. Nachhaltige Weihnachtsbaumkulturen erkennst du an dem FSC-, Naturland- oder Bioland-Siegel.

Eine andere Möglichkeit ist, dass du auf heimische Fichten, Kiefern oder Tannen aus regionalen Forsten zurückgreifst. Die wachsen auf Sonderflächen unter Strom- oder auf Leitungstrassen in deutschen Wäldern und sind Teil der regionalen Forstbetriebe. Allerdings kannst du nicht einfach in den Wald gehen und einen Baum fällen. Frag vorher beim Forstamt nach, ob es solche Sonderflächen auch in deiner Nähe gibt und ob Weihnachtsbäume angeboten werden.

Wo findet man nachhaltige Weihnachtsbäume in Deutschland?

Wenn du dir einen nachhaltigen Weihnachtsbaum in die Wohnung stellen möchtest, solltest du erstmal grundsätzlich einen großen Bogen um die klassischen Straßenverkaufsstellen machen. Gerade mal 1 Prozent der Weihnachtsbäume stammen aus nachhaltigen Betrieben und die wirst du eher seltener am Straßenrand finden. In ganz Deutschland gibt es 2020 laut einer Liste des Vereins Robin Wood immerhin 98 Produzenten nachhaltiger Weihnachtsbäume. Die Liste aller Produzenten und Verkaufsstellen in Deutschland findest du hier. Sogar ein paar Baumärkte führen nachhaltig produzierte Weihnachtsbäume, achte beim Kauf auf das entsprechende Siegel.

Für meinen Weihnachtsbaum bin ich dieses Jahr nach Mellensee im Süden von Berlin gefahren. Die Weihnachtsbaumplantage wird seit 1994 komplett nachhaltig ohne den Einsatz von Pestiziden und Insektiziden betrieben und erhält das Bio-Zertifikat nach eigener Aussage voraussichtlich 2021. Das Besondere an der Plantage, die eher wie ein kleiner Märchen-Wald anmutet, ist, dass man seinen Baum selbst schlagen kann. Am Eingang holt man sich eine Säge und darf dann auf Erkundungstour über die Plantage gehen, auf der Blaufichten, Douglasien, Colorado-Tannen, Frasertannen, Serbische Fichten, Korea-Tannen und Nordmann-Tannen in allen Größen wachsen.  Alle Bäume, die unter 4 Meter hoch sind, darf man selbst fällen. Die Auswahl fiel mir gar nicht leicht, weil es wirklich alle erdenklichen Formen und Färbungen gibt, aber meine Wahl fiel am Ende auf eine 1,30 Meter kleine, kompakte Blaufichte, die einen lauschigen Platz auf meinem Balkon bekommen hat.

Weihnachtsbäume aus dem Topf

Wer der Natur auch nach Weihnachten etwas zurück geben möchte, der kann auf einen Weihnachtsbaum im Topf zurück greifen oder den Baum nach Weihnachten wieder einpflanzen. Denn Weihnachtsbäume, die leben, sind logischerweise die noch bessere Alternative zu toten Bäumen, da sie dem natürlich Kreislauf nicht entzogen werden.

Weihnachtsbäume im Topf bietet zum Beispiel das österreichische Unternehmen Green Tree an, das nach Wien, Graz und München liefert. Du kannst zwischen Nordmanntannen, Fraser-Tannen und Rotfichten wählen und deinen Baum zu einem Wunschtermin liefern und wieder abholen lassen. Nach Weihnachten wird der Baum vom Green-Tree-Team wieder eingepflanzt, wobei du natürlich wie bei jeder anderen eingetopften Pflanze auch darauf achten solltest, dass der Baum über die Weihnachtsfeiertage ausreichend gegossen wird.

Alternativ kannst du den Baum nach Weihnachten auch selbst einpflanzen. Auch in Mellensee kannst du beispielsweise ganze Bäume mit großem Wurzelballen kaufen. Allerdings bedarf ein Baum, der nach Weihnachten wieder eingepflanzt werden soll, sehr viel Pflege: Temperatur, Sonneneinstrahlung und Gießverhalten über die Weihnachtstage sowie Standort und Zustand der Wurzeln beim Einpflanzen sind entscheidend dafür, ob der Baum überlebt. Pflegetipps gibt es beispielsweise auf der Seite von Green Tree.

Und für was entscheidest du dich dieses Jahr?