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#Boxer Usyk verteidigt erfolgreich seine WM-Titel gegen Dubois

Der letzte Schlag sah auf den ersten Blick nicht entscheidend aus: eine giftige Führhand, die im leichten Bogen über die Deckung hinweg ins Ziel fand. Nur war das Timing so perfekt, dass er beim Empfänger die gleiche Wirkung entfaltete wie ein krachender Haken. Also sank Daniel Dubois, der mit so viel Ambition angereiste Boxprofi aus London, auf den Ringboden. Dort wirkte er auch während des obligatorischen Anzählen so wenig klar, dass Ringrichter Luis Pabon keine andere Wahl blieb, als den Kampf für den 25-Jährigen zu beenden. Somit war der erste WM-Versuch in dessen steiler Karriere nach 48 Sekunden der neunten Runde vorbei.

Brachial ist fast keine der Geschichten, die Oleksandr Usyk, frisch bestätigter Schwergewichts-Weltmeister dreier Welt­verbände (WBA, IBF und WBO), zwischen den Ringseilen mit seinen Fäusten erzählt. Dafür versteht sich der 36-jährige Ukrainer wie kein Zweiter im Königslimit auf die gewisse Depotwirkung. Er lässt eher unspektakulären Treffern in einer zweiten bis dritten Angriffswelle so viele weitere folgen, dass ihre Wirkung kumuliert, was dann den gleichen Effekt hat wie der Knockout eines gefürchteten Punchers. Dafür braucht es flinke Arme und Beine, Flexibilität und ein sicheres Gespür für die Situation – Qualitäten, die der Aufsteiger aus dem Cruisergewicht mit dem Spitznamen „der Kater“ immer wieder unter Beweis stellt.

Grußbotschaft von Wolodymyr Selensky

Verlieren war ohnehin keine Option bei dieser Versuchsanordnung. Fast 40.000 Boxfans sahen an einem verregneten Samstagabend dem Treiben in der Tarczynski-Arena in Breslau (Wroclaw) zu; das Meer der blau-gelben Farben auf den Zuschauerreihen zeigte, von woher das Publikum zum größten Teil kam. Da sollte ein nationaler Held am 550.Tag des russischen Einfalls in die Ukraine ein Zeichen der Unbeugsamkeit setzen. Das wurde auch durch eine Grußbotschaft von Wolodymyr Selensky unterstrichen, die vor dem Hauptkampf auf den gigantischen Monitoren ausgestrahlt wurde. Der ukrainische Präsident wollte mit salomonischer Taktik in Usyk „die Stärke unserer Leute“ und in dessen britischem Widersacher „die Stärke unserer Freunde“ verkörpert sehen.

Oleksandr Usyk (r.) trifft Daniel Dubois


Oleksandr Usyk (r.) trifft Daniel Dubois
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Bild: AP

Von der Wucht, mit der Dubois sich zum Pflichtherausforderer der WBA (bis dahin 19 Siege, 1 Niederlage) heraufgeboxt hatte, war dann jedoch wenig zu sehen und noch weniger von der angekündigten Strategie. Er solle bloß nicht versuchen, diesen sehr kompletten Techniker mit Technik auszuboxen, hatte sein Trainer Don Charles ihm öffentlich aufgetragen, sondern gleich seine überlegene Physis und den begnadeten Punch ausspielen. Im Ring jedoch schien der um fünf Zentimeter Körpergröße und fünfeinhalb Kilo überlegene Herausforderer regelrecht zu schrumpfen. Außerdem überließ er Usyk weitgehend die Initiative, statt selbst Druck aufzubauen. So musste Dubois zum Ende des achten Durchgangs das erste Mal zu Boden und verlor das Duell der Führhande (Jabs) laut Statistik mit 13 gegen 52 Treffern deutlich.

Tiefschlag in der fünften Runde

Eine eindeutige Angelegenheit, eigentlich, wäre da nicht die ominöse Szene in der fünften Runde: Ein Aufwärtshaken von Dubois beförderte den Weltmeister mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden. Weil der Unparteiische auf Tiefschlag entschied, wurden Usyk jedoch statt der obligaten zehn Sekunden über dreieinhalb Minuten zur Erholung eingeräumt. Das wirkt auch nach Ansicht der Zeitlupenbilder weiter plausibel.

Dubois’ Promoter Frank Warren aber nahm das Ganze zum Anlass, einen offiziellen Protest beim WBA-Verband anzukündigen. Ihm und Trainer Charles zufolge ist ihr Mandant um den vorzeitigen Abbruchsieg betrogen worden, wie sie weit nach Mitternacht vor versammelter Medienschar mit einiger Erregung geltend machten. Die britische Delegation monierte, dass der Treffer in der erlaubten Zone gewesen sei. Nur habe der Champion die Angewohnheit, den Tiefschutz so hoch wie eben möglich zu ziehen.

„Boxsport ist kein Straßenkampf“

Diesen Vorwurf mochte der alte und neue Champion nicht auf sich sitzen lassen. Er zog später an gleicher Stelle sein Shirt hoch und die Trainingshose etwas runter, um der internationalen Sportpresse zu demonstrieren, wie er den Schutz zu tragen pflege: Knapp, aber eindeutig unterhalb des Bauchnabels. „Boxsport ist kein Straßenkampf“, stellte Usyk fest, und ging alsbald lieber auf Fragen nach nächsten Gegnern und Plänen ein. Sie kreisten natürlich auch um den WBC-Champion Tyson Fury, dem sich der Ukrainer grundsätzlich stellen will – nur nicht zu sämtlichen von dessen Bedingungen.

Ob er seine herausragende Karriere (jetzt 21 Siege in 21 Kämpfen, davon 14 vorzeitig) denn für unvollendet betrachte ohne den avisierten Triumph in solch einem großen Kampf? „Ja“, sagte er prompt. Woraus man zweierlei schließen kann. Nämlich zum einen, dass bald wieder verhandelt wird zwischen London, Kiew und Saudi-Arabien, wo das Ganze stattfinden soll. Zum anderen, dass hinter dem Namen Dubois bereits ein Haken steht – unabhängig davon, wie die WBA über den Einspruch von Frank Warren entscheiden wird.

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