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#Leiden mit Nepomnjaschtschi

Leiden mit Nepomnjaschtschi

Am spielfreien Tag hat er seinen Haardutt abschneiden lassen. Einen Freund und Weltklassegroßmeister aus Moskau hat er als Beistand einfliegen lassen. Eine ganz neue Eröffnung hat er gespielt. Und was hat all das Jan Nepomnjaschtschi genützt? Nichts. Er hat noch schlimmer gepatzt als in der achten Partie. Am Sonntag kostete es einen Bauern. Dieses Mal war ein Läufer futsch. Er hat ihn sich aussperren lassen wie ein Anfänger.

Die ganze Schachwelt wusste schon, dass es um ihn geschehen war, als der Russe ahnungslos in seinem Ruheraum saß und sich noch im Vorteil glaubte. Carlsen führte den Zug, der den weißen Läufer fängt, nicht sofort aus, sondern prüfte, ob er irgendetwas übersehen haben könnte. Aber da war nichts. Carlsens Zug sah Nepomnjaschtschi auf dem Bildschirm in seinem Ruheraum. Erst da verstand er, was er angerichtet hatte und kam erst gar nicht mehr heraus. Noch 18 Minuten blieb er hinter der Bühne. Hat er geweint? Den Toilettenkasten zerdeppert? Oder wenigstens etwas Obst zerquetscht?

Als er endlich zurück am Brett war, schaute er mehr in die Luft als auf die Figuren. Viele hätten an seiner Stelle die Hand übers Brett gereicht, um die Partie aufzugeben und möglichst schnell hinter sich zu lassen. Doch Nepomnjaschtschi zögerte das Unvermeidliche noch zwölf weitere Züge hinaus.

Nepomnjaschtschi schob seinen vom Turm angegriffenen c-Bauern vor. Das tat nun auch Carlsen mit gänzlich anderer Wirkung: Nach 27...c6 kam der eingeschlossene weiße Läufer nicht mehr davon und fiel den schwarzen Türmen zum Opfer.


Nepomnjaschtschi schob seinen vom Turm angegriffenen c-Bauern vor. Das tat nun auch Carlsen mit gänzlich anderer Wirkung: Nach 27…c6 kam der eingeschlossene weiße Läufer nicht mehr davon und fiel den schwarzen Türmen zum Opfer.
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Bild: chess24

Nach seiner dritten Niederlage binnen vier Partien ist der Herausforderer nun mit 3:6 hinten. Als bei Weltmeisterschaften noch nur die Gewinnpartien zählten, wie es Bobby Fischer gefordert hatte, machte Viktor Kortschnoi 1978 gegen Anatoli Karpow einen 2:5-Rückstand wett, verlor dann aber doch 5:6. Garri Kasparow hat aus einem 0:5 gegen Karpow noch ein 3:5 gemacht, bevor ihr erstes Match nach 48 Partien im Februar 1985 abgebrochen wurde. Doch heute wird jeder mit einem Remis erzielte halbe Punkt mitgezählt und bringt den Führenden seinem Ziel näher. Um das Match noch zu wenden, müsste Nepomnjaschtschi mindestens drei von sechs Partien gewinnen und dürfte dabei keine verlieren. In seiner Verfassung und gegen einen Carlsen in guter Form, grenzt das ans Unmögliche.

Einige, die das Match live oder auf den sozialen Netzwerken kommentierten, äußerten Mitleid. Fühlte auch Carlsen mit seinem Gegner? „Das ist die Weltmeisterschaft! Man schlägt lieber einen Gegner auf der Höhe seines Könnens, aber wenn nicht, nimmt man es mit“, sagte er und räumte ein: „Stilpunkte wurden heute nicht vergeben.“ Wie die meisten gewinne er lieber durch starke eigene Züge als durch Patzer des Gegners.

Einmal habe er in dieser Partie selbst gepatzt, aber es war ein Minipatzer, eigentlich gar kein Patzer sondern nur ein Übersehen ohne schlimme Folgen. Es kostete ihn vorübergehend einen Bauern, aber den hätte er später zurück bekommen, wenn Nepomnjaschtschi seinen Läufer gerettet hätte, aber er rettete den Bauern.

Statt wie vorher in diesem Match hatte der Herausforderer die neunte Partie nicht mit dem Königsbauern sondern mit dem c-Bauern eröffnet. Zwischen diesen beiden Möglichkeiten variiert auch Sergei Karjakin, der am Montag aus Moskau nach Dubai zurückgekehrt ist, um seinem Landsmann beizustehen. Karjakin hat schon öfter gewonnen, wenn nur ein Sieg zählte. Und sie hatten zahlreiche Trainingspartien miteinander absolviert. Vielleicht auch in dem Stellungstyp, der nach dem ehrgeizigen, sonst selten gespielten dritten Zug Carlsens entstand. Der Weltmeister wollte einfach bei seiner Vorbereitung bleiben.

Die ersten 14 Züge des Herausforderers sahen gut aus. Dann wollten die Kommentatoren einen Bauernvorstoß von ihm sehen. Damit konnte er Carlsen vor Probleme stellen. Das war es doch, was er wollen musste. Stattdessen dachte er nur fünf Minuten nach und tauschte einen Bauern ab. Die Kommentatoren, Computer und auch Carlsen betrachteten die Lage von da an als ziemlich ausgeglichen.

Hinterher stellte sich heraus, dass Nepomnjaschtschi seine Stellung die ganze Zeit überschätzt und sich im Vorteil gesehen hatte. Dass man eine so gute Stellung in einem Zug verlieren kann, schien ihm nicht fair. Am Ende musste er sich auch noch dafür loben lassen, dass er nach seinen Niederlagen gefasst Fragen beantwortete. „Ich hätte lieber Respekt für gute Partien als für Pressekonferenzen.“

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