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#China wächst weniger als der Rest der Welt

„China wächst weniger als der Rest der Welt“

Die radikale Abkehr Chinas von seiner strikten, drei Jahre währenden Null-Covid-Politik habe ein „Buschfeuer“ von Virusinfektionen ausgelöst, das in den kommenden drei bis sechs Monaten „negativ“ auf die chinesische Wirtschaft und in der Folge auf die gesamte Welt auswirken werde, hat der Internationale Währungsfonds (IWF) in ungewöhnlich klaren Worten gewarnt.

Zum ersten Mal seit 40 Jahren sei Chinas Wirtschaftswachstum 2022 nicht höher als das Wachstum der Weltwirtschaft insgesamt oder sogar geringer ausgefallen, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Sonntag in einem Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender „CBS“. Ende November hatte der Fonds für China ein Wachstum von 3,2 Prozent im Jahr 2022 vorhergesagt.

Drei Wochen später hatte die chinesische Führung völlig überraschend praktisch mit einem Federstrich so gut wie alle Beschränkungen der Null-Covid-Politik aufgegeben, obwohl bis zu diesem Zeitpunkt laut offiziellen Angaben nur 58 Prozent der Bevölkerung eine Boosterimpfung erhalten hatten, die als Voraussetzung für die Wirksamkeit des Vakzins gilt. Die staatliche Propaganda hatte die Kehrtwende mit „neuen Erkenntnissen chinesischer Wissenschaftler“ darüber begründet, dass die Omikron-Variante mildere Krankheitsverläufe auslöse als frühere Varianten des Coronavirus.

Radikaler Politikwechsel

Das amerikanische Analysehaus China Beige Book schätzt, dass Chinas Wirtschaft im vierten Quartal des vergangenen Jahres geschrumpft ist und im Gesamtjahr sogar nur mit 2 Prozent gewachsen ist. Weil das Land mit dem Impfen seiner Bevölkerung nicht hinterherkomme und die Regierung die Infizierten nicht mit Medikamenten oral behandele, die die Vermehrung des Virus in den Zellen stoppen, werde es „in den kommenden paar Monaten hart für China“, sagte IWF-Chefin Georgiewa am Sonntag. Weil auch in den USA und Europa das Wachstum sinke, erwarte der IWF, dass 2023 ein Drittel der Weltwirtschaft und die Hälfte der europäischen Wirtschaft in eine Rezession schlittern werde. Das kommende Jahr werde für die Welt „härter“ als die zurückliegenden 12 Monate, prophezeite die Direktorin des Währungsfonds.

Kurz vor dem radikalen Politikwechsel hatte ein dramatischer Einbruch des Exports die Regierung offensichtlich aufgeschreckt. Seitdem nimmt die Welle an negativen Konjunkturindikatoren kein Ende. Erst am hat das Nationale Statistikamt bekannt gegeben, dass der chinesische Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes, der die wirtschaftliche Aktivität der Unternehmen misst, im Dezember um einen Punkt im Vergleich zum Vormonat auf 47 gefallen ist. Ein Wert von über 50 bedeutet, dass die Mehrzahl der befragten Firmen mehr produzieren wollen, also ihre Aktivitäten ausdehnen. Ein Wert von unter 50 besagt, dass die Mehrzahl der für den Einkauf von Fertigungsmaterialien befragten Manager eine geringere Produktion ihres Unternehmens erwarten. Weitere Indizes, die die Stimmung im Baugewerbe und der Dienstleistungswirtschaft abbilden, sind im Dezember noch stärker gefallen und stehen so tief wie seit dem Februar des Jahres 2020 nicht mehr, dem ersten Monat, in dem über der chinesischen Wirtschaft nach dem Virusausbruch in Wuhan ein flächendeckender Lockdown verhängt wurde.

Xis Neujahrsansprache

Über den Zustand der chinesischen Wirtschaft hatte es zuvor Verwirrung gegeben. Präsident Xi Jinping hatte in seiner Neujahrsansprache betont, die Wirtschaft habe sich „stabil“ entwickelt. Ihre Leistung habe im vergangenen Jahr auch voraussichtlich den Wert von 120 Billionen Yuan (16,27 Billionen Euro) überschritten.

Nachrichtendienste wie Bloomberg meldeten daraufhin, dass Chinas Führung offensichtlich davon ausgehe, dass das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts 2022 gegenüber dem Vorjahr mit einem Wert von 4,4 Prozent weit größer ausfalle als von sämtlichen Ökonomen vorhergesagt. Beobachter wie der Pekinger Finanzprofessor Michael Pettis wiesen jedoch darauf hin, dass es sich bei dem von Xi genannten Wert um eine nominale, also nicht um die Inflation bereinigte Größe handele, während Organisationen wie der IWF mit dem realen Wirtschaftswachstum rechnen, das Preisveränderungen berücksichtigt und in der Folge kleiner ausfällt.

Dass Xis Neujahrsansprache im Vergleich zu früheren Jahren milder im Ton ausfiel, werten Beobachter als weiteren Beleg dafür, dass der Präsident nach der radikalen Kehrtwende im Umgang mit dem Virus in Land und Kommunistischer Partei unter Druck steht. Wie viele Ansteckungsfälle es in der Milliardennation gibt, ist unklar, weil die Regierung die Statistik nicht mehr offiziell fortführt. Das britische Analysehaus Airfinity schätzt, dass sich derzeit täglich 1,8 Millionen Menschen mit Covid anstecken und das Virus jeden Tag 9000 Todesopfer im Land fordert. Bis Ende April werde die Zahl der durch das Virus Getöteten auf 1,7 Millionen steigen, haben die Londoner Analysten auf der Grundlage von früheren Daten aus chinesischen Provinzen und Erfahrungswerten aus anderen Ländern errechnet.

Während in Städten wie Schanghai und Peking dieser Tage die Menschen wieder vermehrt in die Einkaufszentren und Büros strömen, kommt der Staat mit der Einäscherung der Toten nicht mehr nach. Angehörige berichteten der F.A.Z., dass sie die Leichname ihrer nach einer Covid-Erkrankung verstorbenen Mütter oder Väter seit Wochen in der heimischen Wohnung behalten müssten, weil diese nicht von den städtischen Krematorien angenommen werden würden.

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