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#BYD-Gründer Wang Chuanfu macht auf der IAA seine Kampfansage

Seine Ankündigung hatte sich der BYD-Gründer für den Schluss seiner Rede aufgehoben: „Unser Plan für unsere erste Produktionsbasis in Europa wird bis Jahresende bekannt gegeben,“ sagte Wang Chuanfu diese Woche auf einer Händlerveranstaltung des führenden chinesischen Elektroautoherstellers am Rande der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in München, zu der auch die F.A.S. Zugang hatte.

Marcus Theurer

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Zwar hat BYD – die Abkürzung steht für „Build your dreams“ – immer wieder signalisiert, dass man trotz bislang überschaubarer europäischer Verkaufszahlen an einer eigenen Fabrik in der Region interessiert sei. Auch Europachef Michael Shu sprach darüber auf der IAA. Aber so deutlich wie jetzt der Gründer und Verwaltungsratschef Wang hat sich noch kein BYD-Manager geäußert.

Er sucht die Öffentlichkeit nicht

Wang wollte im Mutterland des Automobils gegenüber seinen Vertriebspartnern ein Zeichen setzen: „Wir meinen es ernst mit unserer Expansion nach Europa.“ In Deutschland gibt es Hoffnungen, dass sich BYD ähnlich wie zuvor Tesla für einen Standort hierzulande entscheiden wird. Spekuliert wurde, dass die Chinesen die Ford-Fabrik in Saarlouis übernehmen könnten. Doch prüft BYD auch Standorte in Osteuropa.

Man kann nicht sagen, dass der Konzerngründer Wang die Öffentlichkeit suchen würde. Im Gegenteil: Der 57 Jahre alte Unternehmer umgibt sich mit einer Aura der Unnahbarkeit, auf der IAA war er diese Woche für Fragen von Journalisten außer Reichweite. Selbst als die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock am Donnerstag den Stand von BYD besuchte, fehlte der chinesische Topmanager. Chairman Wang war schon abgereist.

Dabei gab es auf der Automesse wohl kein Unternehmen, dass mit so viel Neugier und Spannung erwartet wurde wie BYD. Wangs Hightech-Konzern, der nicht nur Autos und Nutzfahrzeuge baut, sondern auch einer der größten Batteriezellenhersteller der Welt ist, ist im Westen zwar noch weitgehend unbekannt, auf der IAA war BYD zum ersten Mal. Aber das chinesische Unternehmen ist zu einem potenten Wettbewerber geworden.

Im ersten Halbjahr hat BYD die Verkaufszahlen verdoppelt

Wangs Konzern hat mittlerweile Elon Musks Tesla als größten Hersteller von Elektroautos der Welt überholt, jedenfalls dann, wenn man auch Hybridfahrzeuge mitzählt. Im ersten Halbjahr hat BYD seinen Absatz auf 1,3 Millionen Fahrzeuge gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt.

Kein anderer großer Hersteller kann derzeit solche schwindelerregenden Wachs­tumszahlen vorweisen. Und jetzt will Wang mit seinem Autokonzern auch in Europa Fuß fassen. Auf dem Messegelände im Münchner Osten hat BYD einen der größten Stände. In der Innenstadt, wo die Branche ebenfalls ihre Autos präsentiert, setzt sich der asiatische Angreifer mit einem zweiten Stand direkt gegenüber von Volkswagen in Szene. Auch das ist ein deutliches Zeichen.

Doch Wang selbst, der den Hersteller in den vergangenen zwei Jahrzehnten praktisch aus dem Nichts zum Großkonzern aufgebaut hat und dessen Vermögen auf umgerechnet 18 Milliarden Dollar geschätzt wird, hielt sich diese Woche auf der Automesse weitgehend im Hintergrund. Zwar sprach er auch auf einer Branchenkonferenz, doch seine Ausführungen dort blieben allgemein.

Mehr als 90.000 Entwickler

Umso interessanter war Wangs Rede vor den Autohändlern und anderen Geschäftspartnern aus Europa. Der Unternehmer wurde darin sehr viel konkreter. Für die Veranstaltung hatte BYD in die Muffathalle, ein Konzerthaus am Isarufer in der Nähe des deutschen Museums, eingeladen. Der Abend war eine seltene Gelegenheit, den enigmatischen Unternehmer live zu erleben.

Applaus brandet auf, als Wang die Bühne betritt. Er spricht Chinesisch und macht zwischendurch Pausen, damit ein Dolmetscher seine Botschaften für die europäischen Gäste auf Englisch übersetzen kann. Unscheinbar sieht er aus im dunklen Anzug, weißen Hemd und mit dem Seitenscheitel, auf der Nase eine Brille.

Mit BYD hat er eine ähnlich eindrucksvolle Erfolgsgeschichte geschrieben wie Elon Musk mit Tesla. Aber der nüchterne Wang ist der Gegenentwurf zum Unternehmer-Rockstar Musk. Mit unbewegter Miene und ruhiger Stimme stellt er klar, wer der Chef im Hause ist: „Ich habe einen Background als Ingenieur. Ich bin an allen wesentlichen Technologien im Unternehmen beteiligt.“

Staubtrocken lässt Wang seine Zuhörer wissen, BYD habe gegenüber der Konkurrenz „einen Vorteil in Technologie, Größe und Kosten“. Dann referiert er Leistungsdaten des Konzerns: 30.000 Universitätsabsolventen werden allein dieses Jahr im Unternehmen anfangen, 80 Prozent davon im Bereich Forschung und Entwicklung. Insgesamt beschäftige der Konzern mehr als 90.000 Entwickler. „An einem durchschnittlichen Arbeitstag reicht BYD 19 Patentanträge ein“, sagt Wang.

Jetzt greift der Newcomer auch im europäischen Automarkt an. Noch sind die Absatzzahlen gering: In den ersten acht Monaten des Jahres hat der chinesische Hersteller in Deutschland nur rund 2600 Fahrzeuge verkauft. Aber die Verkaufszahlen stiegen, berichten Händler. Allein auf den August entfallen 2000 dieser Fahrzeuge, was wohl auch auf Vorzieheffekte durch das Auslaufen staatlicher Kaufzuschüsse für gewerbliche Halter in diesem Monat zurückzuführen ist. Unternehmensgründer Wang lässt keinen Zweifel daran, welche Bedeutung der neue Markt im Westen für ihn hat: „Europa ist ein sehr wichtiger strategischer Markt für BYD“, sagte er in München.

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