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#Briten werden beim Impfen ausgebremst

Briten werden beim Impfen ausgebremst

In ihrer Impfkampagne erleiden die Briten erstmals einen Rückschlag. In einem am Mittwoch bekanntgewordenen Brief teilte der Nationale Gesundheitsdienst der Regierung mit, dass ab Ende des Monats für etwa vier Wochen mit einer „erheblichen Verringerung“ des Impfstoffnachschubs zu rechnen sei. Die Regierung erklärt das mit „Produktionsproblemen mehrerer Hersteller“ und versichert, die Ziele der Impfkampagne seien nicht gefährdet.

Jochen Buchsteiner

Die Nachricht fällt mit Drohungen aus Brüssel zusammen, Impfstoffexporte ins Königreich zu unterbinden, sofern nicht auch Vakzine aus britischen Produktionsstätten in die EU geliefert würden. Ein Zusammenhang mit der angekündigten Versorgungslücke wird von der Regierung bestritten. Der Impfstoffhersteller Astra-Zeneca dirigiere keine Lieferungen um, sagte eine Regierungsquelle der „Daily Mail“. Mehrere Minister verwiesen auf die vertraglichen Verpflichtungen des Pharmaunternehmens, denen zufolge Impfstoffe auch aus Produktionsstätten in der EU ins Königreich geschickt werden müssten.

Sorgen um Akzeptanz im eigenen Land

Der Ton wird dabei schärfer. Der für die Kommunen zuständige Minister Robert Jenrick nannte die Äußerungen von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Donnerstag „nicht hilfreich“. Außenminister Dominic Raab rückte die EU sogar in die Nähe einer Autokratie. „Normalerweise tun sich das Königreich und die EU zur Abwehr zusammen, wenn sich andere Staaten mit weniger demokratischen Sichtweisen in derartiger politischer Waghalsigkeit üben“, sagte er.

In London wird nicht nur die Drohung mit einem Exportstopp mit Befremden verfolgt, sondern auch der Umgang mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff, dessen Entwicklung mit britischem Steuergeld finanziert wurde. Hinter der Kritik an dem Vakzin – zunächst an seiner Wirksamkeit für Ältere, dann an seiner gesundheitlichen Verträglichkeit – werden politische Motive vermutet.

Auch wenn in London damit gerechnet wird, dass die meisten EU-Staaten das Impfen mit dem Astra-Zeneca-Vakzin fortsetzen werden, sorgt man sich um die Auswirkungen der „Kampagne“ auf die Akzeptanz im eigenen Land. Wissenschaftler und Politiker verstärkten in den vergangenen Tagen Bemühungen, die Briten von der Ungefährlichkeit des Impfstoffs zu überzeugen. Der 56 Jahre alte Premierminister Boris Johnson sagte am Donnerstag in einer Pressekonferenz er werde am Freitag geimpft und er werde das Vakzin von Astra-Zeneca erhalten.

Keine Sorgen mit Pfizer

Bis Mitte April sollen alle Bürger, die älter als 50 Jahre sind, mit einer ersten Dosis geschützt sein. Kein einziger Termin sei durch die Nachschubschwierigkeiten gefährdet, versicherte Gesundheitsminister Matt Hancock. Zuversichtlich zeigte er sich auch, dass die Impfung aller Erwachsenen bis Ende Juli möglich sei. Der Rückschlag besteht vor allem darin, dass die Impfkampagne wohl nicht mehr länger die Erwartungen übertreffen wird. In den vergangenen Wochen waren die Zielmarken stets vorzeitig erreicht worden. Bis vor kurzem hatten die Vierzig- bis Fünfzigjährigen damit gerechnet, womöglich schon im April dranzukommen. Das steht nun in Frage.

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Eine Quelle der Versorgungslücke könnte Indien sein, wo Astra-Zeneca seine größte Fertigungsstätte unterhält. Die meisten der eine Milliarde Dosen, die bis Ende des Jahres im „Serum Institute of India“ (SII) hergestellt werden sollen, gehen an die Covax-Initiative, mit der ärmere Länder unterstützt werden, aber zehn Millionen Dosen wurden auch Großbritannien zugesagt. Von diesen sind erst fünf Millionen eingetroffen. „Das hat nichts mit dem SII zu tun, sondern mit Indien“, sagte Unternehmenschef Adar Poonawalla dem „Daily Telegraph“. Die zweite Tranche könne erst rausgehen, wenn die Regierung in Delhi grünes Licht gebe.

Die Regierung in London will dies ebenso wenig kommentieren wie Berichte über Produktionsprobleme bei den Impfstoffherstellern Johnson & Johnson und Moderna. Keine Sorgen scheint Großbritannien immerhin mit dem Pharmaunternehmen Pfizer zu haben, das den ersten in Großbritannien zugelassenen Impfstoff produziert. Eine Pfizer-Sprecherin bestätigte am Donnerstag, dass weiterhin nach Plan ausgeliefert werde. Bisher sind etwas mehr als 25 Millionen Einwohner mit einer ersten Dosis immunisiert worden, davon 13,6 Millionen mit dem Impfstoff von Pfizer/Biontech und 11,6 Millionen mit dem von Astra-Zeneca.

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