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#Bricht bald das Mandarin-Zeitalter an?

Bricht bald das Mandarin-Zeitalter an?

Die Liebe linguistischer Feinschmecker gilt meistens den kleinen Sprachen, ihren grammatischen Schnörkeln, filigranen Satzstrukturen und fremdartigen Begriffen, beherrscht von einigen Tausend oder gar nur wenigen Dutzend Menschen. Der niederländische Journalist Gaston Dorren geht in seinem Buch den umgekehrten Weg: Er stellt die zwanzig größten unter den 6500 Sprachen der Welt vor, die Dickschiffe der globalen Kommunikation, die auf ihrer Fahrt durch die Geschichte viele der kleineren Sprachen abgedrängt oder untergepflügt haben.

Imperiale Sprachen wie Englisch, Französisch, Portugiesisch, Spanisch, Russisch und Arabisch gehören dazu, aber auch große regionale Verkehrssprachen wie Malaiisch und Suaheli. Zugrunde gelegt hat Dorren seiner Auswahl die Zahlen der Mutter- und Zweitsprachler. Auch wenn solche Sprachstatistiken selten exakt sind, geben sie doch die Größenordnungen wieder. Am unteren Ende der Top 20 stehen Koreanisch und Vietnamesisch mit je 85 Millionen Sprechern. Deutsch liegt mit 200 Millionen im Mittelfeld. Die Spitze bilden, wenig überraschend, das chinesische Mandarin mit 1,3 und Englisch mit 1,5 Milliarden Mutter- und Zweitsprachlern.

Die große Spannweite menschlicher Ausdrucksmöglichkeiten

Die Rangliste versammelt die Muttersprachen der halben Weltbevölkerung, ein weiteres Viertel hat eines dieser Idiome als Zweitsprache. Die Größe ist allerdings das einzige Merkmal, das ihnen allen gemeinsam ist. Ihre sprachfamiliäre Zugehörigkeit, ihre Laute und grammatischen Regeln und nicht zuletzt ihre Schriftsysteme unterscheiden sich stark. Am Beginn jedes Kapitels werden die wichtigsten Informationen zur dort vorgestellten Sprache steckbriefartig zusammengefasst. Danach konzentriert sich Dorren auf das, was diese Sprache besonders macht und in ihrer geschichtlichen Entwicklung hervorsticht.

Gaston Dorren: „In 20 Sprachen um die Welt“. Die größten Sprachen und was sie so besonders macht.


Gaston Dorren: „In 20 Sprachen um die Welt“. Die größten Sprachen und was sie so besonders macht.
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Bild: C.H. Beck Verlag

Die laienfreundlich, in einem erzählend-anekdotischen Stil geschriebenen Sprachporträts fügen sich wie Mosaike zu einem Gesamtbild, das die große Spannweite menschlicher Ausdrucksmöglichkeiten demonstriert, obwohl es sich ja nur um einen winzigen Bruchteil aller Sprachen handelt.

Wenn Wörter Bewegungen klangsymbolisch nachbilden

Die oft sehr fremd anmutenden Eigenschaften von Sprachen wie Persisch, Panjabi oder Suaheli erläutert der Autor anhand von geschickt gewählten Vergleichen mit dem Deutschen. So fällt zugleich auch ein verfremdendes Licht auf das Deutsche, und im Kapitel, das ihm gewidmet ist, stellt Dorren dann auch dessen Merkwürdigkeiten in den Mittelpunkt. Dazu gehören die seit Mark Twain immer wieder gern bespöttelten Wortstellungsregeln ebenso wie die drei grammatischen Geschlechter.

Weniger bewusst dürfte deutschen Muttersprachlern sein, dass auch der Zwang, das Subjekt in einem Satz immer in Form eines Substantivs oder Pronomens auszudrücken, global gesehen ein Exotismus ist: „Geht noch zur Schule“ ohne „er“ oder „sie“ geht auf Deutsch nur umgangssprachlich und im passenden Zusammenhang. In den meisten anderen Sprachen der Welt ist es ein völlig korrektes Satzmuster. Allerdings ist das Deutsche als Sonderling nur Erster unter Gleichen: Etliche Eigenheiten teilt es mit Niederländisch, Englisch, Friesisch und – parbleu – dem Französischen, das nicht nur seine Umlaute, sondern auch das obligatorische Subjektpronomen den germanischen Zungen der Franken verdankt.

Konflikte zwischen Indien und Pakistan sowie Hindus und Muslimen

Während Dorren anhand des Vietnamesischen auf amüsante Weise seine Irrfahrten als Sprachschüler in maximal fremdem Terrain schildert, greift er beim Koreanischen die Ideophone heraus. Diese Wörter bilden Gestalten, Bewegungen, Größenverhältnisse, lautliche Vorgänge und taktile Wahrnehmungen klangsysmbolisch nach. Das geht weit über die auch bei uns bekannten Lautmalereien hinaus und beleuchtet den symbolischen Wurzelgrund menschlicher Sprache.

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