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#Bundesrichter in Melbourne urteilen über Djokovic

Bundesrichter in Melbourne urteilen über Djokovic

Die Entscheidung über das Australien-Visum für den weltbesten Tennisspieler Novak Djokovic naht. Seit dem frühen Morgen hören die drei Richter des Bundesgerichtshofes in Australien die Anwälte beider Seiten: Hier das Anwaltsteam des Athleten, das inzwischen zweimal erfolgreich gegen dessen Ausweisung vorgegangen ist. Dort der Anwalt, der Einwanderungsminister Alex Hawke vertritt. Er hatte dem Serben nach sechs Tagen Prüfung am Freitagnachmittag sein Visum zum zweiten Mal entzogen. Eine Entscheidung soll noch heute fallen.

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Trotz des Chaos bei seiner Vorbereitung auf das Turnier will die Nummer Eins der Tennis-Weltrangliste die Australian Open unbedingt spielen. Würde er dort den zehnten Titel holen, hielte er einen Rekord von 21 Grand Slams –  so viele, wie kein anderer Tennisspieler. „Der Antragsteller bittet höflich um eine dringende Anhörung, damit der Antragsteller im Falle eines positiven Bescheids an den Australian Open teilnehmen kann“, hieß es in der Einlassung seines Anwalts Nicholas Wood.

Die Zeit drängt

Das Team Djokovic hatte schon am Morgen von der Dringlichkeit der Entscheidung gesprochen. Denn der Auftritt des 34-Jährigen in Melbourne sei schließlich der einzige Grund für seinen Visaantrag gewesen. Mit dem Wechsel zwischen seinem selbstgewählten Wohnort in der Stadt und dem Abschiebehotel dürfte der Athlet inzwischen freilich eine spürbaren Trainingsrückstand haben. Der weltweit anerkannte Oberste Richter am australischen Bundesgerichtshof, James Allsop, akzeptierte den Zeitdruck von Beginn an. Der 68-Jährige ließ keinen Zweifel daran, dass er eine Entscheidung der drei Richter noch an diesem Sonntag anstrebt. Eine Berufung ist dann nicht mehr möglich. Fast 90.000 Menschen folgten der Liveübertragung der Verhandlung.

Der Anwalt der Regierung, Stephen Lloyd, sprach die Rolle von Sportstars als Werbefiguren an: „Die Menschen nutzen hochgradige Athleten dauernd, um Ideen zu verbreiten und für ihre Anliegen zu werben.“ Das gelte natürlich auch für Djokovic: „Er ist auf vielen Ebenen ein Rollenmodell, ein Vorbild. Sein Aufenthalt in Australien führt den Menschen seine Anti-Impfhaltung deutlich vor Augen – das brächte ein Risiko für die  Gesundheit der Australier mit sich“, sagte der Anwalt mit Blick auf ein Visum. „Diese Sicht rührt nicht nur aus seinen Bemerkungen her, sondern auch daraus, dass er bis heute ungeimpft ist. Und das ist seine eigene Entscheidung.“ 

Angebliche Gefahr für Australien

Die Ansichten des Tennisstars zum Thema Corona und Impfungen seien – auch angesichts der Omikron-Welle, die Australien seit Wochen überspült – für das Land und seine Menschen gefährlich. Denn Djokovic habe ja beispielsweise auch den Schutz vor der Übertragung von Corona „ignoriert – etwa, als er eine Maske bei einem Interview abnahm, obwohl er infiziert war“. Damit bezog sich Lloyd auf einen Vorfall in Belgrad, für den sich Djokovic Mitte der Woche entschuldigt hatte.

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Djokovics Anwalt Nicholas Wood hatte zuvor die Begründung des Ministers Punkt für Punkt auseinander zu nehmen versucht. Er setzte zwei Schlaglichter: Zum einen gehe der Minister davon aus, dass der Serbe eine Haltung gegen Impfungen einnehme – was Lloyd später bestätigen sollte. Djokovics Anwalt aber erklärte: „Es ist schlicht vollkommen falsch zu sagen, Herr Djokovic sei eine Leitfigur für Impfgegner.“ Dies könne der australische Minister weder wissen noch belegen.

Schwerer wog aus seiner Sicht, dass Hawke fürchte, der Verbleib von Djokovic im Land werde zu einer „Anti-Impfung-Stimmung“ führen, die dann eine Gefahr für Australien sei. „Es gibt keinen Beleg dafür, dass eine Anti-Impf-Stimmung dadurch gestärkt würde, dass mein Klient hier für zwei Wochen Tennis spielt“, sagte Wood. Und: „Der Minister hat niemals geprüft, ob eine Ausweisung nicht ebenfalls enorme Risiken für die Öffentlichkeit enthalte. Das ist irrational.“ Der Anwalt fuhr fort: „Es ist auf seine Art pervers, so einen enge Sicht einzunehmen.“

Noch während Australiens angesehenste Richter unter hohem Zeitdruck versuchen, durch einen raschen Schiedsspruch weiteren Schaden aus dem Fall Djokovic abzuwenden, erklärte der Ministerpräsident von Victoria, Dan Andrews, am Sonntagmorgen: „Lass Dich einfach impfen, Novak. Dann würde nicht jedermanns Zeit verschwendet über das Ganze.“

Andrews‘ eigene Rolle in der Visa-Affäre, die seiner Regierung und diejenige von Tennis Australia müssen in den nächsten Wochen allerdings noch aufgearbeitet werden. Schließlich besaß Djokovic bei seiner Einreise offizielle Unbedenklichkeitsbescheinigungen, die Beamte des Bundesstaates ihm gegen die Weisung des australischen Gesundheitsministers ausgestellt hatten.

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