Nachrichten

#Diese Vögel brüten auch im Granatenhagel

Diese Vögel brüten auch im Granatenhagel

Der Weg ist lang und beschwerlich. Er führt von Südafrika aus über die Sahara und den Ärmelkanal nach Großbritannien. Insgesamt mehr als zehntausend Kilometer. Ein lebensgefährliches Unterfangen. Und erst die Rückreise. Sie steht ein halbes Jahr später an und ist unvermeidlich, weil sonst der Hungertod droht. Wenn alles gut geht, sind die Trips in jeweils zwei Monaten erledigt. Die Wanderin, die diese Strapazen auf sich nimmt, ist gerade mal zwanzig Zentimeter lang und sechzehn bis dreiundzwanzig Gramm leicht. Sie flitzt bei der Jagd dicht über den Boden und mag die Nähe des Menschen. Am wohlsten fühlt sie sich auf Höfen, denn wo Weidetiere sind, gibt es Fluginsekten – die einzige Nahrung, die sie zu sich nimmt. Ihr Name: Hirundo rustica. Zu Deutsch: Rauchschwalbe.

Der englische Naturforscher, Autor und Rundfunksprecher Stephen Moss hat diesem Weltenbummler ein Buch gewidmet. Es heißt „Über die Schwalbe“, handelt auch von anderen Vertretern aus der Familie der Hirundinidae und ist doch eigentlich ein Lob der hübschen Rauchschwalbe: lange Flügel, tief gegabelter Schwanz, oberseits glänzend blauschwarz, unten beige oder weiß, dunkles Brustband, braunrote Kehle und Stirn. Sie ist, wie der Ornithologe Lars Svensson bemerkt, „die klassische Schwalbe“. Deswegen belässt es Moss „der Einfachheit halber“ meistens bei der Kurzform und nennt sie schlicht „die Schwalbe“. So wollen wir es hier ebenfalls halten.

Ausflug zum Mond

Die Abhandlung bietet eine Mischung aus biologischer Bestandsaufnahme und kulturhistorischem Rundgang, nature writing und Reisebericht, Memoir und Reportage. Vor allem jedoch handelt es sich um die Verbeugung vor einem Tier, dessen Existenz durch den Insektenrückgang und das Verschwinden kleiner Bauernhöfe bedroht ist. Entsprechend vollmundig legt Moss los: „Ich liebe Schwalben, sie gehören zu meinen absoluten Lieblingsvögeln.“ Sodann nimmt er den Leser mit ins Leben dieser wendigen Akrobaten. Sein Buch besteht aus einem allgemeinen Abschnitt, einem Prolog, einem Epilog und vier Kapiteln zum Alltag der Schwalbe im Frühling, Sommer, Herbst und Winter.

Stephen Moss: „Über die Schwalbe“.


Stephen Moss: „Über die Schwalbe“.
:


Bild: Dumont Verlag

Dazwischen widmet er sich den vielen kühnen Theorien, zu denen Schwalben all jene Forscher inspiriert haben, die sich mit ihnen beschäftigten. Dass ein kleiner Vogel mit weniger als vierzig Zentimeter Spannweite in der Lage sein soll, zweimal im Jahr um die halbe Welt zu fliegen, mochte man lange nicht glauben. Bis zum Ende des achtzehnten Jahrhunderts erschien es naheliegender, die Tiere würden im Schlamm oder auf dem Grund von Seen Winterschlaf halten. Neben Carl von Linné, dem „Vater der Taxonomie“, vertraten auch der Gelehrte Samuel Johnson und der Ornithologe Gilbert White diese These.

Raus aus der Schlechtwetterzone

Charles Morton, der im siebzehnten Jahrhundert das erste englische Werk über den Vogelzug vorlegte, war zwar überzeugt davon, Schwalben würden im Herbst fortziehen. Allerdings hatte er ein anderes Ziel als Afrika im Sinn – den Mond. Er rechnete aus, eine Schwalbe müsste zweihundert Stundenkilometer schnell sein, um in vier Monaten dort anzukommen. Seine Vermutung verteidigte er mit einem Zirkelschluss: „Wo sollen diese Wesen denn hinfliegen, wenn nicht zum Mond?“ Dem Dichter John Dryden kam das lyriktauglich vor: „Sie strecken ihre Flügel und schnellen in die Lüfte, / Doch ob sie bis zum Monde fliegen / Oder in tiefen Höhlen den Winter verträumen / Oder woanders Fliegen jagen, ist uns leider unbekannt.“

Tief gegabelter Schwanz, oberseits glänzend blauschwarz, unten weiß, dunkles Brustband, braunrote Kehle und Stirn: klarer Fall – Rauchschwalbe


Tief gegabelter Schwanz, oberseits glänzend blauschwarz, unten weiß, dunkles Brustband, braunrote Kehle und Stirn: klarer Fall – Rauchschwalbe
:


Bild: Picture-Alliance

Auf der richtigen Spur war hingegen der Naturforscher John Ray, ein Zeitgenosse Mortons. Er sagte über Schwalben: „Es ist vermutlich so, dass sie in wärmere Länder fliegen.“ Mit anderen Worten: Richtung Süden. Die Zeit von April bis Oktober verbringen sie im Brutgebiet. Und das ist ausgesprochen groß, umfasst es doch Europa, Nordwestafrika sowie die gemäßigten Gebiete Asiens und Nordamerikas, was den Südosten Alaskas einschließt.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!