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#China will die Chip-Autarkie

China will die Chip-Autarkie

Der Held des Tages ist nicht auffindbar auf der größten Halbleitermesse der Welt. 4000 Stände zählt die „Semicon“ im futuristischen Schanghaier Stadtteil Pudong. Doch SMIC, wichtigster Chipproduzent des Landes und Sinnbild der Hoffnung, dass sich China aus der Abhängigkeit ausländischer Technologie befreien kann, ist nicht dabei. Doch auch Apple hat sich nie in Las Vegas auf der Unterhaltungselektronikmesse CES präsentiert. In den Augen der chinesischen Staatsführung ist der Schanghaier Hersteller SMIC, die Semiconductor Manufacturing International Corporation, für Aufstieg oder Fall ihres Landes noch bedeutender als der iPhone-Hersteller für die technologische Vorherrschaft Amerikas.

Hendrik Ankenbrand

Der Volksrepublik drohe ein „noch nie dagewesener Chipmangel“, hatten die Redner zum Auftakt der Messe gewarnt. Die Menge der Halbleiter, die in drei Jahren in der zweitgrößten Wirtschaft der Welt für die Produktion von Smartphones, Unterhaltungselektronik, Elektroautos und Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz gebraucht würden, könne das Land gerade mal zu einem Fünftel aus eigener Produktion decken, sagte Wu Hanming von der Zhejiang-Universität. Für Peking ist das eine Horrorvorstellung, hatten die Vereinigten Staaten im Handelskrieg den Rivalen doch teilweise von Halbleitern abgeschnitten und so die Verwundbarkeit Chinas offengelegt.

Neue Fabrik soll helfen

SMIC, eines der ersten Opfer der Sanktionen Donald Trumps, soll nun zurückschlagen. Obwohl er auf ihrer Schau nicht anwesend war, elektrisierte der Konzern am Donnerstag die Branche, indem er ankündigte, die Not an Chips mit einer neuen Fabrik lindern zu wollen. Zusammen mit der Regierung der Technologiemetropole Shenzhen will SMIC in der Nachbarstadt Hongkongs von 2022 an Prozessoren mit der Knotengröße 28 Nanometer herstellen. Investieren wollen die Eigner rund 2 Milliarden Euro. Laut einer Pflichtmitteilung des börsennotierten Konzerns wird SMIC 53 Prozent an der Fabrik halten und die Stadtregierung 23 Prozent. Weiteres Kapital soll von anderen Investoren eingesammelt werden.

Die Größe der Milliarden von winzigen Transistoren, die sich im Inneren eines Chips ein- und ausschalten und Daten berechnen, entscheidet über seine Leistung. Generell gilt: Je kleiner, desto besser ist der Halbleiter. Ein Nanometer entspricht einem Millionstel Millimeter. 28 Nanometer-Chips fanden sich etwa in Apples iPhone 5, das 2012 auf den Markt kam. Im aktuellen iPhone 12 beträgt die Größe nur noch 5 Nanometer.

Herstellen kann diese bisher kein einziges chinesisches Unternehmen. SIMC schafft Chips mit der Größe von 14 Nanometern, die in Smartphones des chinesischen Herstellers Huawei verbaut sind, der ebenfalls von Washington mit Sanktionen belegt worden ist. Die 28-Nanometer-Prozessoren, die künftig in Shenzhen vom Band laufen sollen, reichen für Geräte aus, die nicht so hohe Anforderungen an Einbaugröße und Stromverbrauch haben – 5G-Basisstationen etwa, oder Fernseher. Dass China die leistungsstärksten Chips für den Einsatz in Smartphones, E-Autos und in der Netzwerktechnik für 350 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr vollständig aus verfeindeten Staaten wie Amerika oder Taiwan importieren musste, ist für Chinas Präsident ein Unding.

China will die Unabhängigkeit

Xi Jinping will Autarkie. Bereits vor sechs Jahren, im Jahr von Trumps Wahlsieg, hatte Xi gewarnt, die Abhängigkeit vom Ausland sei das „größte verdeckte Problem“ seines Landes. Nicht lange nachdem Xi 2012 die Macht im Land übernommen hatte, stellte Peking geschätzt eine Billion Yuan (129 Milliarden Euro) an Subventionen bereit, um die heimische Halbleiterindustrie zu entwickeln. Mit Erfolg: 2020 stieg die Chipproduktion gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent. Im neuen Fünf-Jahres-Plan zieht Peking noch einmal das Tempo an. Die neue Fabrik von SMIC ist da nur der Anfang.

Der Hersteller sei der technisch versierteste Halbleiter-Produzent des Landes, sagt der Schanghaier Berater Georg Stieler, der die Branche in China seit mehr als einer Dekade beobachtet. Doch in einer neu vorgestellten Studie hat Stieler allein für die führenden Hersteller weitere zehn Standorte im Land ausgemacht, in der bestehende Fabriken von Chipherstellern stark ausgebaut werden. In der Folge sei der Börsenwert der führenden Unternehmen in zwei Jahren um das Sechsfache gestiegen. Bis 2025 werde die Branche in China jährlich um geschätzt 10 Prozent wachsen, hat der Fachmann ausgerechnet.

Wie im Goldrausch geht es denn auch auf der Messe in Schanghai zu. Nachdem Peking die Chip-Autarkie als Staatsziel ausgegeben habe, drängten immer mehr Unternehmen in den Markt, berichtet eine Beraterin am Stand von Shanghai Giga Force Electronics. „Unglaubliche Mengen an Geld“ strömten in die Industrie, bestätigt ein Angestellter von Shennan Circuits in Halle N5. Es sei die Frage, ob das nur der Panik nach dem Handelskrieg und der Pandemie geschuldet sei und bald wieder abebben werde. „Es wird noch lange dauern, bis wir Amerika eingeholt haben.“

Das sieht auch Branchenbeobachter Stieler so. Auch wenn SMIC und Huawei derzeit die Chip-Produktion mit rein chinesischem Equipment teste, sei die Lücke zu den weltweiten Marktführern aus Amerika und Taiwan nach wie vor groß. Allerdings glaubt Stieler, dass Trumps Chip-Lieferbann gegen Huawei ein Weckruf für das Land gewesen sei. Nur dank Amerikas Exportverbot könnten chinesische Gründer gegen die etablierte Konkurrenz aus Übersee in den umkämpften Markt eintreten. Für Chinas Chipindustrie, sagt Stieler, sei das eine „einmalige Gelegenheit“.

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