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#Nur Verlierer im Schalker Untergangsepos

Nur Verlierer im Schalker Untergangsepos

Immer verzweifelter suchen die Menschen beim FC Schalke während dieser Wochen des Untergangs nach irgendwelchen Anlässen zu neuer Hoffnung, und so begaben sie sich am Samstag auf das weite Feld der Semantik. Ralf Rangnick, der von vielen Anhängern und der sogenannten „Gruppe“ aus Sponsoren, Unterstützern und ehemaligen Mitarbeitern zum potentiellen Retter des Klubs erklärt worden war und der sogar Interesse zu haben schien, hatte abgesagt.

Er sehe sich „derzeit“ nicht in der Lage, „die sportliche Verantwortung bei S04 zu übernehmen“, ließ der Trainer sich in einer Mitteilung zitieren. Als Grund nannte er „zahlreiche Unwägbarkeiten innerhalb des Vereines“. Umgehend wurde interpretiert und analysiert: Heißt „derzeit“, dass sich Rangnicks Haltung womöglich schon in wenigen Tagen ändern könne? Und was sind „Unwägbarkeiten“?

Das etwas vage „derzeit“ hatte bei Aufsichtsratschef Jens Buchta Hoffnungen auf eine Kehrtwende geschürt. Er werde diese Woche ein weiteres Mal mit Rangnicks Berater Marc Kosicke telefonieren und „ausloten, was möglich ist und was nicht möglich ist“, sagte der Aufsichtsratschef am Rande der 0:3-Niederlage am Samstagabend gegen Borussia Mönchengladbach, die vor dem Hintergrund der Aussichtslosigkeit im Abstiegskampf kaum noch jemanden interessierte. Auch die „Gruppe“ nährte die Zuversicht, stellte Geld in Aussicht, doch Rangnicks Entscheidung steht, wie sein Berater am Sonntag klarstellte. Gerne werde er sich noch mal mit Buchta unterhalten, erklärte Kosicke, aber nur, „um das Ganze respektvoll für alle zu beenden“.

Viele offene Fragen

Daher wird nun über den zweiten Schlüsselbegriff in Rangnicks Erklärung diskutiert, die „Unwägbarkeiten“, mit denen sich auch jeder Alternativkandidat für den Vorstandsposten auseinandersetzen muss. Handelt es sich um die schwer kalkulierbare finanzielle Situation nach dem Abstieg, deren Dimension auch davon abhängt, welche Großverdiener der Klub loswird? Man habe „ungewohnt transparent über die finanzielle Situation und die Möglichkeiten gesprochen. Das ist eigentlich ungewöhnlich für ein Beratergespräch“, sagte die Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers am Samstag. Oder spielt Rangnick auf die chaotischen Machtstrukturen auf Schalke an?

Auf die Ungewissheit, wer nach der Mitgliederversammlung im Juni im Aufsichtsrat sitzt? Vielleicht sind auch ihm die Thesen zu Ohren gekommen, die sich Schalker zuraunen: Der im vorigen Sommer zurückgetretene Aufsichtsratschef Clemens Tönnies sei zwar nicht Mitglied der „Gruppe“, versuche aber mit Hilfe dieser Leute, wieder Einfluss auf Schalke zu gewinnen, meinen die einen. Andere behaupten, der langjährige Finanzvorstand Peter Peters, der für den Aufsichtsrat kandidiert, beeinflusse Buchta und seine an den Rangnick-Gesprächen beteiligte Nachfolgerin Rühl-Hamers und habe wenig übrig für eine Rückkehr Rangnicks.

Längst ist ein Streit über die Deutungshoheit ausgebrochen, und selbst Rangnicks Vorgehen wirkt wenig überzeugend. Hätte er nicht einfach auch persönlich mit den Schalkern reden müssen, statt bereits nach den Sondierungen seines Beraters Kosicke abzusagen? Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung war die Rangnick-Seite entsetzt darüber, dass schon kurz nach dem Gespräch zwischen Kosicke, Buchta, dem Aufsichtsratskollegen Peter Lange und Rühl-Hamers Details aus den vertraulichen Beratungen in der Öffentlichkeit kursierten.

Das mag ärgerlich sein, aber das Schalker Problem mit Indiskretionen ist hinlänglich bekannt und nun wirklich keine Überraschung. Die dann folgende Absage wenige Stunden vor einem Spiel öffentlich zu machen war sicher auch keine Meisterleistung Rangnicks. Dieses neueste Kapitel im Schalker Untergangsepos hat nur Verlierer hervorgebracht.

Neue Beulen für Schalke

Buchta muss sich vorwerfen lassen, Rangnick nicht schon viel früher angesprochen zu haben, obwohl dieser unüberhörbar sein Interesse an einer Rückkehr zum FC Schalke bekundet hatte. Mit diesem Schritt hätte Buchta nicht nur seine eigene Glaubwürdigkeit gestärkt, sondern auch die ganze Schlammschlacht mit der „Gruppe“ verhindert. Die Unterstützer von außen wiederum haben mit ihrer öffentlich inszenierten Rangnick-Initiative schwere Schäden bei Buchtas Sportvorstandssuche angerichtet.

RB Leipzigs Sportdirektor Markus Krösche, der ebenfalls Interesse an dem Vorstandsposten auf Schalke hatte, sagte erschrocken ab. Was Buchtas anderer Kandidat denkt, ist unbekannt, attraktiver ist der Job aber nicht geworden. Und das ohnehin demolierte Image des Revierklubs, das von Bedeutung bei der Suche nach Mitarbeitern, neuen Spielern und künftigen Sponsoren ist, hat weitere Beulen abbekommen.

Zumal am Sonntag auch noch Stefan Gesenhues zurückgetreten ist, jenes Aufsichtsratsmitglied, das dem Gremium vor zehn Tagen die Rangnick-Pläne der „Gruppe“ vorgestellt hatte und dafür heftig kritisiert worden war. Aber womöglich hat er sich damit viel Ärger erspart. Denn inzwischen hat eine Online-Petition Fahrt aufgenommen, in der Schalker sich für einen sofortigen Rücktritt des gesamten Aufsichtsrates aussprechen können. „Buchta & Co. sind offensichtlich nicht kompetent und professionell genug, um die vakante Position des Sportvorstands zum Wohle des Vereins zu besetzen“, heißt es in den Erläuterungen zu der Abstimmung.

Mehr als 6000 Menschen hatten innerhalb weniger Stunden unterzeichnet. Angestrebt wird die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. Das Engagement der Basis ist vielleicht der einzig positive Aspekt des ganzen Ärgers: Viele Anhänger des Klubs entwickeln in den Foren und mit ihren Petitionen gerade eine Leidenschaft und einen Willen zur Zukunftsgestaltung, die an vielen anderen Stellen des Klubs fehlen.

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