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#Bus-Chaos in Wiesbaden

„Bus-Chaos in Wiesbaden“

Bei vielen Nutzern des öffentlichen Nahverkehrs in Wiesbaden, aber auch bei Eswe-Busfahrern liegen die Nerven blank. Die Einführung des Samstagsfahrplans an Werktagen und die Streichung von 900 der sonst 3700 täglichen Busfahrten aufgrund des eklatanten Fahrermangels führen in der Stadt zu erheblichem Unmut. Während der jüngsten Sitzung des Mobilitätsausschusses mussten sich dessen Mitglieder und auch Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Die Grünen) Kritik von Bürgern anhören.

Ein schnelles Ende der Misere ist nicht in Sicht: Der eigentlich für Dezember geplante Fahrplanwechsel, mit dem mehr Busse auf der Straße gefahren wären, wird auf den 5. März nächsten Jahres verschoben. Der Ärger ist groß, wie sich schon während der Bürgerfragestunde zu Beginn der Sitzung am Donnerstagabend zeigte. „Sind wir Menschen zweiter Klasse?“, fragte Eswe-Busfahrer Markus Pfaff sichtlich erregt und äußerte den Verdacht, dass das Bussystem „bewusst und mit politischer Absicht“ kaputtgemacht werden solle.

Überfüllte Busse und unglückliche Eltern

Er warf der Politik vor, das Feld zu bereiten, auf dem dann die zuvor gescheiterte Citybahn als Lösung präsentiert werde. Die Stadt, so lautete sein Vorwurf, mache seit 20 Jahren Politik gegen die Busfahrer. Ausschussvorsitzender Martin Kraft (Die Grünen) wehrte sich gegen diese Vorwürfe. Gleichwohl äußerte er die Einschätzung, dass viele der Probleme nicht vorhanden wären, wenn die Stadt eine Straßenbahn hätte.

Aber auch Eltern sind sauer. Eine Vertreterin des Stadtelternbeirats berichtete von massiven Beschwerden, weil viele Schüler nicht mehr pünktlich oder gar nicht in ihre Schule kämen. Viele drohten damit, ihre Kinder wieder mit dem Auto in die Schule zu fahren. In einem offenen Brief haben sich der Stadtschülerrat und der Stadtelternbeirat an Kowol gewandt und ihn aufgefordert, Schritte zu tun, damit die Schülerbeförderung wieder „adäquat gewährleistet“ ist. Die Busse seien völlig überfüllt, und die Corona-Vorkehrungen, wie etwa Abstände, könnten „keinesfalls“ eingehalten werden. Die entscheidende Frage sei: „Wann kehren wir zum regulären Fahrplan zurück?“

Dazu bezog Kowol im Ausschuss ausführlich Stellung. „Wir haben derzeit eine extrem schwierige Situation in unserem Busnetz“, sagte er und erinnerte daran, dass der hohe Krankenstand bei Eswe Verkehr schon zu Corona-Zeiten dazu geführt habe, dass der reguläre Fahrplan nicht mehr eingehalten werden konnte. Aber, so sagte der Verkehrsdezernent, seit einigen Monaten sei der Krankenstand nun „sehr hoch“.

Abwerbeaktionen und Krankenfälle

Als eine mögliche Ursache nannte er neben der Omikron-Welle auch die Unzufriedenheit im Unternehmen. „Im Frühjahr dieses Jahres ist durch den Start eines neuen Verkehrsunternehmens in Bad Kreuznach eine sehr massive Abwerbeaktion bei den Busfahrern vollzogen worden“, zählte er einen weiteren Grund für die Misere auf. Insgesamt habe Eswe 48 Busfahrer an andere Verkehrsunternehmen verloren. Wie viele Busfahrer bei Eswe derzeit krank gemeldet sind, konnte das Verkehrsdezernat am Freitag auf Nachfrage nicht mitteilen.

Versuche, mit Subunternehmen die Lücke zu füllen, sind laut Kowol gescheitert. Daher sei kurzfristig versucht worden, die Lage mit dem Samstagsfahrplan aufzufangen. „Wir sind jetzt erneut dabei, andere Verkehrsunternehmen und Subunternehmen mit kleinteiligsten Aufträgen zu beauftragen“, schilderte er die Situation und verwies darauf, dass es schon eine Kooperation mit einem Anbieter gebe, der Eswe Leiharbeiter zur Verfügung stellen wolle.

Man verhandle sogar mit einzelnen Busfahrern, um diese zu einer Rückkehr zu Eswe zu bewegen, so Kowol weiter. „Der Weg, um einen zufriedenstellenden Busverkehr für alle Wiesbadener Kunden anbieten zu können, wird noch länger sein und noch viele Wochen in Anspruch nehmen“, machte er die Hoffnungen zunichte, dass sich das Bus-Chaos zügig beenden lasse.

Rückkehr zum Regelfahrplan „nicht abzusehen“

Eswe-Übergangsgeschäftsführer Martin Weis bestätigte diese Aussage: „Es ist nicht abzusehen, dass wir mit den erreichten Maßnahmen in diesem Jahr zum Regelfahrplan zurückkommen.“ Eswe bereite derzeit eine große Ausschreibung vor und stehe mit mehreren Unternehmen im Dialog, führte er weiter aus. Mit verschiedenen Einzelmaßnahmen sei die erste Entspannung erreicht worden, was man daran erkenne, dass die Pünktlichkeit deutlich gestiegen sei.

Während der anschließenden Diskussion mutmaßte Christian Hill von der Fraktion Freie Wähler/Pro Auto, dass der Druck auf die Wiesbadener „künstlich aufgebaut“ werden solle, um die Citybahn als Lösung zu präsentieren und die Bürger zu einer Zustimmung zu drängen. Diese Aussage bezeichnete Silas Gottwald von der SPD als „Frechheit“ und bezichtigte Hill des Verbreitens von Verschwörungstheorien.

Im weiteren Verlauf der Sitzung beschloss die Kooperation aus SPD, Grünen, Linken und Volt ihren Antrag mit dem Titel „Den Wiesbadener ÖPNV nachhaltig sichern“, der auch den Einsatz von Doppelgelenkbussen vorschlägt. Für Alexander Winckelmann (FDP) stand fest, dass die Kooperation offenkundig nicht in der Lage sei, die Probleme der Stadt zu lösen.

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