Wissenschaft

#CO2-Bilanz für 2023 zeigt neues Rekordhoch

Passend zur Weltklimakonferenz in Dubai hat das Global Carbon Project (GCP) seine alljährliche Bilanz der Kohlendioxid-Emissionen und der atmosphärischen CO2-Werte veröffentlicht. Demnach ist der anthropogene CO2-Ausstoß gegenüber 2022 erneut um 1,1 Prozent gestiegen und erreicht ein Rekordniveau von 36,8 Milliarden Tonnen. Zunehmende Emissionen gibt es in China und Indien, während sie in den USA und der EU leicht abgenommen haben. Auch die globalen Emissionen von CO2 aus fossilen Brennstoffen wie Erdöl, Kohle und Erdgas steigen noch immer, wie der Bericht aufzeigt. Gleichzeitig tragen Entwaldung und El-Nino-Bedingungen dazu bei, dass die Vegetation der Landflächen in diesem Jahr weniger CO2 aufgenommen hat als zuvor. Insgesamt zeigt damit der globale Emissionstrend noch immer in die falsche Richtung – und reicht für den nötigen Klimaschutz nicht aus.

Zurzeit verhandeln auf der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai die Delegierten von 197 Ländern über den Klimaschutz und mögliche Maßnahmen, um die Pariser Klimaschutzziele wenigstens noch ansatzweise erreichen zu können. Schon im Vorfeld hatten die UN und die World Meteorological Organization (WMO) Berichte über die Treibhausgas-Emissionen und den Zustand der Atmosphäre für das Jahr 2022 veröffentlicht. Demnach waren die Treibhausgas-Werte der Erdatmosphäre Ende 2022 so hoch wie seit drei Millionen Jahren nicht mehr. Gleichzeitig reichen die gemäß dem Pariser Klimaabkommen eingereichten Nationalen Selbstverpflichtungen (NDC) der Länder nicht einmal ansatzweise, um die Klimaschutzziele von maximal zwei Grad Erwärmung gegenüber präindustriellen Werten, noch besser 1,5 Grad zu erreichen.

Emissionstrends
Emissionstrends einiger der großen CO2-Emittenten. © Global Carbon Project

Der Emissionstrend geht weiter nach oben

Jetzt hat auch das Global Carbon Project (GCP) seine alljährlichen CO2-Prognosen für das laufende Jahr veröffentlicht – mit ebenfalls nur bedingt ermutigenden Ergebnissen. Demnach werden die anthropogenen CO2-Emissionen auch im Jahr 2023 wieder ein neues Rekordniveau erreichen. Der CO2-Ausstoß aus fossilen Brennstoffen wird in diesem Jahr demnach auf 36,8 Milliarden Tonnen ansteigen – 1,1 Prozent mehr als 2022. Triebkraft dieser Entwicklung ist die in vielen Regionen noch immer zunehmende Nutzung von Kohle, Erdöl und Erdgas: Der CO2-Ausstoß durch die Verbrennung von Kohle macht 41 Prozent der Gesamtemissionen aus und wird 2023 erneut um 1,1 Prozent ansteigen, bei Erdöl und Erdgas liegt der Zuwachs gegenüber 2022 bei 1,5 und 0,5 Prozent, wie das Global Carbon Project berichtet. Größte Emittenten sind nach wie vor China, die USA und Indien, Deutschland liegt jedoch ebenfalls unter den Top Ten. Zu den großen Emittenten gehören auch die globale Zementindustrie und der Flug- und Schiffsverkehr, in beiden Bereichen hat der CO2-Ausstoß in diesem Jahr weiter zugenommen, beim Flugverkehr sogar um 28 Prozent gegenüber 2022.

Allerdings gibt es deutliche regionale und nationale Unterschiede in den Emissionstrends: Für China, das für 31 Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist, prognostizieren die Forschenden einen Anstieg der CO2-Emissionen in 2023 um rund vier Prozent. Indien, mit acht Prozent der globalen Emissionen auf Rang 3, wird seinen CO2-Ausstoß in diesem Jahr um weitere acht Prozent erhöhen. In der EU und den USA hat der CO2-Ausstoß in diesem Jahr dagegen um 7,4 und drei Prozent abgenommen. Ursachen sind in den USA vor allem der Umstieg von Kohle auf Erdgas, in der EU wirkte sich die Energiekrise durch den Ukrainekrieg und der Ausbau erneuerbarer Energien positiv auf die Emissionsbilanz aus. Ebenfalls eine leichte Abnahme um 0,4 Prozent gibt es im Rest der Welt. „Obwohl die Anzeichen für den Klimawandel überall offensichtlich werden, bleibt das Handeln zur Senkung der CO2-Emissionen schmerzhaft langsam“, sagt Studienleiter Pierre Friedlingstein von der University of Exeter. Es gebe bisher keine Anzeichen für die schnelle Abnahme der globalen Emissionen, der für die Bekämpfung des Klimawandels nötig sei.

