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China macht dicht

Eine Viertelstunde dauert in Frankfurt der Gang aus dem Flieger durch Passkontrolle und Gepäckausgabe auf die Straße. Vier Stunden braucht es bei der Rückkehr in Schanghai, bis der Reisende nach Befragungen, Covid-Test und dem Ausfüllen von vier Fragebögen über den Reiseverlauf der letzten zwei Jahre schließlich ohne Pass im Regierungsbus sitzt. Dann wartet das Quarantänehotel.

Wer im staatlich zugewiesenen Isolationszimmer die nächsten 14 Tage durch die dünnen Wände das Herz der zweitgrößten Wirtschaft schlagen hört, kann sich glücklich schätzen. Seit bald zwei Jahren lässt China gerade mal 200 Flüge pro Woche ins Land, 98 Prozent weniger als vor der Pandemie. Ein Visum bekommen selbst die meisten Geschäftsreisenden nicht. Economy-Sitzplätze kosten schnell 5000 Euro und sind kurzfristig fast unmöglich zu ergattern. Wer vor Abflug seine Impfung nicht mit Namen, Adresse und Telefonnummer des Impfarztes belegt oder eine andere der sich ständig wechselnden Regeln verletzt, bleibt auch mit Ticket am Boden.

Während Amerika und Europa ihre Grenzen öffnen, isoliert sich China immer weiter von der Welt. Am G-20-Gipfel in Rom Ende Oktober nehme er nicht teil, hat Staatspräsident Xi Jinping seinen Amtskollegen diese Woche mitgeteilt – schließlich müsse er bei Rückkehr nach Peking andernfalls in Quarantäne, die in der Hauptstadt gar drei Wochen lang vorgeschrieben ist.

Ein Dominoeffekt

Dabei gäbe es eigentlich viel zu besprechen mit dem Führer des Landes, das in den kommenden fünf Jahren die Weltwirtschaft treiben soll wie kein anderes. Ein Fünftel des globalen Wachstums werde in dem Zeitraum aus China kommen, prognostiziert der Internationale Währungsfonds. Doch das könnte zu optimistisch sein. Derzeit sieht sich der globale Handel durch Pekings Alleingänge einem Stresstest ausgesetzt, der nicht zuletzt auch für Deutschland gefährlich werden könnte.

Dabei geht es um mehr als die Isolation im schäbigen Hotelzimmer in Schanghai, die Körper und Geist auf die Probe stellt. Dass dreimal pro Tag kalte Mahlzeiten vor der Tür landen sowie Zimmer und Betten zwei Wochen lang nicht gereinigt werden, dürfte ausländische Investoren kaum davon abhalten, ihr Geld ins Land zu tragen, winkte dort doch weiter die Aussicht auf gute Rendite. Doch der chinesische Markt, zu dem es in der Vergangenheit keine Alternative gab, gilt nun plötzlich als unattraktiv. Das Land stehe vor einer möglicherweise zehn Jahre anhaltenden Stagnation, glaubt Oxford-Ökonom George Magnus, früher Chefvolkswirt der Bank UBS und China-Kenner. Sogar eine „Rezession mit chinesischen Eigenschaften“ sei möglich.

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Kurzfristig ist es der Wohnungsbaukoloss Evergrande, dessen Fall im Reich der Mitte ein Beben auslösen könnte, dessen Schockwellen bis in die Werkshallen von Volkswagen, BMW und Daimler in Deutschland reichen, wo die Gewinne vom größten Automarkt der Welt die Tariflöhne der deutschen Beschäftigten finanzieren. Ob das mit über 300 Milliarden Dollar verschuldete Evergrande zusammenbricht oder vor dem Aufschlag am Boden von der Regierung aufgefangen wird, könnte dabei gar nicht mehr entscheidend sein. Wie Dominosteine droht bereits jetzt ein Konkurrent nach dem anderen umzukippen. Anfang dieser Woche hat mit Fantasia ein weiterer Entwickler aus China seine Schulden nicht mehr bedient.

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