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#Britische Konservative rechnen mit „white privilege“ ab

Britische Konservative rechnen mit „white privilege“ ab

Wenn über Benachteiligung ethnischer Gruppen gesprochen wird, ist meistens von Gruppen mit Migrationshintergrund die Rede. Doch nun stellt dieser Wahrnehmung der Bildungsausschuss des britischen Unterhaus einen Bericht entgegen. Danach sind es vor allem „weiße Kinder aus sozial schwachen Schichten“, die „systematisch vernachlässigt“ würden. Offensiv wenden sich die Abgeordneten gegen den von „woken“ Aktivisten geprägten Kampfbegriff des „white privilege“. Dieser Begriff und das Denken dahinter hätten zu der „immensen sozialen Ungerechtigkeit“ beigetragen, heißt es in dem Bericht. Das wiederum empörte am Dienstag die Aktivisten und jene Abgeordneten, die Rassismus gegen Nichtweiße als Hauptwurzel gesellschaftlicher Ungleichheit betrachten. Der von konservativen Abgeordneten dominierte Ausschuss führe einen „Kulturkrieg“, lautet ihr Vorwurf.

Der Bericht hält fest, dass weiße Arbeiterkinder in der Schule unterdurchschnittlich abschneiden und deutlich schlechtere Weiterbildungschancen haben als andere ethnische Gruppen mit sozial schwachem Hintergrund. Verglichen wurden dafür Schüler, die wegen ihres prekären Hintergrunds Anspruch auf kostenloses Essen in Schulen haben. Nur 16 Prozent der weißen Arbeiterkinder schaffen es demnach auf eine Universität – im Gegensatz zu 59 Prozent der Schüler mit schwarzafrikanischem Hintergrund, 59 Prozent von Schülern mit Wurzeln in Bangladesch und 32 Prozent von Schülern karibischer Herkunft. Betroffen von dieser Ungleichheit sei fast eine Million junger weißer Briten.

„Kinder aus allen Hintergründen vernachlässigt“

Der Ausschuss wirft der Regierung vor, dieses Problem „unter den Teppich zu kehren“ und die Betroffenen seit Jahrzehnten im Stich zu lassen. Der konservative Ausschussvorsitzende, Robert Halfon, sagte am Dienstag, der Begriff „white privilege“ spreche der wahren Lage Hohn. Er beinhalte die Idee eines „sozialen Privilegs, das weiße Menschen gegenüber andere ethnischen Gruppen genießen“. Privilegien seien aber „das glatte Gegenteil dessen, was benachteiligte weiße Kinder erfahren“ – insbesondere im Bildungsbereich. „Wir müssen dringend davon Abstand nehmen, Rassenungleichheit mit spaltenden Konzepten wie dem ,white privilege‘ zu begegnen, das eine Gruppe gegen die andere in Stellung bringt“, sagte Halfon. Der Begriff fördere gesellschaftliche „Disharmonie“.

Der Ausschuss hielt fest, es habe sich eine „Industrie“ formiert, um benachteiligte nichtweiße Kinder zu unterstützen, während weiße Kinder auf keine derartige Unterstützung in der Gesellschaft hoffen dürften.

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Die schwarze Labour-Abgeordnete Kim Johnson warf dagegen dem Ausschuss vor, mit dieser Sichtweise den „Kulturkrieg zu befeuern“. Sie wendete sich besonders gegen die Passagen zum Begriff „white privilege“. Ihr Minderheitsvotum wurde vom Ausschuss abgelehnt. Die Denkfabrik „Race“ empörte sich ebenfalls und nannte den Bericht die „jüngste Regierungssalve im Kulturkrieg“. Der Bericht würde zwischen Kindern verschiedener Hautfarbe unterscheiden, „anstatt zu akzeptieren, dass Kinder aus allen Hintergründen in den vergangenen Jahrzehnten vernachlässigt wurden“, sagte der Leiter des Thinktanks, Maurice Mcleod.

Gegen die „Brutstätten“ der „woken“ Ideologie

Auch wenn der Ausschuss die Regierung an einigen Stellen kritisiert, reiht sich der Bericht in eine Serie von Initiativen ein, die konservative Politiker und Minister gegen die von ihnen wahrgenommene „woke revolution“ gestartet haben. Im Frühjahr kam eine von der Regierung beauftragte „Commission on Race and Ethnic Disparities“ zum Ergebnis, dass man im Königreich nicht von „systemischem Rassismus“ sprechen könne. Die Studie stieß ebenfalls auf Kritik – wie auch manche Neuberufung in die Gleichstellungskommission.

Kulturminister Oliver Dowden kündigte außerdem ein Gesetz an, das Opfer der angenommenen „Cancel Culture“ schützen und deren Rechte erweitern soll. Gleichzeitig nimmt der Minister verstärkt Einfluss auf die Personalpolitik öffentlich unterstützter Institutionen im Kulturbereich mit dem Ziel, sie „inklusiver“ zu machen. Gemeint ist damit nicht, den Anteil von Mitarbeitern mit Migrationshintergrund zu steigern, sondern mehr Stimmen aus der englischen Provinz in Vorständen und Kuratorien zu Wort kommen zu lassen. Die neue Stoßrichtung macht sich auch im Bildungsetat bemerkbar. Dowden will in den kommenden drei Jahren mehr als 16 Milliarden Euro in den Schulbetrieb stecken. Auf der anderen Seite wird vor allem im Kultur- und Kunstsektor gespart, dort also, wo die Regierung die Brutstätten der „woken“ Ideologie ausmacht.

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