Klimapuffer, Brände und der El Niño

Neue Zahlen gibt es auch für die CO2-Bilanz weiterer Stellglieder im Erdsystem, darunter der Landnutzung, den Meeren, der Vegetation und den Emissionen aus Waldbränden. Demnach setzen Landnutzungsänderungen wie die Entwaldung im Jahr 2023 rund 4,2 Milliarden Tonnen CO2 frei, von denen rund 1,9 Milliarden Gigatonnen durch Aufforstung und Wiederbewaldung wieder ausgeglichen werden. „Die Emissionen aus Entwaldung nahmen zwar leicht ab, aber sie sind immer noch zu hoch, um durch nachwachsende Wälder und Aufforstung kompensiert werden zu können“, sagt Co-Autor Clemens Schwingshackl von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Hinzu kommt, dass die ausgedehnten Waldbrände in diesem Jahr, vor allem in Kanada, insgesamt sieben bis acht Milliarden Tonnen CO2 in die Atmosphäre freisetzten – deutlich mehr als im langjährigen Mittel. Insgesamt summieren sich fossile Emissionen und Landnutzungsveränderungen auf einen globalen CO2-Ausstoß von 40,2 Milliarden Tonnen für 2023.

Und auch das Klimaphänomen El Niño, das die Temperaturen des Pazifiks in die Höhe treibt und in den Anrainer-Regionen für starke Wetterveränderungen sorgt, wirkt sich auf die globale CO2-Bilanz aus, wie die Forschenden feststellten. Demnach werden die Ozeane in diesem Jahr zwar rund 10,8 Milliarden CO2 aufnehmen und so als Puffer für die atmosphärischen CO2-Gehalte wirken. Dafür nehmen Böden und Vegetation der Landflächen in diesem Jahr mit 10,4 Milliarden Tonnen weniger CO2 auf als in den vergangenen Jahren. „In El-Niño-Jahren schwächelt die Landsenke, weil Regionen wie der Amazonas und Südostasien von Dürre und Feuern betroffen sind“, sagt Co-Autorin Julia Pongratz von der LMU. Insgesamt nehmen die natürlichen Senken von Land und Meer dadurch etwa die Hälfte der anthropogenen CO2-Emissionen auf. Der Rest gelangt in die Atmosphäre, deren CO2-Gehalt den Prognosen des Global Carbon Project zufolge dadurch auf einen Jahresmittelwert von 419,3 ppm ansteigen wird.

Mehr Anstrengungen nötig

„Es erscheint unausweichlich, dass wir das 1,5-Grad-Ziel überschreiten werden – und die letzten Jahre haben uns drastisch vor Augen geführt, wie gravierend die Folgen des Klimawandels bereits jetzt sind“, sagt Pongratz. „Von den Staats- und Regierungschefs auf der Klimakonferenz in Dubai müssen deutlich höhere Anstrengungen bei der Emissionsreduktion beschlossen werden, um wenigstens das Zwei-Grad-Ziel noch einzuhalten.“ Dem aktuellen Bericht nach könnte eine dauerhafte Überschreitung von 1,5 Grad gegenüber präindustriellen Bedingungen schon in rund sieben Jahren eintreten, sofern die CO2-Emissionen sich so weiterentwickeln wie bisher. Technologien zur nachträglichen Entfernung des Kohlendioxids aus der Atmosphäre (Direct Air Capture and Carbon Storage) haben bisher nur 0,01 Milliarden Tonnen CO2 aufgenommen. „Für die ‚Netto-Null‘ Emissionsziele sind in erster Linie massive Anstrengungen zur Emissionsreduktion unerlässlich. Für die Kompensation schwer vermeidbarer Emissionen wird zusätzlich ein starker Ausbau von CO2-Entnahmeverfahren notwendig sein“, sagt Schwingshackl.

Quelle: Global Carbon Project Earth; System Science Data, doi: 10.5194/essd-15-5301-2023

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